Fußballtrainer Horst Hrubesch. © imago/Hartenfelser Foto: Hartenfelser

Porträt

Horst Hrubesch - Olympia-Premiere mit 65

Welt- und Europameisterschaft, Europacup, Bundesliga und reichlich Titel - all das steht in der Vita des ehemaligen Fußballprofis und jetzige Trainers Horst Hrubesch. Mit dem Betreten der olympischen Bühne geht für den 65-Jährigen nun aber noch spät ein Traum in Erfüllung.

Horst Hrubesch hat in seiner bereits seit über 45 Jahre andauernden Karriere als Fußballspieler und -trainer schon viel erreicht: Vizeweltmeister, Europameister, Europapokalsieger und dreimal deutscher Meister ist er unter anderem geworden. Doch in Brasilien erlebt der gebürtige Westfale jetzt noch einmal etwas ganz Neues und Besonderes: die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Schon bei der Anreise mit der deutschen Fußballmannschaft packte den 65 Jahre alten Trainer im Flugzeug das "Olympia-Feeling": "Du schaust dich um und siehst die norwegische Handball-Nationalmannschaft der Frauen, chinesische Tischtennisspielerinnen, deutsche Reiterinnen, irische Sportler. Alles querbeet und kunterbunt, klasse." Am Donnerstag (04.08.16/22 Uhr MESZ/im Livestream auf sportschau.de) startet das Olympia-Abenteuer für Hrubesch und seine Mannschaft mit dem ersten Gruppenspiel in Salvador gegen Mexiko, das 2012 in London durch den Finalsieg gegen Brasilien Olympiasieger geworden war.

Große Vorfreude trotz Nominierungs-Chaos

Zuletzt hatten die deutschen Fußballer die Olympia-Qualifikation in schöner Regelmäßigkeit verpasst: Die bislang letzte Teilnahme gab es 1988 in Seoul, als Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler und Co. Bronze gewannen. Hrubesch führte Deutschland als Trainer nun durch die Halbfinal-Teilnahme bei der U21-EM im vergangenen Jahr in Tschechien erstmals seit 28 Jahren wieder zum Turnier unter den fünf Ringen. Die Vorfreude beim ehemaligen "Kopfballungeheuer" ist groß, auch wenn nicht alle Bundesliga-Vereine (etwa die Europapokal-Qualifikanten Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC) ihre Talente für das Abenteuer Olympia freigaben und es so Schwierigkeiten bei der Aufgebots-Nominierung gab. Lösungen finden und nicht über die ablehnende Haltung in der Bundesliga jammern - das ist das Credo des leidenschaftlichen Anglers, der 1980 als Co-Autor sogar das Angel-Fachbuch "Dorschangeln vom Boot und an den Küsten" herausbrachte.

Warum nicht bis ins Finale?

Fußballtrainer Horst Hrubesch steht mit Spielern der deutschen Olympia-Mannschaft beim Training zusammen auf dem Rasen. © imago/Schüler Foto: Schüler

Alles hört auf sein Kommando: Horst Hrubesch im Kreise seiner Olympia-Mannschaft.

Mit Weltmeister Matthias Ginter (Borussia Dortmund), den Bender-Zwillingen Lars und Sven (Bayer Leverkusen und Dortmund) oder den beiden Schalkern Max Meyer und Leon Goretzka sind im 18er-Kader dann auch viele starke Akteurein seinem Team dabei. Wie immer hat Hrubesch, der mit den U21-Junioren 2009 Europameister wurde, sportlich ehrgeizige Ziele: Erst zum Halbfinale würde die deutsche Mannschaft ins Olympische Dorf einziehen, da die drei Gruppenspiele und das mögliche Viertelfinale nicht in Rio ausgetragen werden. "Das ist ein großer Anreiz. Wenn wir im Halbfinale im Maracana gegen Brasilien spielen vor 80.000, hätte ich nichts dagegen", sagte der 65-Jährige. Und für den Fall der Endspielteilnahme am 19. August hat er auch schon vorgesorgt: "Timo Boll und ich haben ausgemacht, dass wir unsere Finals gegenseitig besuchen, wenn wir es dorthin schaffen", sagte der Europameister von 1980 zur Vereinbarung mit dem deutschen Tischtennis-Ausnahmespieler.

"Olympischer Gedanke ist was ganz anderes"

Bisher kannte Hrubesch, der seine größten Erfolge als Spieler in der Bundesliga beim Hamburger SV (96 Tore in 159 Spielen) erlebte, Olympia nur aus Erzählungen von ehemaligen Mitspielern - etwa von Stürmer Frank Mill, mit dem er in den 1970er-Jahren bei Rot-Weiss Essen zusammenspielte. "Ich habe es 1984 und 1988 erleben dürfen. Es waren grandiose Ereignisse", erzählte Mill Hrubesch von seinen Erfahrungen. Die kann der Trainer in seinem letzten großen Turnier als DFB-Verantwortlicher nun auch endlich machen. "Schon als Kind habe ich gedacht: Mensch, Olympia, das wär was. Ich habe damals Fußball und Handball gespielt, aber nie im Leben geglaubt, dieses Ziel einmal zu erreichen", sagte der am 17. April 1951 in Hamm in Westfalen geborene Vollblut-Fußballer nach der Ankunft in Rio. Doch in die fast kindliche Vorfreude auf das Turnier mit seiner Mannschaft mischt sich eine große Portion sportlicher Ehrgeiz: "Früher hat man bei Olympia immer gesagt: 'Dabei sein ist alles.' Für uns macht das aber keinen Sinn. Wir wollen bis zum Schluss dabei sein und eine Medaille holen." Nach dem Auftaktspiel gegen Mexiko stehen in der Vorrunde noch die Partien gegen Südkorea (Sonntag, 07.08.16) in Salvador sowie gegen Olympia-Neuling Fidschi (Mittwoch, 10.08.16) in Belo Horizonte an.

Nachrichten

Hrubesch: Mehr als ein "Kopfball-Ungeheuer"

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 02.08.16 19:02 Uhr