Turnen

USA turnen überlegen zu Mannschafts-Gold

Die favorisierten US-Turnerinnen haben sich am Dienstag (09.08.16) in Rio de Janeiro souverän Mannschafts-Gold gesichert. Die deutschen Frauen überraschten in ihrem ersten olympischen Teamfinale als Sechste positiv.

"Es war unser größtes Ziel, dass wir es als Team einmal in ein olympisches Teamfinale zu kommen. Wir sind mega-happy und fast sprachlos", sagte eine überglückliche Elisabeth Seitz nach dem Wettkampf. Mit so einer tollen Platzierung hatte im Lager des Deutschen Turnerbundes vorher niemand ernsthaft gerechnet. Umso höher ist die Leistung der deutschen Turnerinnen einzuschätzen, die vor 12.000 Zuschauern in der Olympic Arena von Rio über sich hinauswuchsen, durchgehend fehlerfreie Übungen zeigten und am Ende verdient auf dem historisch guten sechsten Rang landeten. Mit 173,672 Punkten ließen Sophie Scheder, Pauline Schäfer (beide Chemnitz), Tabea Alt (Ludwigsburg), Seitz und Kim Bui (beide Stuttgart) immerhin die Niederlande (172,447 Punkte) und Gastgeber Brasilien (172,087 Punkte) hinter sich.

US-Girls in einer eigenen Liga

In ihrer eigenen Liga turnten die US-Amerikanerinnen um die überragende Simone Biles. Mit sagenhaften 184,897 Punkten sicherten sie sich nach 1996 und 2012 zum dritten Mal das Team-Gold - und zwar mit deutlichem Vorsprung vor Russland (176,688 Punkte) und China (176,003 Punkte). Für Japan (174,371 Punkte) blieb nur der undankbare vierte Platz, die Britinnen (174,362 Punkte) liefen knapp dahinter ein.

An praktisch allen Geräten zeigten die US-Girls die beste Leistung. Am Schwebebalken pulverisierten sie mit insgesamt 45,533 Zählern nebenbei alle bisher dagewesenen Wertungen. Alexandra Raisman und Gabrielle Douglas wiederholten in den US-Trikots ihren Erfolg von vor vier Jahren. Biles steht als Favoritin in vier Einzelfinals und könnte damit zur erfolgreichsten Athletin der Spiele avancieren, wenn alle Gold-Pläne der Texanerin aufgehen.

Schäfer geht voran - Deutsche mit viel Können und Grazie

Pauline Schäfer zeigte am Boden eine Weltklasseleistung.

Bei den deutschen Damen leistete sich - anders als bei den Männern am Montag - keine Schwäche. Für die Highlights sorgten Schäfer am Boden und Alt beim Sprung. Aber der Reihe nach: Zunächst musste das Quintett von Bundestrainerin Ulla Koch auf den Schwebebalken. Das Gerät entpuppte sich allerdings nicht wie früher so oft als "Zitterbalken". Alle deutschen Turnerinnen blieben oben, und auch Spezialistin Pauline Schäfer stand den nach ihr benannten Salto sicher. Am Boden, in der Qualifikation das schwächste Gerät, wurden danach aber wertvolle Punkte gelassen, auch wenn Schäfer eine tadellose Übung zeigte..

Die Medaillenränge waren zu diesem Zeitpunkt bereits in weite Ferne gerückt, aber die DTB-Riege verabschiedete sich mit Anstand. Erst am Sprung und dann vor allem am Stufenbarren turnten die Deutschen mit Ausdruck und Grazie. Bui analysierte später im ZDF: "Wir sind super am Balken gestartet, weiter ging es dann am Boden, wo ich einen kleinen Fehler drin hatte. Beim Sprung haben wir unser Bestes gezeigt und sind wieder ohne Fehler geblieben. Am Barren, unser superstarkes Gerät, haben wir am Ende noch einmal richtig gezeigt, wie Deutschland Barren turnen kann."

Bessere Medaillenchancen als mit dem Team besitzen Mehrkampf-Meisterin Scheder und ihre Vorgängerin Seitz im Finale an ihrem Paradegerät, an dem am Sonntag mit etwas Glück ein Podestplatz herausspringen kann. Zuvor steht am Donnerstag (21.00 Uhr MESZ) für das Duo die Entscheidung im Mehrkampf an.