Die Marathonläuferinnen Anna (l.) und Lisa Hahner in Rio de Janeiro © Thomas Luerweg Foto: Thomas Luerweg

Leichtathletik

Hahner-Twins: Doppeltes Glück in Rio

von Bettina Lenner, sportschau.de

Lisa und Anna Hahner sind Zwillinge - und ein Herz und eine Seele. Bei den Spielen in Rio hätten sich ihre Wege um ein Haar getrennt, doch nun stehen sie am Sonntag (14.08.2016, 14.30 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) gemeinsam an der Startlinie des olympischen Marathons. "Megakrass" finden sie das.

Lisa Hahner zeigt stolz die holländischen Miniatur-Clogs, die sie an ihre Akkreditierung geheftet hat. Ansteck-Pins aus aller Herren Länder sammeln und tauschen, das ist auch in Rio wieder beliebt bei den Sportlern. "Damit bist du der absolute Renner im Olympischen Dorf", sagt Anna Hahner, die selbst eine ganz beachtliche Kollektion, nicht aber ein solches Prunkstück vorzuweisen hat, völlig ohne Neid.

Streit gibt es nie

Die Hahner-Zwillinge in Rio mit den Luik-Drillingen

Gemeinsamer Facebook-Post: Die Hahner-Zwillinge mit den Luik-Drillingen in Rio.

Die Hahner-Twins, da passt kein Blatt Papier dazwischen. Auch am Zuckerhut nicht. Die Schwestern teilen sich ein Zimmer, Streit gibt es nie. "Wir wussten, dass das klappt. Egal, wie lange wir auf engstem Raum zusammen sind. Wir sind uns zu ähnlich. Wir haben beide denselben Schlafrhythmus und stehen beide eher früh auf", erzählt Lisa. Den Alltag im Athletendorf genießen beide in vollen Zügen: "Wenn einem Boris Becker, Novak Djokovic oder Ashton Eaton im Dorf entgegenkommen, das ist schon krass", findet Anna.

Die Zwillinge ihrerseits sind ebenfalls ein Hingucker, werden häufig von anderen Sportlern fotografiert - und nur von den Marathon-Drillingen Leila, Liina und Lily Luik aus Estland getoppt, die am Sonntag ebenfalls in kompletter Besetzung antreten. "Wir haben uns super gefreut, als wir die Luik-Sisters im Olympischen Dorf hier das erste Mal gesehen haben", sagt Anna: "Wir haben eine super Connection mit ihnen - sogar eine Dreifach-Connection."

Cooles Happy End

Die Vorfreude der Zwillinge auf ihr Olympia-Debüt ist riesig. "Das wird ein großer Moment am Sonntag, wenn wir an der Startlinie stehen. Zusammen ist das 1.000 Mal schöner als alleine", sagt Lisa. Fast wäre es nicht dazu gekommen. Denn während Lisa das Olympia-Ticket als deutsche Meisterin mit erfüllter Norm relativ früh sicher hatte, musste Anna bis zum Nominierungsende im vergangenen Mai zittern. Neben ihrer Schwester und Anja Scherl hatte sich auch Fate Tola große Chancen auf das Olympia-Ticket ausgerechnet. Doch die Einbürgerung der Äthiopierin, von der Leistung her stärker als Anna Hahner, verzögerte sich. Anna wurde nachnominiert. "Es war kein gerader Weg. Das hat das Gefühl verstärkt, wie megakrass es jetzt ist, dass wir es wirklich beide hierher geschafft haben", schildert Lisa: "Das Coole ist, dass es ein Happy End hat und wir beide an der Startlinie stehen."

"Wir laufen einfach"

Medaillenchancen haben die schnellsten Zwillinge Deutschlands, deren Bestzeiten bei 2:26:44 (Anna) und 2:28:39 Stunden (Lisa) stehen, über die klassische 42,195-km-Distanz keine. Und anders als bei einem Stadtmarathon haben sich beide keine Zielzeit gesetzt. "Bei einem Championship Race wird das nicht funktionieren. Es wird nicht Richtung Bestzeit gehen, das ist klar", sagt Anna: "Man muss gucken, was die anderen machen, dazu die extremen Temperaturen - wir werden auf unser Gefühl hören und die Taktik während des Rennens entscheiden." Lisa kürzt das ab: "Wir laufen einfach."

Gemeinsam ins Ziel

Den ersten gemeinsamen internationalen Einsatz genießen, das gelingt den 26-Jährigen bislang ziemlich gut. "Das ist der Traum, den wir gemeinsam gelebt haben, jetzt können wir ihn erleben", unterstreicht Anna: "Es ist eine Ehre, dabei zu sein. Wir wollen das Beste geben." Gut laufen, sich gut dabei fühlen und ankommen - alle beide. Das ist der Plan. "Der perfekte Tag ist, wenn jede von uns das Gefühl hat, heute hat alles gepasst", erläutert Anna. Solange es geht, wollen die Zwillinge am Sonntag zusammen laufen. Lisa lacht: "Wir machen alles zusammen. Zusammen ins Ziel zu laufen, das wäre ein Traum."

Die Marathon-Strecke in Rio

Start und Ziel des olympischen Marathons ist das Sambódromo. Der Kurs ist flach, hat eine Schleife, die dreimal gelaufen wird, und führt an vielen schönen Plätzen der "Cidade maravilhosa" vorbei: am alten Zentrum, am Flamengo Park, am Strand von Botafogo und dem neu gestalteten Hafen mit dem "Museu de Arte do Rio" und dem "Museu do Amanhã" (Museum der Zukunft). Teilweise haben die Läufer eine spektakuläre Sicht auf den Zuckerhut - wenn sie denn ihren Blick vom Asphalt heben.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 13.08.16 08:49 Uhr