Doppelsieger im Hürdenlauf: Harry Hillman (USA/li.), beobachtet von Zuschauern aus ihren Fenstern in St. Louis © picture-alliance/ dpa

St. Louis 1904: Weltausstellung mit Anhang

Wird man aus Schaden klug? Nicht bei Olympia in St. Louis. Die Fehler von Paris wiederholen sich. Wie vier Jahre zuvor verkommen die Spiele 1904 zum Anhängsel der Weltausstellung. Zwischen Ausstellungspalästen, Sehenswürdigkeiten und einer elektrisch betriebenen Kleinbahn: Olympia, zähe fünf Monate lang und von nur zwölf Nationen besucht. Lediglich 42 der 689 Athleten kommen nicht aus den USA. IOC-Präsident Pierre de Coubertin zeigt sich enttäuscht: Statt der erhofften "Internationalisierung" nur eine teils absurde Inszenierung der olympischen Idee. So sieht der Baron die von der völkerkundlichen Abteilung der Weltausstellung organisierten "Anthropologischen Tage" als Diskriminierung an: Wettbewerbe für ethnische Minderheiten - wie Steinwerfen, Schlammkämpfe und Baumstammklettern. De Coubertin zieht die Konsequenzen und reist gar nicht erst an.  

Geschichte

Das war Olympia 1904

Hürden-Weltrekord wird annuliert

Der IOC-Präsident verpasst den ersten Zehnkampf der Olympia-Geschichte - mit Überraschungssieger Tom Kiely aus Irland. Hart: Alle zehn Disziplinen (damals: 100 Yards, Kugel, Hoch, 880 Yards Gehen, Hammer, Stabhoch, 120 Yards Hürden, Gewichtwurf, Weitsprung und 1 Meile) werden am selben Tag absolviert. Von insgesamt 26 Leichtathletik-Goldmedaillen bleiben 24 in den USA. Auch beim neu ins Programm genommenen Boxen dominieren die Amerikaner. Sie belegen in allen sieben Gewichtsklassen die ersten Plätze. Gleich sechs Medaillen heimst US-Turner George Eyser ein - mit einem Holzbein. Der schier unglaubliche Weltrekord von 53,0 Sekunden seines Teamkameraden Harry Hillman über 400 m Hürden wird annulliert. Zum einen, weil Hillman die achte Hürde regelwidrig umgeworfen hat. Zum anderen, weil sämtliche Hürden die falsche Höhe aufweisen: Statt der vorgeschriebenen 91,4 sind sie nur 76 Zentimeter hoch.

Deutsche Schwimmer im Gold-Rausch

Emil Rausch (Berlin), zweifacher Olympiasieger 1904 in St. Louis über 440 und 880 Yards Freistil © ullstein bild - ullstein bild

Doppel-Olympiasieger Emil Rausch.

Die Deutschen kommen im Schwimmen mit viermal Gold in neun Wettbewerben groß heraus: Über 100 m Rücken gehen gleich alle drei Medaillen an Walter Brack, Georg Hoffmann und Georg Zacharias. Der Berliner Emil Rausch gewinnt über 880 Yards und eine Meile Freistil jeweils Gold und holt über 200 m Freistil Bronze. Ansonsten läuft in dem künstlich angelegten See einiges schief: Ein Floß muss als Startrampe herhalten, Sprungbretter sind morsch, und etliche Athleten "verschwimmen" sich auf dem Weg zum Ziel.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr