"Albatros" Groß fliegt zum Gold
Als amtierender Welt- und Europameister gehört Michael Groß in Los Angeles per se zu den Favoriten im langen Freistil-Sprint. Sein Sieg in Weltrekordzeit von 1:47,44 Minuten mit mehr als 1,5 Sekunden (!) Vorsprung ist ein Triumph, aber keine Sensation. "Es war einfach ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl, am Ziel meiner Träume angelangt zu sein", schreibt der damals 20 Jahre alte Germanistikstudent nach den Spielen im "Stern". Und er deutet die Möglichkeiten des deutschen Staffel-Quartettes über 4x200 Meter bereits an, zumal sein Offenbacher Teamkollege Thomas Fahrner auf dem Bronzerang ankommt.
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Geschichte
Das war Olympia 1984
"Flieg, Albatros, flieg...!"
Dann die 100 Meter Schmetterling. Favorit auf Gold ist Pablo Morales, ein Amerikaner kubanischer Herkunft und Weltrekordhalter seit den US-Olympiaausscheidungen. Er schwimmt so leicht und flüssig, das man ihn mit Mark Spitz vergleicht, den legendären "Schwimm-König" von München 1972. Wer sollte ihn schlagen können? Andererseits: Groß hat nichts zu verlieren. In der Vorentscheidung kommt der Amerikaner auf 53,78 Sekunden - so schnell wie Groß' Europarekord -, der Deutsche auf 54,02 Sekunden. Und auch im Finale ist Morales bei der Wende noch knapp im Vorteil. Auf der zweiten Hälfte kann er sogar noch beschleunigen, aber Groß nicht wirklich abhängen und ganz Deutschland stockt der Atem. Dann der Anschlag: Groß mit seiner unvergleichlichen Spannweite knapp vor Morales: Zweites Gold und zweiter Weltrekord! Über 200 Meter Schmetterling geht Groß als Favorit ins Rennen und führt nach der letzten Wende das Feld an. Doch die Konkurrenz holt auf. "Flieg, Albatros, flieg…!", feuert ARD-Reporter Jörg Wontorra den Offenbacher an. Es reicht "nur" zu Silber. Außenseiter John Siben (Australien) schnappt Groß Gold und den Weltrekord weg. Auch mit der 4x200-Meter-Freistilstaffel gewinnt Groß die Silbermedaille.
Intelligenter Individualist
Der erfolgreichste deutschen Olympionik von Los Angeles wird Ende 1984 zum dritten Mal in Folge zum "Sportler des Jahres" gewählt. Vier Jahre später fügt der Individualist Groß seiner olympischen Medaillensammlung erneut Gold - diesmal über 200 Meter Schmetterling - sowie Bronze mit der 4×200-Meter-Freistilstaffel hinzu. Als Erster wird er dafür zum vierten Mal von der Sport-Fachpresse zum "Sportler des Jahres" gekürt. Nach fünf WM-Titeln, 13 EM-Siegen und 30 deutschen Meisterschaften beendet Groß 1991 seine glanzvolle Karriere.