Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 © picture-alliance / dpa

Barcelona 1992: Heimspiel für Samaranch

Boykottfreie Spiele! In der Heimat von IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch ist nach dem Ende des Kalten Krieges eine kaum mehr für möglich gehaltene Harmonie Trumpf: China und Taiwan sind vertreten, Kuba nimmt wieder teil - und dominiert das Boxen. Sogar Südafrika ist erstmals seit 1960 eingeladen. Nur: "Olympia als eine Sache der Amateure" - das war einmal. Unter Samaranch sind die Spiele endgültig im Gigantismus und in den Gesetzmäßigkeiten der Vermarktungsmaschinerie angekommen. Sichtbarstes Zeichen: die hochbezahlten NBA-Profis um die Basketball-Legenden Charles Barkley, Earvin "Magic" Johnson, Michael "Air" Jordan und Co. Sie gewinnen alle Spiele, verführen die Fans im Palau d'Esports von Barcelona zu Begeisterungsstürmen und deklassieren Kroatien im Finale mit 117:85.

Olympia-Geschichte

1992: Olympischer Zauber in Katalonien

"Franzi": Auch ohne Gold ein Star

Sehr viel knapper endet der 5.000-Meter-Lauf der Männer. "Schwabenpfeil" Dieter Baumann ist eingangs der Zielgeraden in einem Pulk von Afrikanern eingekeilt. Doch 70 Meter vor dem Ziel öffnet sich eine Lücke, Baumann prescht vorbei und gewinnt dank eines sensationellen Endspurts, der mit einem Purzelbaum hinter dem Ziel endet. Nie zuvor hat ein deutscher Langstreckler olympisches Gold gewonnen. Ebenso überraschend das Speerwurf-Gold von Silke Renk; die Erfolge von Heike Drechsler im Weit- und Heike Henkel im Hochsprung waren zumindest erhofft worden. Gold holen ebenfalls Gewichtheber Ronny Weller, das Tennis-Doppel Boris Becker/Michael Stich, das Hockeyteam der Männer, Springreiter Ludger Beerbaum sowie in der Folge die Radler, Ruderer und Dressurreiter. Mit zweimal Silber und zweimal Bronze avanciert "Schwimm-Küken" Franziska van Almsick mit 14 Jahren zum "Wunderkind" des gesamtdeutschen Sports. Mit 82 Medaillen erreichen die Deutschen ein achtbares Ergebnis.

Traum-Kulisse für die Turmspringer

Der japanische Wasserspringer Isao Yamagishi hoch über der Stadt Barcelona © picture-alliance / dpa

Über den Dächern Barcelonas: Das Turmspringen vor einmaliger Kulisse.

Zu einem Höhepunkt der Spiele gerät das Turmspringen: Nicht unbedingt des Wettkampfes wegen, sondern wegen der einmaligen Kulisse unter freiem Himmel vor der Skyline von Barcelona. Die Sportler aus China dominieren: Fu Mingxia wird im Alter von 13 Jahren und 345 Tagen die jüngste Siegerin von Barcelona. Die Gastgeber zeigen sich besonders beflügelt: Sie gewinnen mehr Medaillen als bei allen anderen Spielen vorher zusammen (22). Während die Kubaner mit sieben Goldmedaillen nicht nur das Boxen dominieren, sondern im Baseball auch die USA schlagen, können die Staaten der russischen Föderation, unter gemeinsamer "GUS"-Flagge, vor allem über ihre beiden Turner Witali Scherbo (sechsmal Gold) und Gregory Misutin (fünf Medaillen) jubeln. Anrührenden Symbolcharakter hat diese Szene: 10.000-m-Läuferin Derartu Tulu (Äthiopien) holt als erste Schwarzafrikanerin überhaupt Gold. Ihre anschließende Ehrenrunde unternimmt sie Hand in Hand mit der (weißen) Silbermedaillengewinnerin Elana Meyer aus Südafrika.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr