Hockey-Nationalspieler Moritz Fürste © imago/VI Images

Moritz Fürste: Das Gesicht des Hockeys

von Andreas Bellinger, sportschau.de

Der Hamburger Moritz Fürste hat zweimal olympisches Gold geholt. Bei seinen letzten Spielen in Rio soll der dritte Triumph folgen - als Mannschaftskapitän des Hockey-Teams.

Wollte man erklären, was ein "Sonnyboy" ist, könnte einem Moritz Fürste durchaus in den Sinn kommen. Sympathisch und charmant ist er - ein junger Mann, der Fröhlichkeit und Gelassenheit ausstrahlt. In Rio ist er der Mannschaftskapitän. Die Mitspieler haben den 31-Jährigen gewählt, und Bundestrainer Valentin Altenburg prophezeit: "Wir werden in Rio den besten Fürste aller Zeiten erleben."

"Sonnyboy" lässt es auch mal krachen

Unbestritten ist Fürste das Gesicht des Hockeys. Am Schattendasein seiner Sportart zwischen den Spielen ändert aber auch er nichts. Der bekannteste deutsche Spieler weiß sich jedoch zu inszenieren, mischt sich ein und schreckt auch vor derben Kommentaren nicht zurück. So wie nach Rory McIlroys Absage an Olympia. Fürste quittierte das mit einem bitterbösen Tweet in Richtung des Golfprofis aus Nordirland: "Du bist ein Idiot. Du bist kein Sportler. Kein echter. Du bist Geschäftsmann!" Oder wie nach Hamburgs Abwahl der möglichen Olympia-Bewerbung 2024. "Sport in Deutschland ist tot. Jetzt auch offiziell!", postete Fürste, der ein Gesicht der Bewerbung war und helfen sollte, die Spiele in seine Heimatstadt zu holen. Aber auch ein "Sonnyboy" und zweimaliger Hockey-Olympiasieger kann nicht zaubern. Dabei hatte er sich beim nationalen Showdown gegen Berlin in der Frankfurter Paulskirche mächtig ins Zeug gelegt und mit einer bestechenden Stehgreifrede alle überrascht.

"Medaillen und Pokale nicht im Vordergrund"

Steckbrief Moritz Fürste

geboren: 28. Oktober 1984 Hamburg
Verein: Uhlenhorster Hockey Club
Beruf: Sportmarketing-Chef in einer Werbeagentur
Länderspiele: 283 - davon 27 in der Halle (Stand: 17. Juli 2016)
Größte Erfolge: Olympiasieger in Peking (2008) und London (2012); Weltmeister (2006); Hallenweltmeister (2007, 2011); Europameister (2011); Champions-Trophy-Sieger (2007, 2014)
Auszeichnungen: Welthockeyspieler 2012, Silbernes Lorbeerblatt (2008, 2012)

Als Moritz Fürste am 28. Oktober 1984 in Hamburg geboren wurde, bekam er das Hockey-Gen mit in die Wiege gelegt. Sein Vater Peter spielte beim Uhlenhorster Hockey-Club (UHC) in der 1. Mannschaft und natürlich bekam der Sprössling seinen ersten Schläger schon in die Hand gedrückt, als er gerade ohne dessen Hilfe laufen konnte. Doch als Naturtalent erwies sich der Dreijährige nicht; ohnehin gefiel ihm Tennis auch nicht schlecht. "Ich war eher ein Spätstarter, meine Entwicklung zum Top-Spieler begann erst relativ spät", erzählt Fürste, der als Jugendlicher nie in die Auswahlmannschaften des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) berufen wurde.

Dass er Olympiasieger (2008 und 2012), Weltmeister (2006) und Welthockeyspieler (2012) werden sollte, stand nirgends geschrieben. Und ist bis heute nicht der eigentliche Antrieb: "Für mich stehen Medaillen und Pokale nicht im Vordergrund. Meine Leidenschaft zum Hockey und der Wille, immer wenn ich auf dem Platz stehe zu gewinnen - das sind die Dinge, die mich auch in schwierigen Karrierephasen motivieren."

Rückschläge und schwierige Karrierephasen

Schwierige Karrierephasen und Rückschläge gab es einige. Die Kreuzbandrisse 2011 und 2014 zum Beispiel, die er jeweils auf Anraten der Ärzte auf konventionelle Art ohne Operation behandeln ließ. "Es war vielleicht eine der glücklichsten Fügungen meines Lebens. Ich bin durch das intensive Training jetzt auf einem athletischen Level, das ich noch nie zuvor hatte", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Rechtzeitig vor Olympia in London war er wieder fit. Ein zweites Mal allerdings misslang ihm ein derartiges Comeback. Nach dem neuerlichen Kreuzbandriss im Trainingslager in Südafrika 2014 verzichtete Bundestrainer Markus Weise auf den Kapitän für die Weltmeisterschaft in den Niederlanden. Umgeworfen hat dies die Frohnatur nicht. Dafür hat Moritz Fürste schon als kleiner Junge weit Schlimmeres erlebt.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 20.07.16 15:50 Uhr