Der US-Amerikaner Richard Fosbury überwand bei den Olympischen Sommerspielen in Mexiko die Höhe von 2,24 Meter und bekam damit die Goldmedaille im Hochsprung. © picture-alliance/ dpa

Olympia-Geschichte

Fosburys Flop revolutioniert den Hochsprung

Erst lacht die Konkurrenz. Dann staunt sie. US-Boy Dick Fosbury beherrscht sie. In Mexiko holt er Hochsprung-Gold. Mit dem Rücken zur Latte. So ist bis dahin noch keiner gesprungen. Schneller bogenförmiger Anlauf, Rumpfdrehung bei den letzten Schritten und Lattenüberquerung rücklings. Das sieht gewöhnungsbedürftig aus, ist aber erfolgreicher als die herkömmliche Sprungtechnik, der "Straddle". Dabei überquert der Springer die Latte bäuchlings, das Schwungbein zieht einen Bogen nach oben über die Latte. Das hat Fosbury in seinen Anfängen, mit 16, auch ausprobiert. 1,60 Meter - höher kommt er bei keinem Sprung. Dann beginnt er zu experimentieren.

Geschichte

Olympische Spiele der Rekorde in Mexiko

"Spektakulär, aber auch sehr individuell"

"Besser wäre es, wenn du zum Zirkus gehen würdest", rät ihm sein Coach Bernie Wagner. Zwar scheint Fosbury, der über die Highschool zur Leichtathletik kommt, mit 1,93 Metern Körpergröße wie geschaffen für den Hochsprung. "Doch ich war ein unkoordinierter Möchtegern-Athlet", erzählt er später, der weder mit dem Scherensprung noch mit dem "Bauchwälzer" (Straddle) technisch klar kommt. Seine Lösung präsentiert er - statt im Zirkus - in der Manege Olympiastadion. Bis 2,22 Meter hat er keinen einzigen Fehlversuch, als Einziger überquert er im Finale 2,24 Meter - olympischer Rekord. Erst am Weltrekord des Sowjetrussen Valerie Brumel (2,28 m) scheitert der 21-Jährige. "Der Fosbury-Stil ist spektakulär, aber auch sehr individuell. Ich glaube nicht, dass er die Zukunft der Disziplin stark beeinflussen kann", kommentiert der sowjetische Trainer Jurij Djatschkow. Trotzdem fotografiert er jedes Detail von Fosburys Sprüngen.

Standard-Technik als Rekord-Modell

Und Djatschkow irrt. Denn Fosburys scheinbar revolutionäre Sprungtechnik lässt sich leicht erlernen. 1972 springt eine erst 16-jährige Deutsche bei den Spielen von München mit dem "Fosbury-Flop" zum Gold. "Dass Ulrike Meyfarth dabei Weltrekord gesprungen ist, war auch ein Sieg für mich", sagt Fosbury später. Ende der siebziger Jahre ist "sein" Stil zum Standard praktisch aller Top-Athleten geworden. Der Weltrekord "klettert" innerhalb von 22 Jahren um 16 Zentimeter auf 2,45 m; Rekordhalter Javier Sotomayor aus Kuba überspringt seine eigene Körperhöhe (1,93 m) um 52 Zentimeter. Solche Dimensionen wären mit der alten Technik nicht zu schaffen. Fosburys "Flop" löst auch die Blütezeit der deutschen Hochspringer aus. Neben Ulrike Meyfarth (1972/1984) avancieren auch Dietmar Mögenburg (1984) und Heike Henkel (1992) zu Olympiasiegern. "Fosbury hat mein Leben verändert. Ohne ihn wäre ich nie zum Hochsprung gekommen", bekennt Carlo Thränhardt, Deutschlands einziger 2,40-Meter-Springer. Fosburys Karriere endet schon im Jahr nach Mexiko. "Ich wollte nicht länger aus dem Koffer leben", erläutert er.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr