Die deutschen Bahnradfahrer Henning Bommel, Nils Schomber, Kersten Thiele und Domenic Weinstein © dpa - Bildfunk Foto: Javier Etxezarreta

Radsport Bahn

Teamsprinter nach Aus entsetzt

Frust statt Medaille: Die deutschen Teamsprinter sind im Kampf um eine Medaille krachend gescheitert. Schon in der ersten K.o-Runde war für Rene Enders, Joachim Eilers und Maximilian Levy Endstation.

Sie waren mit großen Erwartungen gestartet und sind in einem Albtraum erwacht: Die deutschen Teamsprinter René Enders (Erfurt),Joachim Eilers (Chemnitz) und Maximilian Levy (Cottbus) unterlagen am Dienstag (11.08.2016) gegen Weltmeister Neuseeland und verpassten die Finalläufe. Neuseeland gewann Silber, im Finale setzte es eine Niederlage gegen Großbritannien. Die Briten feiern damit einen Gold-Hattrick.

Von Freude war dagegen im deutschen Team keine Spur. "Die Arbeit von eineinhalb Jahren ist dadurch zunichte gemacht", sagte Bundestrainer Detlef Uibel fassunglos. "Das Ergebnis ist natürlich bitter. Heute haben wir es nicht zusammen bekommen. Das ist natürlich schade, weil jeder für sich viel drauf hatte", sagte Levy. Auch Enders sprach von einer "herben Enttäuschung", der Erfurter kündigte seinen Abschied an: "Für mich ist Feierabend mit Olympia. Ich brauche Ruhe, Urlaub und Abstand. Ich hoffe, dass die anderen das gerade biegen können."

Niederlag-Ausfall nicht kompensiert

Der deutsche Bahnradfahrer Joachim Eilers © dpa Foto: Felix Kästle

Eilers rückte auf die ungeliebte

Der kurzfristige Ausfall von Max Niederlag hatte sich stärker ausgewirkt als gedacht. Wegen eines Infekts sagte der Chemnitzer auch seine Einzelstarts in Rio ab. Niederlag sollte an zweiter Stelle hinter Anfahrer Enders starten. Der BDR musste nicht nur Levy ins Team einbauen, sondern auch einen Positionswechsel vornehmen. Eilers übernahm den Niederlag-Part. Die Umstellung hemmte, schon in der Qualifikation gab es eine Niederlage gegen Frankreich, die zum Duell gegen Weltmeister Neuseeland führte.

Erinnerungen an London

Der personelle Dämpfer weckte Erinnerungen an London. Vor vier Jahren war das BDR-Trio ebenfalls als einer der Goldanwärter zu Olympia gereist. Doch am Wettkampfabend fiel Stefan Nimke mit Rückenschmerzen aus, damals reichte es mit Ach und Krach zu Bronze. "Jetzt hatten wir eine Woche, uns darauf einzustellen, das macht es vom Kopf her einfacher", sagte der für Niederlag eingesprungene Levy. Es reichte trotzdem nicht. Die Männer hatten mit einer Medaille für einen "Auftaktschub" in der Mannschaft sorgen wollen, wie Levy sagte - zumal die deutschen Straßenfahrer ohne Edelmetall geblieben waren.

Auch die Frauen scheitern früh

Die deutschen Bahnradfahrerinnen Mieke Kröger, Gudrun Stock, Charlotte Becker and Stephanie Pohl © dpa - Bildfunk Foto: Felix Kästle

Eine einzige Enttäuschung war der Auftritt des deutschen Frauen-Vierers. In 4:30,068 Minuten waren Gudrun Stock, Charlotte Becker, Mieke Kröger und Stephanie Pohl gut 17 Sekunden langsamer als die Briten, die in 4:13,260 Minuten Weltrekord fuhren. Deutschland verpasste als Neunter und damit Letzter den Einzug in die erste Runde.

Einstieg missglückt - weitere Chancen folgen

Die Hoffnungen ruhen jetzt auf Kristina Vogel, die gemeinsam mit ihrer Partnerin Miriam Welte am Freitag in den Teamsprint einsteigt. Favoriten sind die beiden deutschen Frauen nicht. Das waren sie aber auch vor vier Jahren in London nicht, als sie von Wechselfehlern der favorisierten Teams aus Großbritannien und China profitierten und Gold holten. "Ich kann den Start kaum mehr erwarten", meinte Vogel, die anschließend auch in den Einzeldisziplinen Keirin und Sprint zu den Mitfavoritinnen zählt.

War die Erfurterin vor vier Jahren noch das Nesthäkchen in der deutschen Mannschaft, ist sie inzwischen als siebenmalige Weltmeisterin längst der große Star. "Wenn ich das Podest sehe, dann weiß ich, wo ich hin will. Ich bin heiß und will Radrennen fahren. Ich will wissen, ob sich die harte Arbeit im letzten Jahr bezahlt gemacht hat", unterstrich Vogel. Mit vierten oder fünften Plätzen will sich die 25-Jährige erst gar nicht abgeben: "Ich bin so frech zu sagen, dass ich schon ganz gerne drei Medaillen hätte und davon einmal ganz oben stehen möchte."

Joachim Eilers - der Mann, den es zu schlagen gilt

Der möglicherweise größte deutsche Gold-Anwärter aber ist Joachim Eilers, der zuletzt bei der WM in London im Keirin und dem nicht-olympischen 100-Meter-Sprint triumphierte. Seine Werte sollen weiter absolut top sein, in Rio ist im Grunde alles für seine Krönung im Keirin angerichtet. "Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt", betonte Kollege Levy, der 2012 immerhin Zweiter wurde.

Letzter im Bunde der Medaillenkandidaten ist schließlich Roger Kluge, der Jahr für Jahr zwischen der Straße und der Bahn hin- und herpendelt. In Rio startet er im Mehrkampf Omnium und gehört zu den Mitfavoriten. Auch hier allerdings ist die Konkurrenz groß. Allen voran Tour-de-France-Sprintkönig Mark Cavendish hat nichts anderes als die Goldmedaille im Blick.

Bahnrad-Vierer mit durchwachsenem Start

Dagegen hat der deutsche Bahnrad-Vierer kaum Chancen. Henning Bommel (Berlin), Nils Schomber (Grevenbroich), Kersten Thiele (Erfurt) und Domenic Weinstein (Unterbaldingen) belegten in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung in 4:00,911 Minuten den sechsten Platz und kommen für die Medaillenränge wohl nicht in Frage. Ein kleines Spektakel lieferte fast schon erwartungsgemäß der britische Bahn-Vierer mit Superstar Bradley Wiggins ab. Das Quartett kam in 3:51,943 Minuten nah an den eigenen Weltrekord heran. Die zweitbeste Zeit fuhr Dänemark (3:55,396).

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 11.08.16 23:00 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
Stand nach 306 von 306 Entscheidungen.

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