Medaillenspiegel
Es fehlt die Gelassenheit im Medaillen-Hype
Drei Wettkampftage, noch keine deutsche Medaille - prompt wird der schwächste Olympiastart seit der Wiedervereinigung ausgerufen. Der Blick auf London 2012 zeigt: Gelassen bleiben! Auch vor vier Jahren startete das deutsche Team gemütlich.
Schon nach drei Olympiatagen sind sie da, die typischen Reflexe: Noch keine deutsche Medaille, da kann man doch gleich mal den Weltuntergang herbeibeschwören. Vom"Fehlstart" wird fast überall geschrieben auf den Webpräsenzen diverser TV-Sender und Printprodukte. Einmal ist es der "historische", ein anderes Mal der "schwächste nach der Wiedervereinigung", dann wieder der "größte". Olympia-Autoren auf der Suche nach Superlativen.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, tat sein Übriges, die Stimmung weiter zu drücken. "Da müssen wir klar sagen, der Start ist nicht so wie wir uns das gewünscht haben, alles andere wäre schöngeredet. Bei aller Bedeutung oder Nicht-Bedeutung von Medaillen hätten wir natürlich gerne die ein oder andere Erfolgsmeldung mal im Team ausgetauscht", sagte Hörmann in einem Interview nach dem dritten Wettkampftag.
Dabei war es doch gerade Hörmann, der vor den Spielen eindringlich gemahnt hatte, nicht nur auf den Medaillenspiegel zu schauen. "Wir wollen mit Herzblut, Engagement und Leidenschaft auch den Menschen in der Heimat die schönen Seiten des Sports wieder nahe bringen", hatte der DOSB-Chef erklärt. Nach drei Wettkampftagen stellt man beim DOSB offenbar fest, dass die schönen Seiten mit Medaillen wohl noch schöner wären.
Erste London-Medaille nach drei Tagen
Britta Heidemann
Es lohnt ein Blick auf die Spiele von London 2012, um etwas mehr Gelassenheit ins Warten auf die erste Medaille zu bringen. Fechterin Britta Heidemann und Kanuslalomfahrer Sideris Tasiadis bescherten dem deutschen Team am dritten Wettkampftag mit zwei Mal Silber die ersten Medaillen. Der direkte Vergleich nach drei Tagen schaut also gar nicht so schlimm aus: London 2012 zwei Medaillen, Rio 2016 null Medaillen - da geht also noch was. 44 waren es in London am Ende.
Die ersten Goldmedaillen gab's in London am vierten Wettkampftag durch die Vielseitigkeitsreiter, bei denen Michael Jung im Einzel erneut aussichtsreich im Wettkampf ist. Und dann ist im Wildwasserkanal wieder Sideris Tasiadis unterwegs. Überhaupt zählen die Kanusportler, die vor allem in der zweiten Olympiawoche im Einsatz sind, zu den Topkandidaten für olympisches Edelmetall. Mit acht Medaillen zählten die Kanuten in London zu den Medaillensammlern Nummer eins. Acht Medaillen holten sonst nur die Leichtathleten, die am Freitag beginnen. Als drittstärkstes deutsche "Team im Team" präsentierten sich in London die Radsportler mit sechs Mal Edelmetall. Die Bahnradsportler starten am Donnerstag (11.08.16) ihre Medaillenmission.
Chef de Mission Michael Vesper
Zumindest Michael Vesper, der Chef de Mission des deutschen Teams, bleibt deshalb demonstrativ gelassen. "Wir wussten von Anfang an, dass wir gerade an den ersten Tagen nur wenige ernsthafte Chancen haben", sagt er: "Deshalb lassen wir uns jetzt nicht verrückt machen. Noch haben wir 13 Wettkampftage. Jeden Tag geht die Sonne wieder auf."
Stand: 09.08.16 11:20 Uhr
Weitere Informationen
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Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 46 | 37 | 38 |
2. | GBR | 27 | 23 | 17 |
3. | CHN | 26 | 18 | 26 |
4. | RUS | 19 | 17 | 20 |
5. | GER | 17 | 10 | 15 |
6. | JPN | 12 | 8 | 21 |
7. | FRA | 10 | 18 | 14 |
8. | KOR | 9 | 3 | 9 |
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