Kristina Vogel, Bahnradfahrerin

Kristina Vogel - Weltklasse nach Schicksalsschlag

Sportart: Radsport Bahn
Disziplinen: Keirin , Sprint Teamsprint
Land: Deutschland Flagge Deutschland

Steckbrief

geb. am: 10.11.1990
in Leninskoje (Kirgisistan)
Größe: 160 cm
Gewicht: 66 kg
Verein: Team Erdgas.2012
Beruf: Polizeimeisterin bei der Bundespolizei

Sportliche Eckdaten

Größte Erfolge
Olympische Spiele:
Gold (Bahn-Teamsprint) 2012
4. Platz (Bahn-Sprint) 2012

Weltmeisterschaft:
6. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2009
9. Platz (Bahn-Sprint) - 2009
5. Platz (Bahn-Sprint) - 2010
6. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2010
5. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2011
7. Platz (Bahn-Sprint) - 2011
1. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2012
3. Platz (Bahn-Keirin) - 2012
1. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2013
2. Platz (Bahn-Sprint) - 2013
6. Platz (Bahn-Keirin) - 2013
1. Platz (Bahn-Keirin) - 2014
1. Platz (Bahn-Sprint) - 2014
1. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2014
1. Platz (Bahn-Sprint) - 2015
4. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2015
1. Platz (Bahn-Keirin) - 2016
3. Platz (Bahn-Sprint) - 2016
3. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2016

Europameisterschaft:
2. Platz (Bahn-Sprint) - 2010
3. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2010
7. Platz (Bahn-Keirin) - 2010
3. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2011
4. Platz (Bahn-Keirin) - 2011
5. Platz (Bahn-Sprint) - 2011
1. Platz (Bahn-Sprint) - 2013
2. Platz (Bahn-Keirin) - 2013
2. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2013
1. Platz (Bahn-Keirin) - 2014
2. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2014
3. Platz (Bahn-Sprint) - 2014
2. Platz (Bahn-Teamsprint) - 2015
3. Platz (Bahn-Sprint) - 2015
5. Platz (Bahn-Keirin) - 2015


Es war ein schwarzer Mittwoch für sie, dieser 20. Mai 2009: Eigentlich wollte Kristina Vogel nur auf den Straßen ihrer Heimat Thüringen trainieren - doch dann änderte sich alles von einer Sekunde auf die andere. Ein Auto nahm ihr die Vorfahrt und rammte sie von ihrem Rad.  Als die damals 18-Jährige im Krankenhaus erwachte, hatte sie zwei Tage im Koma gelegen. Ein Brustwirbel war gebrochen, der Handwurzelknochen auch; mehrere Zähne hatte sie verloren und die Glasscheibe des Autos hatte ihr das Gesicht so zerschnitten, dass eine Gesichtshälfte teilweise taub blieb.

Olympiasieg 2012 die Krönung des Comebacks

Als sie nur drei Jahre später bei den Olympischen Spielen in London ganz oben auf dem Treppchen stand und die Goldmedaille um ihren Hals baumelte, hatte sie die Zweifel an einer Fortsetzung ihrer Karriere endlich überwunden, obwohl die Angelegenheit ein zähes juristisches Nachspiel hatte. Denn wie sich herausstellte, gehörte der Unfallwagen zum Fuhrpark der Thüringer Polizei. Und auf einmal schienen der sportliche Lorbeer der Bundespolizistin dem Freistaat nicht mehr so wichtig zu sein. Nur knapp ein Drittel der geforderten 80.000 Euro Schmerzensgeld wollte der Dienstherr des Unfallverursachers zahlen. Im Urteil, das 2014 endlich gesprochen wurde, waren es schließlich 100.000 Euro.

Vier Wochen hatte die 1990 in Leninskoje, einem Ort im heutigen Kirgisistan, geborene Vogel im Krankenhaus gelegen, danach drei Monate in der Reha verbracht, bis das Ziel Comeback langsam Konturen annahm. "Ich wollte unbedingt wieder im Sattel sitzen", sagt sie in der Rückschau und beendete das Thema auf ihrer Homepage kurz und knapp: "Ich bin wieder da!"

Ein perfektes Team mit Miriam Welte

Auf der schnellen Bahn des olympischen Velodroms in London kehrte auch das Glück vollends zurück zu ihr. Fortuna war wohl mit im Spiel, als sie und Partnerin Miriam Welte auf der Zielgeraden des Teamsprint-Wettbewerbs im Halbfinale und Finale von Wechselfehlern der Konkurrenz profitierten. Gold soll es in Rio nach drei Teamsprint-Weltmeisterschaften (2012/2013/2014) wieder sein. Quasi als Schlusspunkt der Velodrom-Partnerschaft mit der 29-jährigen Welte, die nach den Sommerspielen in Brasilien aufhören will.

Trainingslager ohne Komfort

Vorher aber standen Qualen in Colorado Springs auf dem Trainingslagerplan. Dort, auf 2.000 Meter Höhe, sollte die goldene Grundlage gelegt werden. Bei guten Bedingungen, hieß es. Auch die Unterkunft war okay. Vorausgesetzt, man hatte keinen Luxus erwartet - oder Zimmer mit Schränken. Die gab es in der einfachen Herberge nämlich nicht und Toiletten auch nicht. Vogel: "Die waren genau 60 Schritte entfernt." Zum zweiten Olympiasieg in Rio de Janeiro ist es ungleich weiter.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 14.07.16 16:34 Uhr