Tennis

Kerber und Siegemund mit "gutem Job" - und Frust

von Bettina Lenner, sportschau.de

Laura Siegemund und Angelique Kerber sind beim olympischen Tennisturnier mit überzeugenden Leistungen ins Achtelfinale eingezogen. Auf ihnen ruhen nun die Hoffnungen des deutschen Teams, das in Rio einige Enttäuschungen verkraften muss.

Hat die erste Trophäe in Rio schon errungen: Laura Siegemund.

Laura Siegemund konnte ihr Glück kaum fassen. "So ein geiles Souvenir. Die habe ich schon die ganze Zeit im Auge", jubelte die Weltranglisten-32. aus Metzingen, nachdem ihr ein Volunteer seine Umhängetasche mit dem Aufdruck "Rio 2016" geschenkt hatte. Die erste Trophäe hat die Olympia-Debütantin damit schon sicher. Und wer weiß, was für sie nach dem überzeugenden Einzug ins Achtelfinale bei ihren ersten Sommerspielen noch geht.

"Das war ein Bomben-Match, ich bin superhappy. Ich habe sehr konzentriert, solide und druckvoll gespielt", sagte sie nach dem 6:2, 6:4 gegen Zhang Shuai aus China. Die 28-Jährige und die Weltranglisten-Zweite Angelique Kerber sind damit die großen Hoffnungsträger im deutschen Tennis-Team - allerdings auch die einzigen. Die Australian-Open-Siegerin aus Kiel hatte ihre Angstgegnerin Eugenie Bouchard (Kanada), gegen die sie zuvor dreimal in Folge verloren hatte, mit 6:4, 6:2 ausgeschaltet.

Verletzungsfluch drückt auf die Stimmung

Zuschauer beim Kerber-Match: der verletzte Philipp Kohlschreiber (vorne rechts), der im Anschluss heimflog.

Die Stimmung in der deutschen Mannschaft ist dennoch gedrückt. Denn einen Tag nach Dustin Brown (Bänderriss) musste am Montag (08.08.2016) auch Philipp Kohlschreiber sein Olympia-Abenteuer wegen einer Stressfraktur im Fuß vorzeitig beenden. "Das ist für uns alle traurig. Die Stimmung ist jetzt natürlich nicht so schön", meinte Medaillenhoffnung Kerber zum unglaublichen Verletzungsfluch der deutschen Tennisspieler. Insgesamt scheiterten vier von sieben deutschen Profis bereits in der ersten Runde - ebenso wie alle drei Doppel. Keine glanzvolle Bilanz.

Wohl kein deutsches Mixed

Dass noch ein deutsches Mixed an den Start gehen wird, davon geht der Deutsche Tennis Bund (DTB) nicht aus. "Es wird ein Mixed gemeldet, aber es wird nicht reinkommen", sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff. Grund ist die schlechte Ranglisten-Position von Jan-Lennard Struff. Der Weltranglisten-83. soll mit Kerber für die Konkurrenz eingeschrieben werden. Doch die Aussichten sind eher trübe: Im Mixed-Wettbewerb werden nur 16 Paarungen zugelassen. "Selbst mit Kohlschreiber und Kerber wäre es eng geworden", sagte Hordorff.

"Wir versuchen es positiv zu sehen"

"Wir versuchen es positiv zu sehen, mehr bleibt uns nicht übrig. Jetzt haben Angie und ich wenigstens unseren Job gut gemacht", meinte Siegemund. Kerber trifft am Dienstag in der Runde der letzten 16 auf die ehemalige US-Open-Siegerin Samantha Stosur (Australien), Siegemund ist gegen die Weltranglisten-61. Kirsten Flipkens (Belgien) ebenfalls favorisiert. "Das wird ganz zäh und sicher kein schönes Match. Aber klar, es könnte auch schlimmer kommen", sagte die Diplom-Psychologin, bevor sie sich nebst schwarz-rot-goldenem Haarband um die Schirmmütze in den Feierabend verabschiedete. Nicht allerdings, ohne ein Versprechen zu geben: Wenn sie Gold gewinnt, muss für den großzügigen Volunteer ein Selfie mit der Olympiasiegerin herausspringen.