Freiwasserschwimmer Florian Wellbrock nimmt während eines Rennens Verpflegung auf. © picture alliance Foto: Laci Perenyi

Schwimmen

Die Wassertemperatur als Gegner: Wellbrock will Olympia-Medaille im Meer

Über 10 Kilometer Freiwasserschwimmen hat Florian Wellbrock noch einmal die Chance auf eine Olympia-Medaille. Der 23-Jährige gehört zu den Topfavoriten, muss aber nicht nur den Kampf gegen die Konkurrenz meistern, sondern auch den gegen die äußeren Umstände.

2019 schaffte Wellbrock eine historische Leistung: Er krönte sich sowohl im Becken über 1.500 Meter Freistil als auch im Freiwasser über 10 Kilometer zum Weltmeister. Das hatte noch keiner vor ihm geschafft.

Diesen Coup kann er in Tokio zwar nicht wiederholen, nachdem er über 1.500 Meter Freistil fast das ganze Rennen vorne gelegen hatte, sich aber am Ende mit Bronze zufriedengeben musste. Doch über die Langstrecke im Odaiba Marine Park am Mittwoch (04.08.2021, ab 23.30 Uhr im Livecenter) ist der 23-Jährige einer der Topfavoriten. Der Traum von Gold lebt in Wellbrock - und der ganz große Druck ist weg.

Froh über die Bronzemedaille

Denn sein erstes Ziel hat er mit dem dritten Platz im Becken bereits erreicht - auch wenn es nicht für ganz vorne gereicht hatte. "Die Erleichterung ist sehr groß, weil ich unbedingt eine olympische Medaille mit nach Hause nehmen wollte. Dass es in Anführungszeichen nur Bronze geworden ist, ist Meckern auf hohem Niveau", hatte Wellbrock in der Sportschau gesagt.

Nun soll die zweite Medaille her - idealerweise Gold. In der Bucht von Tokio wird es vor allem darum gehen, gut mit den äußeren Bedingungen umgehen zu können. Hohe Wassertemperaturen, starke Sonneneinstrahlung und verschmutztes Wasser werden das intensive Kräftemessen über zehn Kilometer prägen.

Wellbrock: "Wasser auf der Strecke ist sehr trüb"

Zu Beginn der Woche verschaffte sich Wellbrock zusammen mit dem deutschen Team einen Eindruck von der Wettkampfstätte. "Das Wasser auf der Strecke ist sehr trüb. Man hat vielleicht eine Sichtweite von etwa 30 Zentimetern", resümierte er nach dem ersten Test.

Doch das Problem könnte vielmehr die Temperatur des Wassers werden. "Sie lag bei 28,3 Grad. Die Bedingungen sind also hart, aber insgesamt war es besser als erwartet", so Wellbrock: "Es bleibt abzuwarten, wie warm es sich dann tatsächlich anfühlt, wenn man sich zwei Stunden bei Maximalbelastung in der Sonne und dem warmen Wasser bewegt."

Bundestrainer Berkhahn macht sich Sorgen

Auch Bundestrainer Bernd Berkhahn hatte die Wassertemperatur als "die große Herausforderung bei diesem Freiwasserrennen" ausgemacht. "Es gab ein paar Rennen bei so hohen Temperaturen und die endeten dann meistens damit, dass die Sportler zum Finish eigentlich nur noch ins Ziel getorkelt sind", sagte er schon im Vorbereitungscamp der Schwimmer.

Der Schwimm-Weltverband gibt für seine Freiwasser-Wettbewerbe eine Wassertemperaturspanne von 16 bis 31 Grad vor. Zwischenzeitlich bestand die Sorge, dass die Obergrenze in Japan angekratzt werden könnte. So schlimm wird es zwar wohl nicht, weil unter anderem Umwälzanlagen die Temperatur etwas niedriger halten. Angenehm ist trotzdem anders.

Bereits 4,6 Rennkilometer in Armen und Beinen

Doch auch die Konkurrenz wird sich im Freiwasser den harten Bedingungen stellen müssen. Neben Wellbrock, der außer den 1.500 Metern auch noch über 800 Meter Freistil an den Start ging, hat nur sein italienischer Rivale Gregorio Paltrinieri bereits 4,6 Rennkilometer bei Olympia in den Armen und Beinen. Zu den Medaillenanwärtern über die 10 Kilometer gehören auch Rio-Olympiasieger Ferry Weertman aus den Niederlanden und der französischen Vize-Weltmeister Marc-Antoine Olivier. Auch Wellbrocks Magdeburger Klubkollege Rob Muffels wird mit am Start sein.

Wellbrock geht selbstbewusst in den Wettkampf

Sie alle gehen nur im Freiwasser an den Start - und sie alle haben Wellbrock seit dessen WM-Triumph in Südkorea besonders im Blick. "Ich bin im Freiwasser mit Paltrinieri zusammen mit Abstand der Schnellste", blickte Wellbrock auf die 10 Kilometer voraus: "Da hat man schon das Gefühl, dass die anderen sehr stark darauf fokussiert sind, uns das Leben in diesen zwei Stunden extrem schwer zu machen."

Der 23-Jährige ist sich der Schwere der Aufgabe bewusst. Es werde "definitiv" schwieriger als bei der Weltmeisterschaft, sagte Wellbrock: "Allein schon, weil das Starterfeld kleiner ist. Es wird nicht so leicht, sich heimlich davonzumachen." Gold will er nicht aus den Augen verlieren - selbst wenn das Wasser trüb ist. 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 04.08.2021 | 00:55 Uhr

Stand: 04.08.21 17:19 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

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