Vorschau
Große Vorfreude auf die Paralympics in Rio
Wenn am Mittwoch (07.09.16) in Rio de Janeiro die 15. Sommer-Paralympics feierlich eröffnet werden, werden wieder einige Rekorde gebrochen. Noch nie in der Geschichte der Spiele für Sportler mit Behinderungen waren so viele Athleten aus so vielen verschiedenen Ländern am Start. 528 Entscheidungen in erstmals 23 Sportarten sind ebenfalls ein Höchstwert.
Insgesamt etwa 4350 Para-Sportlerinnen und -Sportler aus fast 170 Ländern werden zu den Wettkämpfen in der brasilianischen Metropole erwartet - außerdem ein Flüchtlingsteam mit zwei Sportlern. Zum Vergleich: An den ersten Paralympics 1960 in Rom nahmen 400 Athleten aus 23 Nationen teil, 1988 in Seoul waren es erstmals mehr als 3000 (aus 61 Ländern) - und vor vier Jahren in London wurden am Ende 4237 Teilnehmer aus 164 Ländern gezählt. Eröffnet werden die Paralympics - wie auch schon die Olympischen Spiele - am Mittwoch (23 Uhr/MESZ) im Maracanã-Stadion.
Premiere für Para-Kanuten und -Triathleten
Zwei Wochen hatten die Organisatoren der Paralympics Zeit, um nach dem Ende der Olympischen Spiele in Rio die 20 Wettkampfstätten für die Para-Sportler umzubauen und vorzubereiten. An den elf Wettkampftagen bis zum 18. September werden in 23 verschiedenen Sportarten insgesamt 528 Goldmedaillen vergeben - so viele wie nie zuvor bei den Paralympics. Zum ersten Mal dabei sind in diesem Jahr die Kanuten und die Triathleten. In vier Jahren in Tokio werden noch Badminton und Taekwondo ins Programm aufgenommen.
Alleine im 100-m-Lauf bei den Männern gibt es bei den Spielen in Rio 16 Mal Gold zu gewinnen - das liegt an der Einstufung der Athleten, die nach dem Grad ihrer Behinderung klassifiziert werden. Insgesamt gibt es hier zehn verschiedene Einstufungen.
Hoffen auf gute Stimmung
War bei den Olympischen Spielen vielerorts und von verschiedenen Seiten Kritik an der schlechten Stimmung in den oft nicht gut gefüllten Wettkampfstätten geübt worden, hoffen die Para-Sportler auf viel Unterstützung: Kurz vor Beginn der Wettkämpfe waren nach Angaben der Organisatoren etwa 1,5 Millionen der insgesamt 2,5 Millionen Eintrittskarten verkauft worden. "Wir haben einen wichtigen Wandel festgestellt. Nachdem die Leute anfangs nur einfach so Zugang zum Paralympics-Park in Barra haben wollten, kommen jetzt immer mehr Menschen, die bestimmte Athleten und Zweikämpfe sehen wollen", sagte Mario Andrada, Sprecher des Organisationskomitees. Nach schleppendem Vorverkaufsstart wurden viele Tickets allerdings zu ermäßigten Preisen angeboten. 80 Prozent aller Karten sollen verkauft werden, so die Paralympics-Veranstalter. Dass offizielle Verkaufsstatistiken mit Vorsicht zu genießen sind, haben jedoch die Olympischen Spiele gezeigt.
Keine Zielvorgabe für das deutsche Team
Andrea Eskau gewann zweimal Gold in London 2012 und ist auch in Rio im deutschen Team dabei.
Das deutsche Team umfasst in diesem Jahr 155 Athletinnen und Athleten. In 18 der insgesamt 23 Sportarten gehen Teilnehmer des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) an den Start. Nach dem Ausschluss der russischen Sportler erhielt der DBS acht zusätzliche Startplätze. Damit gehen mehr deutsche Athleten an den Start als vor vier Jahren. 2012 in London hatte das deutsche Team 18 Goldmedaillen gewonnen - 17 in Einzeldisziplinen und eine im Rollstuhlbasketball der Frauen. Elf deutsche Paralympics-Sieger aus London sind auch in Rio dabei - darunter die doppelt erfolgreichen Birgit Kober (Leichtathletik/Leverkusen) und Andrea Eskau (Radsport/Magdeburg).
Eine Zielvorgabe für die Spiele in Rio gibt es nicht: "Von mir wird es aber keine Medaillenkorridore geben, und es gibt auch keinen Malus", sagte im Vorfeld der Spiele der deutsche Chef de Mission Dr. Karl Quade. "Entscheidend ist das sportliche Abschneiden, darauf wird geguckt - und ich gehe davon aus, dass es gut sein wird." Am Sonntag (04.09.16) war die deutsche Mannschaft offiziell ins paralympische Dorf eingezogen und dort mit brasilianischem Temperament feierlich begrüßt worden. "Das hat noch mehr Lust auf die Spiele gemacht. Wir freuen uns, wenn es bald richtig losgeht", sagt Schwimmerin Maike Naomi Schnittger.
Lob für angespannte Organisatoren
Lob für die Organisatoren der Paralympics gab es zwei Tage vor der Eröffnungsfeier von Friedhelm Julius Beucher, dem Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS). Befürchtungen über ein Chaos hätten sich bislang nicht bestätigt. "Es gibt keine Probleme, zu den Trainings- oder Wettkampfstätten zu gelangen. Unsere Athleten können sich ganz auf ihr Training und ihre Form konzentrieren. Wir waren auf riesige Herausforderungen eingestellt. Aber bislang ist kaum eine dieser Befürchtungen eingetreten."
Das Organisationskomitee der Paralympics hatte in den vergangenen Wochen große Probleme bei der Finanzierung der Spiele eingeräumt. Diese konnten aber laut Sir Philip Craven, dem Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), mithilfe der Stadt und der brasilianischen Bundesregierung noch rechtzeitig gelöst werden. "Fakt ist: Keine einzige Mannschaft muss wegen fehlender Zuschüsse zu Hause bleiben", sagte Beucher. Trotz aller Probleme scheinen die Rahmenbedingungen in Rio zu stimmen.
Weitere Informationen
Stand: 06.09.16 10:00 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | CHN | 107 | 81 | 51 |
2. | GBR | 64 | 39 | 44 |
3. | UKR | 41 | 37 | 39 |
4. | USA | 40 | 44 | 31 |
5. | AUS | 22 | 30 | 29 |
6. | GER | 18 | 25 | 14 |
7. | NED | 17 | 19 | 26 |
8. | BRA | 14 | 29 | 29 |
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