Christina Obergföll © dpa Foto: Sven Hoppe

Leichtathletik

Obergföll nach Rio - Kein Ticket für Molitor

Christina Obergföll hat das dritte Olympia-Ticket im Speerwurf der Frauen erhalten. Weltmeisterin Katharina Molitor hatte bei der letzten Nominierungsrunde am Dienstag (12.07.2016) das Nachsehen - und erwägt juristische Schritte.

Die deutsche Meisterin Christin Hussong, die EM-Zweite Linda Stahl und Christina Obergföll - mit diesem starken Speerwurf-Trio tritt Deutschland bei den Sommerspielen in Rio an. In Weltmeisterin Katharina Molitor bleibt damit bei nur drei zur Verfügung stehenden Startplätzen eine hochkarätige Weltklasse-Athletin zu Hause. Während Hussong, aktuelle Nummer zwei der Welt, bereits nominiert war und sich Stahl mit ihrem Silbergewinn und der Weite von 65,25 m in Amsterdam nachdrücklich empfohlen hatte, gab es im Kampf um das dritte Ticket ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Molitor, die für die EM den Vorzug vor Obergföll erhalten hatte, war es in den Niederlanden trotz Saisonbestleistung mit 63,20 m als Vierter nicht gelungen, ein klares Zeichen zu setzen. "Für den Verband war es ein Luxusproblem, für die Athletin ist es tragisch, nicht bei Olympia dabei zu sein", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop.

Molitor erwägt nun, rechtliche Schritte einzuleiten. "Ich werde mir juristischen Rat holen und schauen, ob ich gegen diese Entscheidung klagen kann", sagte die 32-Jährige, die im Vorjahr in Peking sensationell WM-Gold gewonnen hatte, der "Rheinischen Post" und sprach von "völligem Unverständnis" über diese Entscheidung: "Ich frage mich, warum ich für die EM nominiert wurde, aber für Olympia nicht, obwohl sich seitdem nichts geändert hat."

DLV-Cheftrainer: "Zwei Weltklasse-Athletinnen"

Die deutsche Speerwerferin Katharina Molitor © dpa - Bildfunk Foto: Michael Kappeler

Weltmeisterin Katharina Molitor reist nicht nach Rio.

Ausschlaggebend seien bei der Entscheidungsfindung die "Bestleistung kombiniert mit der Zweit- und Dritt-Leistung in diesem Jahr gewesen", sagte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB. Die Offenburgerin Obergföll hatte in diesem Jahr mit 64,96 und 63,96 m zweimal weiter als Molitor geworfen. Die 32 Jahre alte Leverkusenerin hatte allerdings ihre Saisonbestleistung erst am vergangenen Wochenende erzielt und schien immer besser in Form zu kommen. Obergföll war am Montag (11.07.2016) vorsorglich schon einmal öffentlich vorgeprescht und hatte den Druck auf DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska erhöht: "Alle Fakten sprechen für mich", sagte die 34 Jahre alte DM-Vierte der "Badischen Zeitung": "Im direkten Duell mit Molitor sehe ich mich mit der Nase vorne."

Auch die Weltmeisterin von 2013 und Olympia-Zweite von London hatte für den Fall der Nichtnominierung mit rechtlichen Schritten gedroht: "Ich werde meinen Platz einfordern, weil ich aufgrund der Faktenlage - wie sie momentan ist - ganz klar vorne bin. Ich möchte nicht als schlechte Verliererin gelten, aber das sind einfach die Fakten." Sie hoffe nicht, "dass der DOSB sich diesem Druck gebeugt hat. Ausschließen kann ich es aber nicht", meinte Molitor. Gonschinska hatte im Vorfeld von einer "kniffligen Entscheidung" gesprochen: "Beide sind Weltklasse-Athletinnen. Es wird Enttäuschung geben."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 12.07.16 15:45 Uhr