
Tennis
Tennis: Zverev besiegt Djokovic und greift nach Olympia-Gold
von Bettina Lenner
Alexander Zverev hat die Überraschung geschafft und greift beim olympischen Tennisturnier nach Gold. Der Hamburger wuchs am Freitag (30.07.2021) im Halbfinale gegen Novak Djokovic ab Mitte des zweiten Satzes über sich hinaus und besiegte den Serben mit 1:6, 6:3, 6:1.
Als die große Tat nach etwas mehr als zwei Stunden und einer irren Aufholjagd getan war, vergrub Zverev das Gesicht in den Händen und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Die scheinbar unbezwingbare Nummer eins der Welt besiegt und Geschichte geschrieben: Der 24-Jährige hat die erste deutsche Olympiamedaille im Herren-Einzel seit 21 Jahren sicher. Zuletzt hatte Tommy Haas 2000 in Sydney Silber erkämpft.
"Einer der emotionalsten Siege meiner Karriere"
"Das ist einer der emotionalsten Siege meiner Karriere. Ich habe jetzt eine Medaille für Deutschland gesichert, das ist ein wahnsinniges Gefühl, weil ich weiß, dass ich nicht nur für mich selber oder meine Familie spiele, sondern für alle, die hier im Dorf sind", sagte Zverev: "Wir haben eine unglaubliche Gruppe von Athleten. Am Ende ist es das größte Sportevent, was wir auf der Welt haben. Deswegen waren da viele Emotionen für mich. Ich bin froh, dass ich jetzt im Finale bin."
Nun gegen Überraschungs-Finalist Chatschanow
Deutschlands Nummer eins trifft im Endspiel am Sonntag auf Karen Chatschanow - und greift nach dem ersten deutschen Gold im Einzel der Männer überhaupt.
Der Weltranglisten-25. vom Russischen Olympischen Komitee, der sich im ersten Semifinale gegen Pablo Carreno-Busta aus Spanien mit 6:3, 6:3 durchgesetzt hatte, ist bei den Grand-Slam-Turnieren noch nie über das Viertelfinale hinausgekommen.
Djokovic tritt indes am Samstag im Kampf um Bronze gegen Carreno-Busta an. Der Serbe hatte bis dato in dieser Saison nur drei Matches verloren und sich angeschickt, als Erster seit Steffi Graf 1988 den Golden Slam mit allen vier Triumphen bei den Majors und bei Olympia zu schaffen.
Wahnsinns-Comeback ab Mitte des zweiten Satzes
Es sah zunächst nicht danach aus, als könnte Zverev das verhindern. Der Weltranglisten-Fünfte schien im Duell der beiden Topstars auf dem Centre Court schon auf der Verliererstraße zu sein, als er sein bestes Tennis auspackte. 1:6, 2:3 lag er bei Aufschlag Djokovic bereits zurück, bevor er das Match an sich riss und den weltweit besten Tennisspieler streckenweise sogar düpierte.

Novak Djokovic war ein trauriger, aber fairer Verlierer.
Bundestrainer Michael Kohlmann war beeindruckt: "So habe ich ihn das letzte Mal in den ersten zwei Sätzen des US-Open-Finals gegen Dominic Thiem gesehen. Wenn er das so spielt, auch mit den Aufschlagleistungen, dann ist er ganz schwer zu schlagen."
Djokovic zu Beginn wie eine gut geölte Maschine
Zverev war bis Mitte des zweiten Satzes an Djokovic verzweifelt. Er spielte gut, aber nicht gut genug, um den Weltranglistenersten ernsthaft zu gefährden. Der Schläger flog im Frust. Als er nach verlorenem ersten Durchgang bei nicht mehr so heißem, aber erneut drückend schwülem Wetter das Break zum 2:3 kassierte, beförderte der Hamburger den Ball in den Himmel von Tokio und aus dem Stadion. Wer mochte es ihm verdenken, die Maschine Djokovic lief - und der Deutsche verzweifelte.
Voller Wut in die Erfolgsspur
Doch die Wut tat gut, mit krachenden Schlägen und absolutem Risiko holte er sich direkt das Re-Break und im Anschluss sein Aufschlagspiel zu Null. Nun spielte der 24-Jährige so enthemmt und fehlerfrei, wie es auch nötig war, um den Serben in die Bredouille zu bringen. Mit gnadenlosen Winnern holte er sich das nächste Break zum 5:3 und schließlich den Satz: Nun ging was!

Mit Wut im Bauch zum Sieg: Alexander Zverev.
Zumal Zverev seinem Kontrahenten zum Start in den entscheidenden Durchgang mit seinem dritten Break in Folge erneut den Aufschlag aufnahm. Bei eigenem Service behielt er die Nerven, wehrte mehrere Breakbälle ab - 2:0.
Acht Spiele in Folge verbuchte Zverev gegen den fast schon hilflosen Grand-Slam-Rekordchampion, der versuchte, den Deutschen mit Stopps und Netzangriffen aus dem Rhythmus zu bringen. Doch Zverev ließ sich nicht beirren. Der Hamburger spielte tadellos, servierte stark - und feierte am Ende verdient einen der größten Siege seiner Karriere.
Hintergrund
Stand: 30.07.21 11:54 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
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1. |
|
39 | 41 | 33 |
2. |
|
38 | 32 | 18 |
3. |
|
27 | 14 | 17 |
4. |
|
22 | 21 | 22 |
5. |
|
20 | 28 | 23 |
6. |
|
17 | 7 | 22 |
7. |
|
10 | 12 | 14 |
8. |
|
10 | 12 | 11 |
9. |
|
10 | 11 | 16 |
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