Hockey-Nationalspieler Moritz Fürste © imago/VI Images

Moritz Fürste: Das Gesicht des Hockeys

von Andreas Bellinger, sportschau.de

Als er neun war, ertrank der Vater

Erst neun Jahre alt war Moritz Fürste, als sein Vater Peter beim Untergang der Estonia-Fähre am 28. September 1994 in der Ostsee ertrank. Moritz und sein zwei Jahre jüngere Bruder Jonas, der gleichfalls Hockeyspieler ist, wuchsen bei ihrer Mutter Nicola auf und sprachen nie öffentlich über dieses traumatische Erlebnis. Nach dem Abitur studierte Fürste Media Management an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) und im Fernstudium Wirtschaftspsychologie an der Uni Heidelberg. Jetzt ist er Sportmarketing-Chef in einer Hamburger Werbeagentur. "Ich finde es sehr wichtig, neben dem Sport viele weitere Kompetenzen zu erlangen." Denn reich werden kann man mit Hockey kaum. Selbst wenn man keine Scheu hat, sich "kaufen zu lassen".

Indien lockt: Welthockeyspieler zu versteigern

Moritz Fürste in Indien

Moritz Fürste spielt auch in der indischen Profiliga und kassiert reichlich Gage.

Kaufen ist vielleicht ein zu hartes Wort, ersteigern wäre wahrscheinlich treffender. Denn so geht das, wenn für die indische Profiliga ein Team zusammengestellt wird. Moritz Fürste war dabei, Anfang 2013, als die neu gegründete Hockey India League (HIL) ihren ersten Meister binnen vier Wochen ermittelte. Im Endspiel gewann er als Kapitän der Ranchi Rhinos 2:1 gegen die Delhi Waveriders und wurde überdies zum besten Spieler des Finals gewählt. "Es stimmt", gibt Fürste ohne Scheu zu, "die Spieler werden versteigert." Und beschreibt die skurrile Prozedur des Drafts, den er daheim am Monitor verfolgte: "Die Vereinsvertreter sitzen in einem Raum, der Name kommt mit Torstatistik an die Wand, sie heben ihre Arme und bieten um die Spieler. Das Angebot ist auch das Gehalt."

Zeit und Herz für andere

Fürste verdiente 85.000 US-Dollar. In diesem Jahr waren es sogar 105.000 Dollar, obwohl er mit den Kalinga Lancers das Finale gegen die Jaypee Punjab Warriors mit 1:6 verlor. Wenigstens das "Ehrentor" gelang ihm per Strafecke (24.). In Hockey-Deutschland bekommt ein Topspieler maximal 2.000 Euro und vielleicht ein Auto und eine Wohnung. Nicht viel für einen frisch verheirateten Familienvater. Aber Fürste hat inzwischen ja einen gutbezahlten Job und immer noch Zeit und Herz, sich auch um notleidende Sportler zu kümmern. Nach dem Aus der Hamburg Freezers war er einer der Initiatoren der Rettungsaktion für die Eishockeymannschaft. Obwohl innerhalb weniger Tage viel Geld generiert wurde, blieb der Investor allerdings hart.

Nach Rio ist Schluss mit Olympia - als Hockeyspieler

Um den schnöden Mammon geht es Fürste nach eigener Aussage nicht vordringlich. Sonst wäre er auch Fußballer statt einer der besten Hockeyspieler in der Geschichte dieses Sports geworden und würde nicht allenthalben von Olympia träumen: "Wer die ersten Schritte - Bundesliga und Nationalmannschaft - gemacht hat, will natürlich auch beim größten Sportereignis der Welt dabei sein. Für mich hat dieses Gefühl auch nach dem Titelgewinn 2008 und 2012 nicht nachgelassen", beschreibt Fürste. Nach Rio soll dennoch Schluss sein mit Olympia - so der Plan des "Sonnyboy".

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 20.07.16 15:50 Uhr