Usain Bolt - Eine lebende Legende
Steckbrief
in Trelawny, Jamaika
Größe: 195 cm
Gewicht: 93 kg
Trainer: Glen Mills
Sportliche Eckdaten
9,58 Sek. (100 m/2009, WR)
19,19 Sek. (200 m/2009, WR)
36,84 Sek. (4x100 m/2012, WR)
Größte Erfolge
Olympische Spiele:3x Gold 2016 (100 m, 200 m und 4x100m)
3x Gold 2012 (100 m, 200 m und 4x100 m)
2x Gold 2008 (100 m und 200 m)
Weltmeisterschaften:
3x Gold 2015 (100 m, 200 m, 4x100 m)
3x Gold 2013 (100 m, 200 m, 4x100 m)
2x Gold 2011 (200 m, 4x100 m)
3x Gold 2009 (100 m, 200 m, 4x100 m)
2x Silber 2007 (200 m und 4x100 m)
1x Bronze 2017 (100 m)
Ein Mann, drei Weltrekorde: Usain Bolt ist der Superstar der Leichtathletik. Der Jamaikaner beherrscht seit Jahren die 100 und 200 m und weiß sich zudem in Szene zu setzen.
Er kniete auf der blauen Bahn des Nationalstadions, senkte seinen Kopf und küsste den Zielstrich. Mehr Symbolik ging kaum. Usain Bolt hatte an diesem Juni-Abend in Kingston nicht nur ein weiteres 100-m-Rennen souverän beendet. Jamaikas Volksheld nahm Abschied von den Fans in seiner Heimat und leitete damit auch das Ende einer einzigartigen Sportkarriere ein. Nach der WM in London soll endgültig Schluss sein mit der Jagd auf Medaillen und Rekorden. Ein knappes Jahrzehnt lang prägt Bolt wie kaum ein anderer die Leichtathletik und gilt schon jetzt als einer der größten Sprinter aller Zeiten. Der Slogan "Bolt ist Gold" soll aber Bestand haben bis zum allerletzten Lauf: Noch einmal Schnellster sein im Kreis der schnellsten Männer der Welt.
Usain Bolt hat den Sprint sportlich in neue Dimensionen geführt und auch in puncto Selbstinszenierung neue Maßstäbe gesetzt. "Ich bin ein Sprinter, aber auch ein Entertainer", sagt er: "Ich versuche, den Unterschied zu machen - deshalb lieben mich die Leute." In einer Zeit, in der ein sehr langer Doping-Schatten über der Leichtathletik liegt, mit zahlreichen sprintenden Sündern, kommt der Superstar aus Jamaika beinahe schon als Messias daher. Die Fans lechzen nach schnellen Helden, nach sauberen umso mehr. Der achtfache Olympiasieger, elffache Weltmeister und dreifache Weltrekordhalter hat im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten eine weiße Test-Weste.
Hype um den Halbgott
Die Bahn ist schon seit Jahren frei für den Mega-Hype um den Jamaikaner. Gut zu beobachten beispielsweise beim Diamond-League-Meeting 2013 in London. 60.000 Zuschauer huldigten dem "Raketenmann" wie einem Halbgott, als dieser stilecht auf einer überdimensionierten Rakete mit vier Rädern ins Olympiastadion gefahren wurde. Er stand auf dem Geschoss wie auf einer Kanzel - in einem giftgrünen T-Shirt, schwarzen Bermudas, mit dunkler Sonnenbrille und verzog keine Miene. Predigte da wortlos der vermeintliche Retter der Leichtathletik? Zumindest war er keine drei Stunden später wieder einmal der Schnellste auf der Bahn und sprach nach getaner Arbeit dann doch: "Ich versuche, dem Sport zu helfen, indem ich große Dinge vollbringe und versuche, ihn in ein gutes Licht zu stellen", sagte der Publikumsliebling aus Kingston und beteuerte einmal mehr: "Ich bin sauber."
Nur 41 Schritte zu Gold und Weltrekord
Zweifellos bringt der Inhaber aller Sprint-Weltrekorde seltene anatomische Voraussetzungen mit. Während seine Größe von 1,95 Metern beim Start eher hinderlich ist, ermöglichen ihm seine 1,10 Meter langen Beine eine Schrittlänge von bis zu 2,95 Metern. Bei seinen Olympiasiegen über 100 Meter und bei seinem Weltrekord während der WM 2009 in Berlin benötigte der Sprintriese nur 41 Schritte von der Start- bis zur Ziellinie. Sein betont aufrechter Laufstil sieht zudem aufreizend lässig aus. Häufig wirkt Bolt, als spiele er nur mit seinen Konkurrenten. Das hat ihm neben Bewunderung auch schon viel Kritik eingebracht.
"Das ist Superman II"
Respektlosigkeit warf ihm nicht nur der damalige IOC-Präsident Jacques Rogge vor, als Bolt nach zweimal WM-Silber in Osaka 2007 bei Olympia 2008 erstmals als der große Dominator auf die Weltbühne des Sports trat und jeweils in Weltrekordzeit auf den 100 und 200 Metern Gold gewann. Im 100-m-Finale von Peking hatten sich an einem von Bolts Schuhen die Schnürsenkel gelöst, trotzdem nahm er sich die Zeit, sich noch vor der Ziellinie nach seinen Verfolgern umzusehen und sich angesichts seines beruhigenden Vorsprungs mit der Hand auf die Brust zu klopfen. 9,69 Sekunden leuchteten für ihn auf, doch ohne dieses Mätzchen hätte Bolt schon damals deutlich schneller sein können. Auch über die doppelte Distanz, auf der er in 19,30 Sekunden den zwölf Jahre alten Weltrekord von Michael Johnson knackte, ließ er sich noch etwas Spielraum für weitere millionenschwere Bestmarken. Johnsons Urteil aber stand schon damals fest: "Das ist Superman II." Bolts dritten Triumpf in Peking, Gold mit dem jamaikanischen 4x100-m-Quartett, annulierte das IOC in diesem Jahr wegen Dopings von Staffelkollege Nesta Carter.
Fabel-Weltrekorde auf Berlins blauer Bahn
Bei der WM ein Jahr später in Berlin sprintete Bolt in neue Sphären - unbeeindruckt von weiteren Doping-Ermittlungen, dieses Mal gegen seinen Trainingspartner Yohan Blake. Die blaue Bahn in der deutschen Hauptstadt leuchtete am 16. August 2009 noch etwas heller, als der Ausnahmeathlet die 100 Meter in 9,58 Sekunden zurücklegte - ein Fabelweltrekord, doch die Show war noch nicht zu Ende. Vier Tage später drückte Bolt auch die Bestmarke über die doppelte Distanz auf beeindruckende 19,19 Sekunden. Sein drittes WM-Gold holte er mit der Staffel, die aber stellte - beinahe enttäuschend - keine neue Bestzeit auf.
Der Staffel-Weltrekord fiel zwei Jahre später bei der WM in Daegu. Mit Nesta Carter, Michael Frater und Blake sprintete Bolt in 37,04 Sekunden zum Sieg. Nach Gold über 200 Meter war es für ihn nicht wirklich eine Entschädigung dafür, dass er auf seiner Paradestrecke nach einem Fehlstart disqualifiziert worden war.
"Ich bin der größte noch lebende Athlet"
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Der Multimillionär begann nach dem Fauxpas von Daegu nicht etwa an sich zu zweifeln. Bei den Olympischen Spielen in London genoss er die große Bolt-Show in vollen Zügen. Als erster Sprinter überhaupt wiederholte er das Olympia-Double über 100 und 200 Meter und setzte als Sahnehäubchen noch Gold mit der Staffel obendrauf. Das jamaikanische Quartett durchbrach in 36,84 Sekunden als erste Staffel die Schallmauer von 37 Sekunden. Für die Kameras und das begeisterte Publikum lieferte Bolt natürlich auch in London ein paar Einlagen. Er hampelte herum und küsste die Laufbahn. Nach seinem 200-m-Sieg machte er noch schnell ein paar Liegestütze. "Ich bin jetzt eine Legende", verkündete er schließlich. Und die Legende rannte einfach erfolgreich weiter. In Rio 2016 gelang Bolt sein zweites olympisches Gold-Triple. Triumph über 100 m, 200 m und in der Staffel - weit weg von Weltrekorden, lief Bolt in Brasilien aber ausgezeichnete Zeiten. 100 m in 9,81 Sekunden, die 200 m in 19,78 Sekunden.
Abschiedstournee beginnt schleppend
Zum Saisonstart 2017 lief beim Superstar nicht viel zusammen: Anfang Juni rannte Bolt in Kingston 10,03 Sekunden, bei seinem Europa-Debüt zweieinhalb Wochen später in Ostrau erreichte er das Ziel gar nur in 10,06 Sekunden. Zwei Rennen hintereinander über der Zehn-Sekunden-Marke geblieben - das ist dem Ausnahmeathlet noch nie passiert. Doch Formprobleme im Frühjahr sind eine Art Markenzeichen des 30-Jährigen, ebenso wie seine Fähigkeit, auf den Punkt genau in Topform zu sein. Schon 2015 und 2016 lieferte er zu Beginn der Saison nur mäßige Leistungen ab. Bei der WM in Peking und den Olympischen Spielen in Rio war Bolt dann aber nicht zu schlagen.
Große Enttäuschung im letzten Einzel-Rennen
"Ich bin der größte noch lebende Athlet", sagte er einst von sich. In seinem letzten großen Einzelrennen der Karriere musste er jedoch eine große Enttäuschung hinnehmen. Über die 100 m von London kam der Jamaikaner zwar zur Saisonbestleistung, 9,95 Sekunden reichten aber nur zu Bronze. Die US-Amerikaner Justin Gatlin (9,92) und Christian Coleman (9,94) waren schneller. Doch eine Goldchance bleibt noch. Nach seinem Verzicht auf einen 200-m-Start gilt nun die volle Konzentration der 4x100-m-Staffel am kommenden Samstag (12.08.17).
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Usain Bolt - Superstar der Leichtathletik
Stand: 05.08.17 22:55 Uhr