Schwimmen
Deutsches Schwimm-Debakel in Rio
von Alexander Bleick, ARD-Schwimm-Reporter
Keine Medaille, nur sieben Finalteilnahmen: Die deutschen Schwimmer haben in Rio enttäuscht. Und Besserung ist nicht in Sicht. ARD-Schwimm-Reporter Alexander Bleick zieht eine ernüchternde Bilanz.
London 2012 markierte mit den medaillenlosen Spielen und nur sieben Finalteilnahmen bis jetzt den deutschen Tiefpunkt in der Olympischen Schwimmgeschichte. Vier Jahre später ist der DSV keinen Schritt weiter gekommen. Die Bilanz in Rio liest sich nicht nur ernüchternd, sie ist es auch. Unter dem Strich stehen die zweiten medaillenlosen Spiele und erneut wieder nur sieben Finalteilnahmen. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil!
Es droht die Bedeutungslosigkeit
Jahrelang lebte die Sportart Schwimmen von Identifikationsfiguren wie Michael Groß, Franziska van Almsick und Britta Steffen. Mit Paul Biedermanns Rücktritt verliert das deutsche Team nicht nur einen Weltklasseschwimmer, sondern auch ein Vorbild für den Nachwuchs und das letzte Gesicht mit Wiedererkennungswert in der durch Badekappen und Schwimmbrillen anonymisierten Sportart. Weit und breit ist niemand in Sicht, der diese Lücke schließen könnte und Kinder und Jugendliche mit Erfolg und Charisma für diese Sportart begeistert. Die Folgen sind absehbar: Ohne Nachwuchs gibt es keine Basis, ohne Basis langfristig keinen Erfolg. Der deutsche Schwimmsport droht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
DSV-Team hätte besser abschneiden können
Dabei hätte das Team in Rio deutlich besser abschneiden können. Eine Wiederholung der Zeiten, die bei den deutschen Meisterschaften in Berlin im April geschwommen wurden, hätte doppelt so viele Plätze in den Endläufen bedeutet. Eine Steigerung dieser Zeiten um wenige Hundertstelsekunden hätte für Paul Biedermann, Marco Koch und Franziska Hentke zum Gewinn einer Medaille gereicht.
Fehlende mentale Stärke
Während andere Spitzenschwimmer in Bestform und auf den Punkt fit waren, konnten in Rio trotz nahezu optimaler Vorbereitungsmöglichkeiten nur fünf der insgesamt 27 deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer ihre persönliche Bestzeit steigern. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Fehler in der Trainingssteuerung und fehlende mentale Stärke sind nur zwei. Zukünftig Abhilfe schaffen kann nur eine Konzentration der Kräfte. Nur wenn die Besten regelmäßig miteinander trainieren und sich regelmäßig miteinander messen, kann künftig ein international konkurrenzfähiges Leistungsniveau erreicht werden.
Stand: 14.08.16 11:00 Uhr
Sportarten
Ergebnisse
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 46 | 37 | 38 |
2. | GBR | 27 | 23 | 17 |
3. | CHN | 26 | 18 | 26 |
4. | RUS | 19 | 17 | 20 |
5. | GER | 17 | 10 | 15 |
6. | JPN | 12 | 8 | 21 |
7. | FRA | 10 | 18 | 14 |
8. | KOR | 9 | 3 | 9 |
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