Die deutsche Speerwerferin Linda Stahl

Linda Stahl - Letzter großer Wurf in Rio?

Sportart: Leichtathletik
Disziplin: Speerwurf
Land: Deutschland Flagge Deutschland

Steckbrief

geb. am: 02.10.1985
in Steinheim
Größe: 175 cm
Gewicht: 76 kg
Verein: TSV Bayer 04 Leverkusen
Trainer: Helge Zöllkau
Beruf: Ärztin

Sportliche Eckdaten

Persönliche Bestleistung:
67,32 m (2014)
Größte Erfolge
Olympische Spiele :
Bronze 2012

Weltmeisterschaften:
10. Platz 2015
4. Platz 2013

Europameisterschaften :
Silber 2016
Bronze 2014
Bronze 2012
Gold 2010

Deutsche Meisterschaften:
Bronze 2016
Gold 2014
Gold 2013


Er flog und flog und flog: Erst bei 66,81 m landete der Speer von Linda Stahl 2010 bei ihrem fünften Versuch im EM-Finale von Barcelona. Die persönliche Bestleistung bescherte der gebürtigen Steinheimerin, die 2003 in die Trainingsgruppe um Berlin-Weltmeisterin Steffi Nerius nach Leverkusen gewechselt war, völlig überraschend die Goldmedaille vor Teamkollegin Christina Obergföll und der tschechischen Weltrekordlerin Barbora Spotakova. "Ich kann es kaum fassen, dass ich gegen diese Konkurrenz gewonnen habe", jubelte Stahl nach ihrem Sensationscoup.

Olympia-Bronze "mein größter Erfolg"

Christina Obergföll (l.) und Linda Stahl © picture alliance Foto: Bernd Thissen

Christina Obergföll (l.) und Linda Stahl jubeln über Olympia-Silber und -Bronze.

Der überragenden Saison 2010 folgte ein Seuchenjahr 2011. Die 30-Jährige kam schlecht in Tritt, die WM-Norm von 61,50 m erreichte sie bis zuletzt nicht. Mit nach Daegu nahm der Verband die Europameisterin dennoch. Doch auch in Südkorea platzte der Knoten nicht. Zwar erreichte Stahl mit 60,21 m mühevoll das Finale, musste dann aber wegen einer Rückenverletzung verzichten. "Die ganze Saison war eigentlich ein Krampf", bilanzierte sie. Besser lief es 2012: Da sicherte sich die Leverkusenerin, die in London einen Platz unter den Top Sechs angepeilt hatte, Bronze bei den Sommerspielen, nachdem sie zuvor schon Dritte bei der EM in Helsinki geworden war. "Das ist mein größter Erfolg", freute sie sich über olympisches Edelmetall. 2013 bei der WM in Moskau verpasste Stahl das Treppchen um 31 Zentimeter - Platz vier.

EM-Bronze trotz Doppelbelastung

Trotz Doppelbelastung - die Medizinerin hatte kurz zuvor ihr Examen absolviert - bewies Stahl auch 2014 gute Form. Erfolgreich hatte sie ihren Anlauf von elf auf 13 Schritte verlängert, damit sie ihre Schnelligkeit besser ausreizen kann. Beim Diamond-League-Meeting in New York steigerte sie sich auf 67,32 m. Bei der EM in Zürich wurde sie Dritte. "Ich habe das Examen geschafft und Bronze geholt. Damit bin ich im Moment sehr, sehr glücklich und zufrieden", analysierte die zweimalige deutsche Meisterin.

2015 "alles ein bisschen viel"

Ärztin in der Urologie des Leverkusener Klinikums und Leistungssportlerin - im vergangenen Jahr musste Stahl der Doppelbelastung doch Tribut zollen. "Der Akku war jetzt total leer, das war alles ein bisschen viel", sagte sie nach den deutschen Meisterschaften in Nürnberg, wo sie Platz drei mit enttäuschenden 62,54 m belegte. Bei der WM in Peking lief es noch schlechter, sie schaffte keine 60 m, wurde mit 59,88 m Zehnte.

Karriereende in diesem Jahr

Nach den Olympischen Spielen in Rio will die 30-Jährige, die dann Vollzeit im Leverkusener Klinikum arbeiten wird, ihre erfolgreiche Karriere beenden. "Alles, was geht", möchte sie bis dahin noch erreichen, und damit das gelingt, hat sie von Mai bis Oktober unbezahlten Urlaub genommen. In Rio will sie ihren letzten großen Wurf landen. "Irgendwann reicht es auch mit dem Sport. Eine Olympia-Medaille habe ich schon zu Hause - und ich glaube, es ist dann auch gut. Danach fängt das normale Leben an", sagte die DM-Dritte von Kassel "rp-online".

EM-Silber ist Gold wert

Die deutsche Speerwerferin Linda Stahl © dpa - Bildfunk Foto: Michael Kappeler

Glücklich über EM-Silber und das Rio-Ticket: Linda Stahl.

Bei der EM in Amsterdam, der Generalprobe für die Sommerspiele, präsentierte sich Stahl einmal mehr nervenstark. Mit im letzten Versuch erzielter Saisonbestleistung von 65,25 m gewann sie nicht nur Silber, sondern setzte auch im engen nationalen Kampf um eins der drei Olympia-Tickets das entscheidende Zeichen: "Ich habe schon daran gedacht, dass das der letzte wichtige Versuch meiner Karriere sein könnte. Der Gedanke gefiel mir nicht, und da habe ich einfach draufgehauen", sagte die 30-Jährige: "Das war meine vierte EM und ich habe immer eine Medaille gewonnen, jetzt das erste Mal Silber. Das war mehr als Gold wert. Hauptsache, ich fahre nach Rio."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 09.07.16 20:06 Uhr