Der IOC-Präsident Thomas Bach © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Hiroto Sekiguchi

IOC

Bach preist Olympia in Tokio - und will nicht über Peking sprechen

von Chaled Nahar

Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, hat sich bei einem Medientermin am Freitag (06.08.2021) lobend über den bisherigen Verlauf der Spiele in Tokio geäußert: In Sachen Doping seien die Spiele sauber, die Corona-Maßnahmen hätten gegriffen und Japan werde von den Spielen profitieren. Fragen zur Unterdrückung der Uiguren in China mit Blick auf die Winterspiele 2022 wurden dagegen nicht zugelassen.

Bach stand angesichts des näher rückenden Endes der Spiele in der täglichen Pressekonferenz des IOC zur Verfügung. Ein Reporter versuchte, die bald anstehenden Olympischen Winterspiele in Peking 2022 in den Blick zu nehmen. Er fragte Bach, ob er die Internierung von Menschen der ethnischen und religiösen Minderheit der Uiguren in China verurteile.

IOC-Sprecher Mark Adams griff ein und sagte, dass bei dem Termin nur Fragen zu den Spielen in Tokio zugelassen würden. Fragen zu Peking werde man "gerne beantworten, wenn wir in Lausanne sind (Hauptsitz des IOC, d. Red)". Seit 2014 verfolgt die chinesische Regierung eine Politik der Verfolgung und Umerziehung der Uiguren. Zahlreiche westliche Staaten stufen das Vorgehen Chinas als Genozid ein. Bach sprach also nur über die Spiele in Tokio.

02:16 min | 27.11.2019 | NDR Fernsehen | Autor/in: Tim Kukral

Geheime Dokumente: Leak zu "Uiguren-Lagern"

Mindestens eine Million Uiguren werden in China in Umerziehungslagern festgehalten. Die "China Cables" geben Einblicke in einen "kulturellen Genozid", so China-Experte Andrian Zenz.

Bach zu Doping: "Wettbewerbe absolut sauber"

In Tokio wurden mehrere Weltrekorde aufgestellt, gerade in der Leichtathletik. Die Bahn in Tokio sei schnell, hieß es oft. Die modernen Schuhe der Hersteller mit Carbon seien ebenfalls ein Grund. Aber was ist mit Doping? "Mir ist bislang keine einzige Disqualifikation in keinem Wettbewerb wegen Dopings bekannt", sagte Bach. Das sei dem Einsatz der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) und besonders der Internationalen Test-Agentur (ITA) zu verdanken, vor den Spielen hätte zahlreiche Tests stattgefunden. "Und damit konnten die Wettbewerbe absolut sauber sein." Es gebe einen Kulturwechsel in den Fachverbänden der Sportarten, in denen Doping besonders verbreitet war.

Bei den Olympischen Spielen der vergangenen Jahre stellten sich zahlreiche Dopingvergehen allerdings erst im Nachhinein heraus. Noch im Januar 2017 wurden eine russische Leichtathletin und ein jamaikanischer Sprinter für Dopingvergehen von den Olympischen Spielen 2008 disqualifiziert. Das staatliche gestützte Dopingsystem im russischen Sport im Rahmen der Olympischen Winterspiele 2014 wurde ebenfalls erst Jahre später aufgedeckt. In der Coronakrise gab es immer wieder Berichte, dass Kontrollsysteme aufgrund von Kontaktbeschränkungen nicht mehr im zuvor üblichen Umfang laufen können.

IOC-Präsident weist Kritik an Kosten der Spiele zurück

Die Spiele in Tokio waren teuer, auch durch Corona-Maßnahmen und die Verschiebung. Im Dezember 2020 veröffentlichte das Organisationskomitee die Gesamtkosten, die sich damals auf rund 13 Milliarden Euro beliefen. Kritik an den Kosten der Spiele und der Investition von japanischen Steuergeldern wies Bach zurück.

So sei beispielsweise der Bau des Olympischen Dorfes nicht zu den Kosten zu zählen. "Die Menschen in Japan werden von den Wohnungen auf Jahrzehnte profitieren." Gleiches gelte für viele Sportstätten. Kritik daran, dass die Spiele nicht komplett abgesagt worden sind, stellte er als teure Alternative dar. Viele Investitionen Japans in die Spiele wären dann ohne Einnahmen geblieben. Bach sagte, dass das IOC die Spiele hätte absagen können, weil eine Versicherung die Ausfälle seiner Organisation ersetzt hätte. Weitere Details zu dieser Versicherung nannte er nicht. Die Aufteilung der Kosten zwischen Japan und dem IOC nannte er "fair". Das IOC habe auch zur Verschiebung weiteres Geld zur Verfügung gestellt.

Bach zu Corona: Keine Infektionen zwischen Bevölkerung und Olympia

Die Coronamaßnahmen bei den Spielen hätten funktioniert, sagte Bach. Er schlussfolgerte, dass es keine Infektionen zwischen der japanischen Bevölkerung und den Teilnehmenden an den Olympischen Spielen gegeben hätte. Japanische Forschende hatten zuletzt indirekte Effekte kritisiert - beispielsweise, dass die Präsenz der Spiele die öffentliche Wachsamkeit beim Infektionsschutz geschwächt habe. Diese Behauptungen seien unbegründet, sagte Bach. Dafür gebe es keine Belege.

Am Donnerstag hatte es den Tageshöchstwert der Spiele gegeben, als das IOC 31 positive Tests im Umfeld der Spiele verzeichnete. Die Infektionslage in Tokio ist kritisch. Am Donnerstag meldete die Stadt erstmals seit Ausbruch der Krise mehr als 5.000 Neuinfektionen an einem Tag. Die Regierung beschloss bereits, in den Krankenhäusern vorerst nur noch schwer Erkrankte und Menschen aus Risikogruppen zu behandeln. "Wir haben volles Vertrauen in die japanischen Behörden und in die Bevölkerung, dass sie das Thema angemessen und effizient angehen werden", so Bach.

Bach: "Meine Erwartungen wurden übertroffen"

Der IOC-Präsident formulierte ein äußerst positives Zwischenfazit, auch wenn er nicht abschließend Bilanz ziehen wollte. "Diese Spiele haben meine persönlichen Erwartungen bei weitem übertroffen", sagte er. Mit Blick auf den weitgehenden Ausschluss von Fans in den Sportstätten fügte er an: "Ich gebe zu, dass ich besorgt war, dass das seelenlose Spiele werden. Aber es wurde anders, die Athleten haben den Spielen eine Seele gegeben."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 06.08.2021 | 01:05 Uhr

Stand: 06.08.21 11:00 Uhr

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Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
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