Der deutsche Golfer Martin Kaymer © imago/GEPA Pictures

Golf

Kaymer: "Olympia erweitert den Horizont"

Zum ersten Mal seit 112 Jahren ist Golf wieder im olympischen Programm. Beim am Donnerstag beginnenden Turnier mit dabei: der zweimalige Major-Sieger Martin Kaymer. Der 31-Jährige aus Mettmann im Gespräch mit der ARD über …

... die Bedeutung der Olympischen Spiele:

Als Sportler gibt es für mich nichts Größeres. Ich habe schon ein bisschen was erreicht in meiner Karriere, aber die Olympischen Spiele waren immer ein Ziel. Es ist das schönste Sportevent der Welt, es sind alle in einem Haus - die Besten einer Sportart. Ich habe mich riesig darauf gefreut, hierher zu kommen und Teil des Ganzen zu sein.

… das besondere Olympia-Gefühl:

Die ganzen Sportler kennenzulernen, ist megamotivierend. Da ist soviel Respekt untereinander und wir sprechen auch dieselbe Sprache - man ist direkt auf einer Ebene, egal, aus welcher Sportart man kommt. Die Energie, die im Dorf herrscht, ist unfassbar. Alle kämpfen nur für ein Ziel, nämlich eine Medaille und im Idealfall Gold zu holen. Du hast Hundert andere Sportler aus deinem Land hinter dir, die tagtäglich unfassbar gute Arbeit leisten, die auch noch neben ihrem Sport ein normales Berufsleben haben, um sich ihren Sport leisten zu können. Da steckt viel Fleiß und Leidenschaft drin.

… die Gefahr der Ablenkung:

Ich freue mich über die Wettkämpfe der anderen Sportler und auch auf mein Turnier. Du willst natürlich viel sehen. Die Schwierigkeit besteht darin, die Balance zu finden - die Dinge zu genießen und wahrzunehmen und sich trotzdem auf den eigenen Wettkampf zu konzentrieren. Der mentale Teil ist ja bei uns extrem wichtig. Du musst inspiriert auf den Platz gehen und trotzdem die innerliche Ruhe haben. Aber ich glaube, wenn es drauf ankommt und du in deinem Environment bist, dann geht's wieder los. Vom Kopf her stimmt alles, ich habe Mega-Lust darauf.

… über die Absagen zahlreicher Superstars, vornehmlich aus Angst vor dem Zika-Virus:

Für mich ist schwer nachvollziehbar, wie man so ein Riesenevent absagen beziehungsweise erst gar nicht zusagen kann. Als ich angekommen bin, habe ich erst gemerkt, wie geil das Olympische Dorf und das Deutsche Haus sind. Von daher muss man die Entscheidung der anderen akzeptieren, aber für mich wäre es ein Riesenfehler gewesen, nicht herzukommen; weil du nicht nur als Sportler wächst, sondern auch als Mensch. Du erweiterst deinen Horizont und lernst sehr viel dabei, das war für mich sehr wichtig. Aber jeder ist natürlich für sich selber zuständig.

… über gutverdienende Sportler im spartanischen Olympischen Dorf:

Im Vergleich zu anderen Sportarten sind wir extrem verwöhnt, und hier ist eben ein bisschen mehr 'back to basics'. Aber was brauchst du im Endeffekt? Ein ordentliches, sauberes Bett. Es geht nicht ums Geld. Es geht nur um den Sport, darum, erfolgreich zu sein, um die Ehre, dein Land zu vertreten.

… über seine sportlichen Ziele in Rio:

Ich bin nicht hergekommen, um Fünfter oder Zehnter zu werden. Eine Medaille ist möglich, und deswegen bin ich auch hier. Es ist für mich vielleicht ein bisschen einfacher, wenn die Allerallerbesten nicht mitspielen. 'Dabei sein ist alles' ist immer so ein schöner Spruch, aber am Ende des Turniers will man auch mit sich zufrieden sein. Ich glaube, zufrieden kann man nur sein, wenn man sein Bestes gegeben hat. Das werde ich auf jeden Fall. Wenn obendrauf noch eine Medaille rausspringt, wäre es ideal.

… über den schweren Kurs am Atlantik:

Schwer finde ich generell ganz gut. Denn ein schwerer Platz ist auch immer ein Indiz dafür, dass du ein kompletter Spieler sein musst; also nicht den Ball weit schlagen und ein bisschen putten, sondern verschiedene Arten von Schlägen spielen musst.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 10.08.16 07:45 Uhr