
Leichtathletik
Merle Menje: "Wahnsinn, dass ich bei den Paralympics vorn dabei bin"
von Florian Neuhauss
Die Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje wurde von der Nominierung für die Paralympics kalt erwischt. Mit drei Finalteilnahmen hat die 17-Jährige aber längst bewiesen, dass sie vollkommen zu Recht dabei ist.
Eigentlich wird Merle Menje dieser Tage nicht müde zu betonen, wie "happy" sie sei, in Tokio überhaupt dabei zu sein. Mit Blick auf den zweiten vierten Platz hintereinander - über 1.500 m fehlten ihr am Ende nur vier Hundertstel zu Bronze - räumte die gerade einmal 17-Jährige dann aber doch ein: "Das tat schon ein bisschen weh."
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hatte die Latte vor den Spielen hoch gelegt: Die als "German Wunderkind" bezeichnete Sportlerin, die zudem eine talentierte Ski-Langläuferin ist, tauchte auch in einer Liste von Teenagern auf, "die den Stern der Paralympics heller erstrahlen lassen können". Druck verspürte die junge Frau vom Bodensee, die Europameisterin über 400 und 5.000 m sowie EM-Silbermedaillengewinnerin über 100 und 800 m ist, nach eigener Aussage jedoch nicht. Ganz im Gegenteil.
"Ich finde es schön, wahrgenommen zu werden und meinen Sport in den Fokus zu rücken." Merle Menje
"Ich lasse mich nicht verrückt machen. Ich mache nichts anderes als die anderen", wundert sich Menje über ihren Spitznamen. "Ich finde es aber schön, wahrgenommen zu werden und meinen Sport in den Fokus zu rücken."
WG im paralympischen Dorf mit Petersen
Genauso wie ihre gute Freundin Lise Petersen, die noch ein Jahr jünger ist, hatte sie überhaupt nicht mit der Nominierung gerechnet. Der volle Fokus beider lag auf den Spielen in Paris 2024. Nach der Nominierung telefonierten die beiden aber schnell und freuten sich miteinander.
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Einen ersten Eindruck von dem, was sie in Japan erwartet, bekamen sie schon beim Abflug. "Wenn der Bundespräsident vorbeikommt und zum Abschied mit jedem persönlich spricht, merkt man schon, dass es kein normaler Wettkampf, sondern das größte Event auf der Welt ist", betont Menje, die sich im paralympischen Dorf mit Petersen ein Zimmer teilt und so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringt.
Während ihre Mitbewohnerin erst am Freitag (03.09.2021) mit ihrem Speer in die Paralympics eingreift, hat Menje schon zwei vierte Plätze (1.500 und 800 m) sowie einen sechsten Platz (5.000 m) eingefahren. "Es ist schon komisch, dass ich ihr ein bisschen voraus bin. Sie möchte jetzt auch unbedingt anfangen."
"Vierter Platz beflügelt mich zusätzlich"
Für Menje steht noch der Wettkampf über 400 Meter an: Die Vorläufe finden am Donnerstag (02.09.2021) ab 5.41 Uhr statt, das Finale ist für 12.45 Uhr angesetzt. Bei ihren vier Starts rechnet sich die Athletin vom Stadt-Turnverein Singen über die Stadionrunde am wenigsten aus. Die Hauptkonkurrentinnen der Europameisterin kommen aus anderen Ländern.
"Ich möchte mein letztes Rennen einfach noch mal genießen", erklärt Menje, die trotz der hohen Belastung noch voller Tatendrang ist. "Ich habe mir das schlimmer vorgestellt. Ich habe zwar schon einige Rennen in den Armen, aber immer noch ein gutes Feeling. Und der vierte Platz über 1.500 Meter beflügelt mich auf jeden Fall zusätzlich."
Stand: 01.09.21 18:00 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B | |
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1. |
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96 | 60 | 51 | |
2. |
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41 | 38 | 45 | |
3. |
|
37 | 36 | 31 | |
4. |
|
36 | 33 | 49 | |
5. |
|
25 | 17 | 17 | |
6. |
|
24 | 47 | 27 | |
7. |
|
22 | 20 | 30 | |
8. |
|
21 | 29 | 30 | |
... | |||||
12. |
|
13 | 12 | 18 |
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