Dschungelkönig mehr wert als Olympia-Sieg?
Der frühere Weltklasse-Schwimmer Markus Deibler hat mit deutlichen Worten die geringe finanzielle Förderung der deutschen Sportler kritisiert. Über fehlende Medaillen dürfe sich so niemand wundern.
Ist der Titel "Dschungelkönig" mehr wert als ein Olympia-Sieg? Diesen Vergleich hat der ehemalige Weltklasse-Schwimmer Markus Deibler bei Facebook herangezogen, um die Förderung im deutschen Spitzensport und speziell im Schwimmen zu kritisieren. "In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000€ Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000€, sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern," schrieb der kleine Bruder von Olympia-Starter Steffen Deibler. Weiter heißt es in dem Post (in Gänze s.u.): "Deutschland hat eine schlechte Förderung und sehr gute Dopingkontrollen. Damit können wir nicht mit Ländern konkurrieren, die sehr viel fördern und beim Thema Doping nicht so genau hinsehen oder es sogar betreiben." Der 26-Jährige betonte, dass er damit nicht sagen wolle, "dass hier die Kontrollen eingestellt werden sollen".
Am Freitagabend (12.08.16) reagierte Deibler auf die vielen Kommentare zu seiner Äußerung. Er bezeichnete - erneut auf Facebook - seinen Vergleich mit dem Dschungelcamp als plakativ, wiederholte aber seine Kritik daran, dass Sportler in Deutschland nur mit sehr geringen Mitteln finanziell gefördert werden. "Wie soll man da mit Vollprofis konkurrieren?", fragt er. Die Deutsche Sporthilfe, deren Arbeit er sehr schätze und von der er selbst profitiert habe, habe aus seiner Sicht einfach zu wenig Geld zur Verfügung, um die Sportler angemessen zu unterstützen.
Eisdiele statt Schwimmbecken
2014 gewann Markus Deibler bei der Kurz-WM über 100 Meter Lagen.
Während sein drei Jahre älterer Bruder in Rio am Start ist, hat Markus Deibler seine Karriere im Dezember 2014 beendet. Sein Rücktritt vom Leistungssport kam umso überraschender, da er wenige Tage zuvor noch den WM-Titel auf der Kurzbahn über 100 Meter Lagen geholt hatte. Stattdessen betreibt der 26-Jährige heute in Hamburg eine Eisdiele - und verkauft das Eis, das er mit einer Geschäftspartnerin zusammen herstellt, auch in Supermärkten. Auf den Leistungssport hatte Deibler keine Lust mehr - und verfolgt auch die Wettkämpfe seines Bruders nur vom Fernseher aus.
Macht auch Steffen Deibler Schluss?
Steffen Deibler schied über 100 m Schmetterling als 18. schon im Vorlauf aus. Ursprünglich hatte der Kurzbahn-Weltrekordler die Qualifikation für Rio sogar verpasst. Nur aufgrund einer Ausnahmeregelung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) durfte der 29-Jährige mit nach Rio fliegen und dort starten. Hört er wie sein jüngerer, mit 1,97 m aber deutlich größerer Bruder ebenfalls auf? "Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich bin aber froh, dass ich nach den Spielen eine Pause machen kann", sagte Deibler.
Markus Deiblers Post im Wortlaut
Stand: 12.08.16 21:18 Uhr