Bei den Olympischen Spielen in Tokio verweigerte erneut ein Judoka seinen Kampf gegen einen israelischen Kontrahenten © picture alliance/dpa/Lehtikuva

Judo

Zweiter Judoka verzichtet auf Olympia-Kampf gegen Israeli

Bei den Olympischen Spielen in Tokio hat erneut ein Judoka einen Kampf gegen einen israelischen Kontrahenten verweigert. Der Sudanese Mohamed Abdalrasool trat am Montag (26.07.2021) nicht zu seinem Zweitrunden-Kampf gegen den Israeli Tohar Butbul in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm an.

Ein Grund für den Rückzug des 28-Jährigen wurde bislang nicht genannt. Weder der Judo-Weltverband noch das sudanesische Team äußerten sich. Dem israelischen Team wurde laut Butbul mitgeteilt, Abdalrasool sei wegen einer Schulterverletzung nicht angetreten. Butbul verpasste später den Einzug in die Medaillenkämpfe. Die Enttäuschung überwog gegenüber der Verwirrung um die zwei Absagen der Gegner. "Auf dieses Ziel war meine ganze Karriere ausgerichtet", sagte er.

Abdalrasool hatte bereits in der ersten Runde nicht gekämpft. Dort hätte er gegen Fethi Nourine aus Algerien antreten müssen. Der 30-Jährige verzichtete allerdings kurzfristig auf seine Teilnahme, um im Falle eines Auftaktsieges einem möglichen Zweitrunden-Duell mit Butbul aus dem Weg zu gehen. Abdalrasool verzichtete nun seinerseits auf den Kampf gegen den Israeli.

Judo-Weltverband ermittelt

Der Judo-Weltverband hatte Nourine nach dem Nichtantreten in der ersten Runde vorläufig suspendiert und weitere Ermittlungen aufgenommen. Der Judoka und sein Trainer hatten ihren Verzicht in algerischen Medien damit begründet, nicht gegen einen Israeli kämpfen zu wollen.

Dass Sportler aus gewissen muslimischen Ländern nicht gegen israelische Kontrahenten antreten, ist keine Seltenheit. Vor allem im Kampfsport geschieht es häufiger. Die Situation wurde durch die jüngsten Spannungen zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern noch verschärft.

Iran übt Druck auf seine Kämpfer aus

Im Judo soll der Iran mehrere Male Druck auf seine Kämpfer ausgeübt haben, damit diese nicht gegen Israelis antreten. Der Weltverband IJF hatte den Iran im April wegen eines besonders offensichtlichen Vorfalls für vier Jahre gesperrt.

Bei der WM vor zwei Jahren wurde der damalige Iraner Saeid Mollaei von seinem Verband durch Drohungen gegen ihn und seine Familie dazu gezwungen, absichtlich zu verlieren, um im Finale nicht gegen Sagi Muki aus Israel antreten zu müssen.

Mollaei suchte nach dem Vorfall erst Asyl in Deutschland und trat danach international unter der Flagge des Flüchtlingsteams an. Im Dezember 2019 wurde er in der Mongolei eingebürgert, für die Mollaei in Tokio in der Klasse bis 81 Kilogramm auf der Matte steht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 26.07.2021 | 23:55 Uhr

Stand: 26.07.21 13:06 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
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