Die russische Weitspringerin Darja Klischina. © dpa picture alliance Foto: Michael Kappeler

Doping

Weitspringerin Klischina darf nun doch starten

Ausnahmeregelung, Sperre und nun wieder das Startrecht: Die russische Weitspringerin Darja Klischina darf jetzt doch in Rio starten. Das hat der Internationale Sportgerichtshof CAS entschieden. Dabei wurden nach ARD-Informationen Dopingproben der Leichtathletin manipuliert.

Die Ad-hoc-Einheit des CAS in Rio, die während Olympischer Spiele dringende Fälle schnell entscheiden muss, hat nach einer vierstündigen Anhörung gesprochen: Darja Klischina darf im Olymmpiastadion starten. Die 25 Jahre alte Weitspringerin ist damit nun doch die einzige russische Leichtathletin mit Starterlaubnis. Die Qualifikation findet am Dienstag (16.08.16) statt. Sie habe darlegen können, "für einen relevanten Zeitraum" außerhalb Russlands für Dopingtests in und außerhalb von Wettkämpfen zur Verfügung gestanden zu haben, erklärte der Internationale Sportgerichtshof am Montagmorgen, warum er dem Einspruch der Athletin stattgegeben hat.

Aus diesem Grund hatte der Leichtathletik-Weltverband IAAF Klischina zunächst auch eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Sie lebt und trainiert seit drei Jahren im US-Bundesstaat Florida, somit habe sie sich außerhalb des russischen Systems befunden. Das bedeutet, dass sie auch unabhängig getestet worden sei. Alle weiteren russischen Leichtathleten waren von der IAAF aufgrund des massiven Dopingskandals im Land nicht für die Wettkämpfe in Rio zugelassen worden. Am Samstag war Klischina das Sonderstartrecht jedoch entzogen worden. Als Grund wurden lediglich "neue Erkenntnisse aus dem McLaren-Report" genannt. Nach ARD-Informationen sind Dopingproben von Klischina manipuliert worden, sie sollen illegal geöffnet worden sein. Die Reaktion der IAAF auf die CAS-Entscheidung fiel nüchtern aus: Die Aberkennung des vorläufigen Startrechts sei nicht aufrechterhalten worden - "trotz der von McLaren erhaltenen Informationen". Klischina selbst zeigte sich erleichtert: "Jetzt, da der Einspruch hinter mir liegt, kann ich mich Gott sei Dank auf meinen Wettkampf konzentrieren und meine Olympia-Erfahrung genießen, von der ich träume, seit ich als junges Mädchen mit dem Weitsprung begonnen habe", schrieb Klischina auf Facebook.

Im McLaren-Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA war kurz vor den Spielen russisches Staatsdoping nachgewiesen worden. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verzichtete dennoch auf einen Komplett-Ausschluss Russlands und reichte die Entscheidung an die Fachverbände weiter.

Das IOC hat nach ARD-Informationen eine neue Kommission gegründet, die Ermittlungen gegen das russische Sportministerium aufgenommen hat. Möglicherweise rückt auch Sportminister Witali Mutko in den Fokus der Ermittler.

Klischina lässt sich nicht beirren

Gegen den Entzug ihrer Starterlaubnis legte Klischina Einspruch ein, zog vor den CAS - und war offenbar siegesgewiss. Denn auch wenn ihr Start als unwahrscheinlich galt, bereitete sie sich am Sonntagabend (Ortszeit) am Olympiastadion weiter auf ihren Wettkampf vor. Ganz so, als wäre nichts gewesen. "Ich bin eine saubere Athletin und habe dies unzählige Male ohne jeden Zweifel bewiesen", schrieb sie auf Facebook. Die Ad-hoc-Einheit des CAS gab ihr nun Recht. Sie betonte ausdrücklich, dass es die Wettkampfregeln der IAAF berücksichtigt habe. Daher seien die Richter zu dem Schluss gekommen, dass die frühere Entscheidung des Leichtathletik-Weltverbandes, Klischina ein Sonderstartrecht einzuräumen, "noch immer gültig ist - trotz der von Prof. McLaren eingebrachten zusätzlichen Informationen". Russische Sportfunktionäre feiern Klischinas Starterlaubnis als wichtigen Sieg: "Die Gerechtigkeit hat triumphiert", sagte der Chef des Sportausschusses im Parlament, Dmitri Swischtschjow, der Agentur Tass. "Jetzt müssen wir uns beruhigen und Dascha viel Erfolg wünschen", sagte Sportminister Witali Mutko der Agentur Interfax.

Entscheidung über Paralympics-Ausschluss noch in Rio

Zudem wurde bekannt, dass der Internationale Sportgerichtshof am Schlusstag der Rio-Spiele über den Paralympics-Ausschluss von Russland entscheiden will. Das Internationale Paralympics Komitee (IPC) hatte die Sperre ausgesprochen, weil auch behinderte Sportler Russlands in das systematische Staatsdoping in Russland eingebunden waren. Russland hat gegen den Bann offiziell Einspruch beim CAS eingelegt.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 15.08.16 15:49 Uhr