Der ungarische Spieler Ervin Zador (l) wird im Wasser von einem UdSSR-Spieler angegriffen und so verletzt, dass Blut aus einer Wunde am rechten Auge fließt. © picture-alliance / dpa

Ungarn - UdSSR: Das "Blutspiel von Melbourne"

Um Sport geht es am allerwenigsten, als im Halbfinale des olympischen Wasserball-Turniers Titelverteidiger Ungarn auf die UdSSR trifft. Zwei Wochen zuvor haben sowjetische Truppen bei ihrem Einmarsch in Budapest die Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen. Da befinden sich die Sportler bereits auf dem Weg nach Melbourne, voller Sorge um das Schicksal ihrer Angehörigen. Im Schwimmstadion von Melbourne knistert die Spannung spürbar; die Athleten scheinen sich auf eine harte Auseinandersetzung vorzubereiten.

Geschichte

Das waren die Olympischen Spiele 1956

Magyaren-Sieg nach Spielabbruch

Doch es kommt zunächst ganz anders: Die Ungarn spielen klug und führen bald souverän. Das Publikum ergreift im symbolisch aufgeladenen Kampf der "Unterdrückten" gegen die "Unterdrücker" klar Partei - für die Magyaren. Fünf Minuten vor Schluss dann ein Ellenbogen-Check eines sowjetischen Spielers gegen den Ungarn Ervin Zador, der gerade eben erst eingewechselt worden ist: Zádors Augenbraue platzt auf, Blut fließt. Zwar sieht die Wunde schlimmer aus als sie ist, aber Schwimmbecken und Zuschauerränge verwandeln sich in ein Tollhaus. Die Fäuste fliegen, Chaos bricht aus. Aus Angst vor weiterer Eskalation beendet der Schiedsrichter das Spiel beim Stand von 4:0 für Ungarn vorzeitig. Die Bilder von Zadors Verletzungen gehen um die Welt, die internationale Presse berichtet vom "Blood in the Water Match".

Mark Spitz Sprecher in "Wut der Freiheit"

Ungarn verteidigt später mit einem 2:1 über Jugoslawien seinen Titel von Helsinki - das vierte Gold nach 1932, 1936 und 1952. Zahlreiche Spieler kehren nach dem Olympiasieg aber nicht mehr in ihre Heimat zurück. Zádor selbst emigriert in die USA und arbeitet dort als Schwimmtrainer; zu seinen Schützlingen zählt der damals noch jugendliche Mark Spitz, später siebenfacher Olympiasieger von München 1972. Spitz fungiert auch als Erzähler in dem 2006 entstandenen US-Dokudrama "Freedom's Fury" ("Wut der Freiheit"), das das wohl berühmteste Wasserballspiel der Olympia-Geschichte filmisch nachempfindet.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr