Kanu
Kanu-Medaillenregen: Zweimal Gold, dazu Silber und Bronze
Die deutschen Kanuten haben am Samstag (20.08.16) Medaillen regnen lassen. Sebastian Brendel und Jan Vandrey gewannen im Canadier-Zweier genauso Gold wie der Kajak-Vierer der Männer. Der Kajak-Vierer der Frauen holte Silber, Ronald Rauhe Bronze. Mit insgesamt sieben Medaillen hat der DKV sein Ziel sogar übertroffen.
Sebastian Brendel ist nach seinem Gold im Einer auch im Canadier-Zweier gemeinsam mit Jan Vandrey zum Olympia-Sieg gepaddelt. Die beiden Potsdamer, bis dahin knapp auf dem Bronzerang, legten auf der Lagoa Rodrigo de Freitas einen Schlussspurt sondergleichen hin. Sie überholten schnell die Russen, fingen dann auch noch die führenden Brasilianer ab und siegten in 3:43,91 Minuten. Das Duo der Gastgeber holte am Ende in 3:44,82 Minuten Silber vor der Ukraine (3:45,95).
"Unser Endspurt ist gut gekommen. Das ist unglaublich. Großer Respekt an den Jungen", sagte der 28 Jahre alte Brendel in Richtung seines vier Jahre jüngeren Kollegen. Vandrey war nach dem Zieleinlauf überwältigt: "Das war schon sehr aufregend. Aber ich hatte einfach einen großen Sportler an meiner Seite." Brendel wird bei der Abschlussfeier am Sonntag die deutsche Fahne tragen.
Kurios: Eigentlich hätte der Deutsche Kanu-Verband (DKV) den C2 überhaupt nicht besetzen können, da sich nur Brendel einen Quotenplatz gesichert hatte. Vandrey wurde erst nach dem Ausschluss des weißrussischen Männerteams wegen Dopings nachnominiert.
Flaggschiff siegt in beeindruckender Manier
Noch beeindruckender war der Auftritt des DKV-Flaggschiffs mit Max Hoff, Max Rendschmidt (beide Essen), Marcus Groß (Berlin) und Tom Liebscher (Dresden). Der Kajak-Vierer der Männer siegte über 1000 Meter in 3:02,14 Minuten mit mehr als einer Bootslänge und fast drei Sekunden Vorsprung auf Weltmeister Slowakei (3:05,04) und die Tschechen (3:05,18). "Ich kann gar nicht mehr aufhören zu heulen, weil ich mich so freue", sagte Hoff. Liebscher fügte hinzu: "Es ist einfach so cool. Wir haben alle als Team zusammengewirkt. Es ist unbeschreiblich."
Der zweite deutsche Olympia-Sieg des Tages bedeutete den Abschluss der Kanu-Wettkämpfe in Rio - und die siebte Medaille für den DKV, dessen Athleten die ohnehin ambitionierte Zielvorgabe von sechsmal Edelmetall sogar noch übertrafen. Es ist die beste Ausbeute seit den Sommerspielen 2004 in Athen. Insgesamt elf Kanu-Sportler fahren mit einer Medaille nach Hause. Rendschmidt und Groß hatten am Donnerstag auch Gold im Kajak-Zweier gewonnen. "Es ist unbegreiflich. Jetzt können wir alle zusammen feiern und haben doppelt so viel Spaß wie im Zweier", freute sich Rendschmidt. Groß meinte mit Blick auf den großen Vorsprung des Flaggschiffs: "Ich hatte schon früh ein Grinsen im Gesicht."
Kajak-Vierer knapp hinter Ungarn
Kurz zuvor hatte auch der Kajak-Vierer der Frauen mit einer ganz starken Vorstellung Edelmetall eingefahren. Sabrina Hering (Hannover), Franziska Weber (Potsdam), Steffi Kriegerstein (Dresden) und Tina Dietze (Leipzig) mussten über die 500-Meter-Distanz nur die Ungarinnen, die in 1:14,19 Minuten einen olympischen Rekord aufstellten, ziehen lassen und liefen in 1:15,09 Minuten auf Rang zwei ein. "Wir können mit Silber zufrieden sein. Das Team hat immer besser zueinander gefunden. Wir sind voll auf Gold gegangen. Es hat aber leider nicht mehr gereicht, die Führung ins Ziel zu retten", erklärte Disziplin-Bundestrainer Kay Vesely. Allerdings hatte das Quartett nach einem schwächeren Vorlauf den Umweg übers Halbfinale nehmen müssen.
"Wir sind super happy. Ich habe, glaube ich, mindestens fünfmal beschleunigt", sagte Dietze nach dem Finallauf und Weber meinte: "Ich bin super glücklich, muss aber auch gestehen, jetzt ist der Akku wirklich leer." Zusammen hatten Dietze und Weber in Rio auch schon Silber im Kajak-Zweier über 500 m gewonnen. Für Hering kam gleich nach dem Medaillengewinn gleich noch ein weiterer freudiger Moment hinzu: Ihr Freund Paul überraschte sie mit einem Heiratsantrag. Die 24-Jährige nahm ihn mit einem leisen "Ja" und unter großem Applaus der Augenzeugen an der Regattastrecke an. "Unglaublich, erst holen wir hier die Medaille, dann bekomme ich noch diesen Ring", zeigte sich die Kanutin vom gerade Erlebten überwältig.
Rauhe macht es richtig spannend
Total ausgelaugt: Ronald Rauhe (r.).
Den Medaillenregen hatte Ronald Rauhe eingeleitet. Beim letzten großen Rennen seiner Kanu-Karriere musste der Routinier allerdings gleich doppelt schwitzen. Am Ende der 200-Meter-Strecke legte der 34-Jährige mit seinem Kajak noch einen "Ziel-Sprung" hin. Doch der Spanier Saul Craviotto wurde zunächst als Dritter ausgewiesen, Rauhe war nur Vierter. Bange Sekunden des Wartens folgten, die Offiziellen werteten das Fotofinish aus - und dann die Erleichterung, zeitgleich, zweimal Bronze! "Ich habe so gehofft, dass ich noch als Dritter aufleuchte. Ich wusste, dass das meine letzte Chance war. Und jetzt mit der Bronze-Medaille abzuschließen - einfach phänomenal", jubelte der Potsdamer, dem die Tränen in die Augen schossen.
Der Olympiasieger von 2004 hatte seinen Vorlauf gewonnen und war dann mit der insgesamt zweitschnellsten Zeit der beiden Halbfinalläufe ins Finale gepaddelt. Im Endlauf musste er dem Briten Liam Heath (35,20 Sekunden) und dem Franzosen Maxime Beaumont (35,36) den Vortritt lassen. Aber auch nur den beiden. Rauhe und Craviotto folgten auf gleicher Höhe mit 35,66 Sekunden. Im Zweier über die Sprintdistanz hatte Rauhe mit Tom Liebscher (Dresden) als Fünfter eine Medaille noch denkbar knapp verpasst.
Stand: 20.08.16 15:31 Uhr
Sportarten
Ergebnisse
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 46 | 37 | 38 |
2. | GBR | 27 | 23 | 17 |
3. | CHN | 26 | 18 | 26 |
4. | RUS | 19 | 17 | 20 |
5. | GER | 17 | 10 | 15 |
6. | JPN | 12 | 8 | 21 |
7. | FRA | 10 | 18 | 14 |
8. | KOR | 9 | 3 | 9 |
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