Deutsches Team
Mentale Probleme: Grahl und Schwarz erklären Paralympics-Absage
Denise Grahl und Naomi Schwarz nehmen trotz guter Medaillenchancen nicht an den Paralympics in Tokio teil. Grund dafür sind mentale Probleme. Es werden Erinnerungen an Tennis-Profi Naomi Osaka und Turn-Superstar Simone Biles wach.
Schwimmerin Naomi Schwarz hatte sich in diesem Jahr besonders auf die Paralympischen Spiele gefreut. Immerhin ist die deutsche Athletin in Yokohama, also unweit von Tokio, geboren. Im April musste sie sich aber eingestehen, dass es in diesem Jahr nichts wird mit den Paralympics.
Schwarz: "Habe daran zu knabbern"
Schwarz leidet unter Depressionen und einer Essstörung. "Schon seit dreieinhalb Jahren plagt mich das", sagte sie im Sportschau-Interview. Schwarz begab sich für vier Monate in ambulante Therapie.
Das sei die einzig richtige Entscheidung gewesen. Die Gesundheit gehe schließlich vor. "Rein rational ist mir das bewusst. Emotional ist das eine andere Sache", gestand Schwarz, die 2016 in Rio die Silbermedaille über 50 Meter Freistil gewonnen hatte. "Ich habe da schon dran zu knabbern, dass ich hier auf der Couch sitze und nicht bei meinem Team in Tokio sein kann."
Mentale Blockade: Grahl konnte nicht mehr ins Wasser
Vergangene Woche kam dann die zweite schlechte Nachricht für das deutsche Para-Schwimmteam. Mit Denise Grahl erklärte die nächste Medaillenkandidatin, dass sie nicht mit dem Team nach Tokio fliegen könne - und das zwei Tage vor ihrem Abflug.
"Der Auslöser war, dass ich eine Woche vorher nicht mehr trainieren konnte. Ich konnte nicht mehr ins Wasser gehen", sagte Grahl nun im Gespräch mit der Sportschau. Es sei eine mentale Blockade gewesen. Irgendwann habe sie nur weinend in der Umkleidekabine gestanden. "Da war für mich Schluss."
Grahl hatte sich zuletzt in bestechender Form präsentiert. Bei der EM im Mai holte sie vier Medaillen, wurde über 400 Meter Freistil sogar Europameisterin. Danach fiel sie in ein Loch. "Ich habe eine Auszeit gebraucht. Ich hätte die früher machen sollen, aber hinterher ist man schlauer als vorher."
Bundestrainerin lässt die Tür offen
Schwimm-Bundestrainerin Ute Schinkitz verschwendete am Mittwoch (25.08.2021) keinen Gedanken an die Medaillen, die ihr Team mit Schwarz und Grahl hätte gewinnen können. "Ich bin traurig, dass die beiden nicht da sind. Sehr traurig", sagte sie der Sportschau sichtlich emotional. "Das sind Menschen, die ich sehr liebgewonnen habe. Und sie fehlen mir hier."
Sowohl Schwarz als auch Grahl hatten angekündigt, wieder ins Team zurückkehren zu wollen. "Die Türen sind immer offen", sagte die Bundestrainerin, betonte aber, dass die mentale Gesundheit der Athletinnen das Wichtigste sei.
Erinnerungen an Naomi Osaka und Simone Biles
In letzter Zeit rückte die mentale Belastung von Spitzensportlerinnen und -sportlern wieder stärker in den öffentlichen Fokus. Tennisspielerin Naomi Osaka, aktuell Zweite der Weltrangliste, hatte sich bei den French Open im Mai nach der ersten Runde aus dem Turnier zurückgezogen. Wegen ihres mentalen Gesundheitszustands wollte die Japanerin nicht an den Pressekonferenzen nach den Spielen teilnehmen. Diese seien aber obligatorisch, sagte damals der Veranstalter und drohte Osaka mit dem Turnierausschluss. Die Japanerin kam dem zuvor.
Bei den Olympischen Spielen brach Turn-Superstar Simone Biles aus den USA das Mannschafts-Finale nach dem ersten Durchgang ab. Auf ihre Starts im Sprung, am Stufenbarren und am Boden verzichtete die 24-Jährige. "Ich musste tun, was richtig für mich ist und mich auf meine mentale Gesundheit fokussieren", erklärte Biles damals.
Weitere Informationen
Stand: 25.08.21 12:17 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B | |
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1. | CHN | 96 | 60 | 51 | |
2. | GBR | 41 | 38 | 45 | |
3. | USA | 37 | 36 | 31 | |
4. | RPC | 36 | 33 | 49 | |
5. | NED | 25 | 17 | 17 | |
6. | UKR | 24 | 47 | 27 | |
7. | BRA | 22 | 20 | 30 | |
8. | AUS | 21 | 29 | 30 | |
... | |||||
12. | GER | 13 | 12 | 18 |
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