US-Schwimmer Michael Phelps küsst seine Goldmedaille.

Michael Phelps: Rekordmann mit goldener Abschiedstour


Land: USA Flagge USA

Steckbrief

geb. am: 30.06.1985
in Baltimore
Größe: 193 cm
Gewicht: 84 kg
Verein: North Baltimore Aquatic Club
Trainer: Bob Bowman

Sportliche Eckdaten

Größte Erfolge
Olympische Spiele:
Gold 2016 (4x100 m Lagen)
Gold 2016 (200 m Lagen)
Gold 2016 (4x200 m Freistil)
Gold 2016 (200 m Schmetterling)
Gold 2016 (4x100 m Freistil)
Gold 2012 (100 m Schmetterling)
Gold 2012 (200 m Lagen)
Gold 2012 (4x100 m Lagen)
Gold 2012 (4x200 m Freistil)
Silber 2012 (200 m Schmetterling)
Silber 2012 (4x100 m Freistil)
Gold 2008 (200 m Freistil)
Gold 2008 (100 m Schmetterling)
Gold 2008 (200 m Schmetterling)
Gold 2008 (200 m Lagen)
Gold 2008 (400 m Lagen)
Gold 2008 (4x100 m Freistil)
Gold 2008 (4x200 m Freistil)
Gold 2008 (4x100 m Lagen)
Gold 2004 (100 m Schmetterling)
Gold 2004 (200 m Schmetterling)
Gold 2004 (200 m Lagen)
Gold 2004 (400 m Lagen)
Gold 2004 (4x200 m Freistil)
Gold 2004 (4x100 m Lagen)
Bronze 2004 (200 m Freistil)
Bronze 2004 (4x100 m Freistil)

Weltmeisterschaft:
1. Platz 2011 (100 m Schmetterling)
1. Platz 2011 (200 m Schmetterling)
1. Platz 2011 (4x200 m Freistil)
1. Platz 2011 (4x100 m Lagen)
2. Platz 2011 (200 m Freistil)
2. Platz 2011 (200 m Lagen)
3. Platz 2011 (4x100 m Freistil)
1. Platz 2009 (100 m Schmetterling)
1. Platz 2009 (200 m Schmetterling)
1. Platz 2009 (4x100 m Freistil)
1. Platz 2009 (4x200 m Freistil)
1. Platz 2009 (4x100 m Lagen)
2. Platz 2009 (200 m Freistil)
1. Platz 2007 (200 m Freistil)
1. Platz 2007 (100 m Schmetterling)
1. Platz 2007 (200 m Schmetterling)
1. Platz 2007 (200 m Lagen)
1. Platz 2007 (400 m Lagen)
1. Platz 2007 (4x100 m Freistil)
1. Platz 2007 (4x200 m Freistil)
1. Platz 2005 (200 m Freistil)
1. Platz 2005 (200 m Lagen)
1. Platz 2005 (4x100 m Freistil)
1. Platz 2005 (4x200 m Freistil)
1. Platz 2005 (4x100 m Lagen)
2. Platz 2005 (100 m Schmetterling)
1. Platz 2003 (200 m Schmetterling)
1. Platz 2003 (200 m Lagen)
1. Platz 2003 (400 m Lagen)
1. Platz 2003 (4x100 m Lagen)
2. Platz 2003 (100 m Schmetterling)
2. Platz 2003 (4x200 m Freistil)
1. Platz 2001 (200 m Schmetterling)


Auf den ersten Blick könnte er als Glückskind und olympischer Nimmersatt erscheinen. 23 Goldmedaillen hat der Ausnahme-Schwimmer Michael Phelps seit seinem Olympia-Debüt in Sydney 2000 gewonnen - und damit mehr als jeder andere Olympionike vor ihm. Das Phänomen in Badehose hat dank seines grandiosen Talents und einer wie maßgeschneidert wirkenden Figur mehr Olympiasiege gesammelt als seine Landsleute Mark Spitz und Carl Lewis (jeweils neun) zusammen. Aber glücklich gemacht hat der sportliche Erfolg den 31-Jährigen aus Baltimore im US-Bundesstaat Maryland nicht immer.

Tiefer Fall eines Rekord-Olympioniken

In Rio startete Phelps nach dramatischen Jahren auf der Achterbahn des Lebens bei seinen fünften Olympischen Spielen - und führte das US-Team als Fahnenträger an. In Sydney 2000 zahlte er als 15-Jähriger Lehrgeld, in Athen 2004 (6 x Gold), Peking 2008 (8 x Gold) und London 2012 (4 x Gold) sammelte er Medaille auf Medaille. Sozusagen als eine Art Methusalem des Schwimmsports hat er es den zumeist zehn oder mehr Jahre jüngeren Kollegen in Rio noch einmal gezeigt. Es waren seine letzten Sommerspiele und er machte seinen tiefen Fall aus olympischen Höhen in den Abgrund von Alkohol, Gefängnis und Entziehungskur vergessen.

Rücktritt vom Rücktritt

"Michael ist ein anderer Mensch geworden", sagte Bob Bowman im "Spiegel". Nach Phelps' Rücktritt vom Rücktritt wurde er wieder dessen Trainer. Und wie es scheint, ist die in 20 Jahren immer wieder mal kriselnde "Zweier-Beziehung" durch die Trennung nach London und die  folgende Zwangspause irgendwie runderneuert. "Er fühlt sich jetzt wohl in seiner Haut", sagt Bowman, "er spürt zum ersten Mal, dass er mehr ist als ein guter Schwimmer." Nach dem sportlichen Rückzug in London war das anders - dramatisch anders.   

Olympia-Geschichte

Die erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten

Gefängnis wegen Trunkenheit am Steuer

Die vier goldenen Medaillen in der britischen Hauptstadt, die Phelps endgültig zu einer Schwimm-Legende machten, ließen ihn nicht glücklich werden. Materiell hatte er für sein Leben schon lange ausgesorgt, aber die Realität machte ihn vollkommen fertig. Drogenprobleme waren ihm schon lange nachgesagt worden, ohne dass sie jemals bewiesen wurden. Jetzt aber, ohne den Halt durch einen festen Tagesablauf, stürzte er komplett ab. Wie beim Kollegen Ian Thorpe aus Australien kamen ein Alkoholproblem, Spielsucht und durchzechte Poker-Nächte hinzu. Sogar ins Gefängnis wanderte Phelps wegen Trunkenheit am Steuer. 

"Ich wollte nicht mehr leben" 

Erst als er in eine Therapie einwilligte, wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Phelps ging in eine Klinik nach Wickenburg/Arizona und fand zurück ins Leben. Ich war damals am dunkelsten Ort, an dem ich jemals gewesen war", erzählte Phelps. Und: "Ich wollte nicht mehr hier sein, auf dieser Welt. Ich hatte diese Ideen, diese Gedanken, ich wollte nicht mehr leben, das war wirklich schrecklich." Ruhm, Ehre und Millionen waren keine Hilfe, eher eine Belastung. Aber die professionelle Hilfe räumte den Müllberg von seiner Seele, reinigte seinen Körper von Drogen und Spielsucht und legte den Schwimmer sozusagen trocken. Seit seiner Festnahme habe er keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken, sagt er.

Routine wie gewohnt

US-Schwimmer Michael Phelps © dpa Foto: Bernd Thissen

Riesige Spannweite und Füße wie Delfin-Flossen.

Stattdessen trainierte der 1,93 Meter große Schmetterling-Experte, der eine Armspannweite von 2,04 Metern und Füße wie Delfin-Flossen (Schuhgröße 48,5) hat, für sein Comeback in Rio. Und dabei ist vieles anderes geworden, wie Trainer Bowman verrät. Nur seine Rituale nicht. Die Routine beginnt zwei Stunden vor dem Start und gipfelt in einer 30-minütigen Ruhephase mit Kopfhörer und Hip-Hop-Musikn. Bei der Vorstellung der Starter prüft er die Brille, deren speziell geformte Gläser den Blick zu den Gegnern links und rechts erlaubt. Die eigens angefertigte Kappe rückt er zurecht, damit er die Zuschauer während des Rennens auch hören kann. Auf dem Startblock schließlich schlägt Phelps die Hände dreimal hinter dem Rücken zusammen, während er nach vorne gebeugt auf den Startschuss wartet.

Ein Glückskind im Wasser

Das Tal der Tränen hat Phelps endgültig hinter sich gelassen, in Rio zeigte er sich so stark wie in besten Zeiten. Seine Medaillen will er seinem Sohn schenken, das hatte er schon vorab angekündigt. Die frühere "Miss California" Nicole Johnson brachte Boomer Robert Phelps vor ein paar Wochen zur Welt - beide waren auf Tribüne mit dabei, als ihr Michael in Rio sein Comeback feierte. "Das sind eine ganze Menge Medaillen", sagte der 31-Jährige, "das ist irrsinnig, überwältigend - sogar für mich." Nach dem Einzeltitel war er die Stufen bis zu den Zuschauerrängen hochgesprungen, um seinem Sohn einen Kuss zu geben und ihn auf den Arm zu nehmen. Boomer ist ein Glückskind für den Rekord-Olympioniken, der seine Erfolgsserie in Rio noch weiter ausgebaut hat.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 14.08.16 07:37 Uhr