Olympiastadt
Nichts geht mehr: Rio steht im Stau
von Bettina Lenner, sportschau.de
In der Olympiastadt Rio de Janeiro ist das Verkehrschaos größer denn je. Der Ärger über die "Olympic Lanes" ist groß, eine Lösung des Problems für die Bewohner der Metropole nicht in Sicht - trotz der Einführung eines weiteren Feiertags.
Die Lösung eines Problems kann manchmal ganz einfach sein. Als sich der Verkehr in Richtung Olympic City allzu sehr staut, steigt ein Einheimischer kurzerhand aus, entfernt vor den Augen der Polizei beherzt die störenden Pylonen und rauscht scheinbar unbehelligt auf der nagelneuen Fahrbahn davon. Doch nicht immer läuft es dieser Tage so simpel in der Olympiastadt Rio de Janeiro. Das prognostizierte Verkehrschaos scheint sich zu bewahrheiten. Busfahrpläne sind Schall und Rauch, eine echte Geduldsprobe nicht zuletzt für zu deutscher Pünktlichkeit neigende Olympia-Besucher. Wer seinen Zeitplan einhalten will, muss große Puffer einplanen.
Ärger über die "Olympic Lanes"
Doch vor allem die Einwohner der Zwölf-Millionen-Metropole gucken in die Röhre. Renovierte, verbreiterte oder ganz neu angelegte Straßen - ihnen waren die Neuerungen als große Erleichterung angepriesen worden. Doch zumindest kurz vor Beginn der ersten Sommerspiele in Südamerika erweisen sie sich als Albtraum. Denn während für die olympische Familie auf den grün markierten, insgesamt 166 Kilometer langen "Olympic Lanes" der Verkehr fließt, stehen die Brasilianer im Stau. In den sozialen Netzwerken machten die "Cariocas" ihrem Ärger Luft. "Drei Stunden für eine Strecke, die ich normalerweise in 30 Minuten abfahre", "Gebt die Spur für die Busse frei", lauten entsprechende Forderungen. Das Verständnis für die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geforderten Sonder-Fahrspuren für den Transport von Sportlern und Delegationen schwindet schnell.
Neue Metro vorerst eine reine Olympiabahn
Eine reine Olympiabahn: die Metrolinie 4.
Das Problem: Zum weit westlich des Stadtzentrums gelegenen Olympiapark in Barra da Tijuca gibt es von Copacabana und Ipanema aus nur zwei größere Straßen, die Gegend ist von Bergen durchzogen. Die neue U-Bahn wäre eine Alternative. Doch die seit Montag für Passagiere freigegebene "Linha 4" zwischen Barra und der touristischen Südzone in Rio ist vorerst eine reine Olympiabahn. Das Ticket Riocard wird nur gegen Vorlage einer Olympia-Akkreditierung oder -Eintrittskarte ausgehändigt.
Donnerstag zum Feiertag erklärt
Eduardo Paes, Bürgermeister von Rio de Janeiro, hat nun aus der Not eine Tugend gemacht und wegen des Verkehrschaos durch die Spiele diesen Donnerstag (04.08.2016) zum Feiertag erklärt. Mit dieser Maßnahme sollen die Wege durch die "Cidade Maravilhosa" für die Fackelträger und den Begleit-Konvoi frei sein. Bereits zuvor hatte Paes den kommenden Freitag (05.08.2016) für die Eröffnungsfeier, den Wettkampftag der Triathleten (18.08.) und den Montag (22.08.) nach der Schlussfeier zur besseren Abreise der Olympiafamilie als städtische Feiertage in den Ferienkalender aufgenommen. Es gehe darum, Unannehmlichkeiten für die Bürger so gering wie möglich zu halten, hieß es.
120 Kilometer Stau am Montag
Doch das Problem wird dadurch für die restliche Zeit kaum gelöst sein. Joaquim Dinis vom Verkehrsamt von Rio hat die Bevölkerung gebeten, "ihre Routine zu ändern, damit nicht alle die Linha Amarela gleichzeitig nutzen". Klingt nicht nach einer durchschlagenden Lösung. Und so wird der Verkehr die Bewohner der Metropole wohl bis zum Schlusstag der Spiele am 21. August auf eine harte Probe stellen. 120 Kilometer Stau am Montag (01.08.2016) waren ein Vorgeschmack auf das, was da noch kommen mag, über 1.000 Autofahrer wurden wegen Benutzung der Olympia-Spuren mit umgerechnet 35 Euro Bußgeld zur Kasse gebeten. Wer weiß, ob am Ende der junge Mann, der beherzt die Pylonen aus dem Weg räumte, nicht auch darunter war. Immerhin war er schnell am Ziel.
Stand: 02.08.16 17:05 Uhr