Patrick Moster

Radsport

Rassismus-Eklat: Scharfe Kritik und Bitte um Entschuldigung

Hässliche Szene während des Zeitfahrens der Männer bei Olympia: Sportdirektor Patrick Moster vergriff sich bei Anfeuerungsrufen komplett in der Wortwahl. Es hagelte Kritik. Moster bat um Entschuldigung und darf in Tokio bleiben.

Während des Olympischen Zeitfahrens in Tokio hat Patrick Moster, Sportdirekor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), am Mittwoch (28.07.2021) mit einer üblen Entgleisung für einen rassistischen Eklat gesorgt.

Afrikanische Radrennfahrer beleidigt

Moster feuerte Nikias Arndt an der Strecke mit den diskrimierenden Worten "Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm", an, die im Livestream auf sportschau.de klar zu vernehmen waren. Dabei bezog sich Moster offenbar auf die vor dem Deutschen gestarteten Azzedine Lagab (Algerien) und Amanuel Ghebreigzabhier (Eritrea).

Für die von ihm verbal getätigte Verunglimpfung der afrikanischen Konkurrenten bat Moster, der seit 2012 Sportdirektor beim Bund Deutscher Radfahrer ist, später im Interview mit der ARD "in aller Form" um Entschuldigung.

"Ich erkenne mich selbst nicht wieder, aber ich denke, es ist der Aufregung der letzten Tage und des heutigen Wettkampfes geschuldet." Radsport-Direktor Patrick Moster

Moster sagte, er habe in seinem Bekanntenkreis auch Freunde mit Wurzeln aus Nordafrika, und erklärte: "Es tut mir unendlich leid." Er kündigte an, sich auch persönlich bei den afrikanischen Radsportlern zu entschuldigen.

Lagab: "Gibt kein Kamelrennen bei Olympia"

Lagab reagierte bei Twitter auf die rassistische Entgleisung Mosters. "Nun, es gibt kein Kamelrennen bei Olympia, deshalb betreibe ich Radsport. Wenigstens war ich in Tokio dabei", schrieb der Algerier.

Schachmann und Arndt verurteilen Aussage von Moster

Auch die deutschen Radprofis und der Deutsche Olympische Sportbund reagierten. Olympia-Teilnehmer Max Schachmann erklärte: "Sowas gehört hier nicht hin!" Nikias Arndt distanzierte sich via Twitter von den Aussagen Mosters. "Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympischen Zeitfahren. (...) Solche Worte sind nicht akzeptabel." Er ziehe seinen Hut vor den großartigen Sportlern, die in Tokio aus aller Welt zusammen gekommen sind.

DOSB-Präsident Hörmann: "Nicht akzeptabel"

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sagte im Gespräch mit der ARD: "Das verstößt ganz klar gegen die Werte von Team D. Wir stehen für Toleranz und Fairplay und das, was im olympischen Geist beheimatet ist. Er hat sich erfreulicherweise direkt nach dem Wettkampf entschuldigt. Wir haben dennoch ein kritisches Gespräch geführt und ihn sensibilisiert, dass ein solches Verhalten nicht akzeptabel ist."

Moster wird trotz seines Fehlverhaltens in Tokio bleiben. "Er hat uns fest versprochen, dass er sich während der Zeit, die er noch in Tokio ist, fest an die Regeln halten wird. Damit ist nach der Heimkehr der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für die weiteren Schritte zuständig", so Hörmann. Der DOSB-Präsident betonte: "Moster ist selbst untröstlich. Er wird alles daran setzen, auch nicht im Ansatz Anlass zur Kritik zu geben. Das war für uns der entscheidende Punkt, von weiteren Maßnahmen abzusehen."

BDR-Präsident Rudolf Scharping äußerte sich ähnlich wie Hörmann: "Die Aussage ist nicht akzeptabel." Er kündigte Gespräche nach Olympia an, verwies aber ähnlich wie Moster selbst auf den "besonderen Stress" des Männer-Teams in Japan.

Rick Zabel kritisiert DOSB und Radverband

Rad-Profi Rick Zabel fand deutliche Worte Richtung Moster sowie DOSB und BDR: "Auch wenn ich selber nicht bei den Olympischen Spielen dabei bin, schäme ich mich für die Aussagen, die heute vom Sportdirektor des BDR gegenüber zwei Radsportlern aus Eritrea und Algerien getroffen worden sind und vor allem über die lapidaren Entschuldigungen nach dem Rennen", schrieb Zabel auf "Instagram":

"Ich persönlich kann nicht verstehen, dass nach diesem Verhalten nicht sofort Konsequenzen vom BDR oder DOSB getroffen worden sind. Wenn wir die olympischen Werte und Anti-Rassismus-Kampagnen predigen und auch nachhaltig glaubhaft vertreten wollen, dann darf ein solcher Vorfall nicht geduldet werden", so Zabel.

ARD-Reporter Florian Naß, der das Zeitfahren kommentierte, bezog in der laufenden Übertragung unmittelbar nach der Szene Stellung: "Sowas hat im Sport überhaupt nichts verloren. Das ist absolut unterirdisch. Pardon, da fällt mir nichts ein."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 29.07.2021 | 00:50 Uhr

Stand: 29.07.21 01:30 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

Alle Platzierungen | mehr