
Rollstuhlbasketball
Paralympics: Rollstuhlbasketballerinnen vor Duell mit den Unbesiegbaren
von Florian Neuhauss
Im Halbfinale bei den Paralympics treffen die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen auf Weltmeister Niederlande. In der Vorbereitung gab es sieben direkte Duelle - Deutschland verlor alle.
Barbara Groß bezeichnet sich selbst als "eine Meisterin in der Verdrängung". Das lange Hin und Her um ihre Teilnahme an den Paralympics - zunächst sah es so aus, als würde sie ein Opfer der neuen Klassifizierungsregeln im Rollstuhlbasketball - hat sie in die hinterste Ecke ihres Gedächtnisses verbannt. "Ich bin einfach nur froh, hier dabei zu sein", sagt die 27-Jährige beim Interview im paralympischen Dorf. "Dieses halbe Jahr des Bangens habe ich verdrängt. Vielleicht kommt es nach der Veranstaltung noch mal hoch, dass ich dann mehr Dankbarkeit empfinde. Aber erst mal konzentriere ich mich nur auf die Paralympics."
"Sind als Mannschaft krass zusammengewachsen"
Das gelingt Groß und ihren Teamkolleginnen bisher nahezu perfekt - sie haben ihre fünf Spiele allesamt gewonnen. "Wir hatten eine schwere Gruppe und ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir ohne Niederlage bleiben. Aber wir sind als Mannschaft krass zusammengewachsen", sagt Svenja Mayer.
Allerdings waren die Partien mitunter sehr eng und standen teilweise auf der Kippe. "Das mag für den Zuschauer ganz gut gewesen sein, ich hätte mir aber gewünscht, dass wir es nicht ganz so spannend machen", sagt Groß und lacht. Bundestrainer Dennis Nohl steht neben seiner Spielerin und fügt hinzu: "Da haben die Mädels mich gekillt."
Am Ende erarbeitete sich das Team um Kapitänin und Fahnenträgerin Mareike Miller aber stets den Sieg. Auch gegen Vize-Weltmeister Großbritannien und die Gastgeberinnen in der Vorrunde - zuletzt hatte im Viertelfinale Spanien das Nachsehen. "Die Spielerinnen haben individuell extreme Qualitäten. Mittlerweile haben wir sie als Team zusammengefügt. In den Spielen ist jetzt zu sehen, wozu wir mental und physisch imstande sind", unterstreicht Nohl.
Sieg gegen Niederlande nur aufgespart?
Nun also die Niederlande - ausgerechnet. Corona-bedingt hatte die deutsche Nationalmannschaft vor den Paralympics nur gegen den Nachbarn getestet. Gleich siebenmal - und dabei sieben Niederlagen kassiert, wie der Bundestrainer berichtet.
Nohl hatte eigentlich damit gerechnet, schon früher auf die Niederlande zu treffen. Aber weil sein eigenes Team überperformte und die Niederländerinnen zugleich nach einer Niederlage gegen China "nur" Zweite in ihrer Gruppe wurden, kommt es im Halbfinale am Donnerstag (02.09.2021/11.15 Uhr - ab 11.05 Uhr im Livestream) zum erneuten Duell.
Eines, das man nicht gewinnen kann? "Ich glaube an uns, wir werden uns nicht freiwillig geschlagen geben", betont Mayer. "Wir setzen auf eine harte Defense - Stuhlkontakt mögen sie gar nicht - und sind vorn schwer auszurechnen. Bei uns kann jeder treffen, wir haben nicht nur zwei Scorer. Wir pushen uns so hart." Auch Groß ist überzeugt: "Mit unserer Energie können wir auch Holland bezwingen."
Die Meisterin der Verdrängung mag sich auch gar nicht mehr mit der bedrückenden Niederlagenserie in der Vorbereitung aufhalten. "Die Niederländerinnen kennen sich sehr gut, sie trainieren auch unter der Saison im Stützpunkt", weiß Groß. "Aber wir sind mittlerweile auch unglaublich gut als Team. Wir haben uns den Sieg gegen die Niederlande nur für das paralympische Turnier aufgehoben."
Weitere Informationen
Stand: 01.09.21 18:00 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B | |
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1. |
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96 | 60 | 51 | |
2. |
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41 | 38 | 45 | |
3. |
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37 | 36 | 31 | |
4. |
|
36 | 33 | 49 | |
5. |
|
25 | 17 | 17 | |
6. |
|
24 | 47 | 27 | |
7. |
|
22 | 20 | 30 | |
8. |
|
21 | 29 | 30 | |
... | |||||
12. |
|
13 | 12 | 18 |
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