100-m-Sprinter Etimoni Timuani aus Tuvalu © dpa Foto: Michael Kappeler

Leichtathletik

Etimoni Timuani oder: Die Ein-Mann-Mannschaft

von Matthias Heidrich, sportschau.de

Etimoni Timuani ist die einzige Ein-Mann-Mannschaft der Olympischen Spiele in Rio. Für den 100-Meter-Sprinter des Pazifik-Inselstaats Tuvalu ist "Dabei sein" wirklich alles. Er ist der langsamste Sprinter der Spiele. Den schnellsten hat er schon getroffen.

Im Olympischen Dorf sind sie sich schon begegnet, auf der Laufbahn nicht, und es wird wohl auch nie der Fall sein. Die Rede ist von Etimoni Timuani und Usain Bolt. Im 100-Meter-Sprint kann es bei den Olympischen Spielen in Rio wohl keinen größeren Unterschied geben. Auf der einen Seite Bolt, der Superstar der Szene, Weltrekordler, 9,58 Sekunden, sechsfacher Olympiasieger, Goldfavorit. Auf der anderen Timuani, 24 Jahre, persönliche Bestzeit 11,72 Sekunden, einziger Athlet des Inselstaats Tuvalu. Die USA haben allein 560 Sportler an den Zuckerhut entsandt und stellen damit das größte Team. Deutschland liegt auf Rang drei mit 432 Athleten. Ganz am Ende der Liste steht Tuvalu mit der einzigen Ein-Mann-Mannschaft: Etimoni Timuani.

Bolt: "So früh laufe ich normalerweise nicht"

Bolt "joggte" am Samstagmittag (13.08.16) in 10,07 Sekunden ins Halbfinale, zog davor und danach seine typische Show im fast voll besetzten Olympiastadion ab. Alle Augen waren einmal mehr auf den Jamaikaner gerichtet, der für die nach seinen Maßstäben schwache Zeit eine einfache Erklärung hatte: "So früh laufe ich normalerweise nicht."

Hellblaues Dress mit dem Union Jack

Timuani ist es gewohnt, zur Frühstückszeit in die Qualifikationsläufe gehen zu müssen. So auch in Rio. Drei Stunden vor Bolt betritt der Tuvaluer das Olympiastadion und hat die volle Aufmerksamkeit der doch schon zahlreichen Zuschauer. Die Vor-Vorläufe über 100 Meter sind der erste Programmpunkt an diesem Samstag, ohne Konkurrenz anderer Disziplinen. Hellblaues Dress mit dem Union Jack auf Shirt und Hose. Tuvalu ist zwar seit 1978 unabhängig, gehört aber immer noch dem Commonwealth an. Staatsoberhaupt ist der britische Monarch, derzeit also Königin Elisabeth II.

Während bei Dauersieger Bolt eigentlich nur noch ein Scheitern sensationell ist, wäre im Fall von Timuani die Qualifikation für die nächste Runde ein kleines Wunder. Die ersten Meter hält der Sprinter aus Tuvalu gut mit, doch dann verlassen ihn die Kräfte. In 11,81 Sekunden kommt er ins Ziel, letzter Platz, keine neue Bestzeit. Nur Richson Simeon von den Marshallinseln war genauso langsam. Für Timuani sind die Spiele vorbei, bevor sie im Olympiastadion so richtig begonnen haben.

Timuani: "Es ist toll hier zu sein"

Sprinter Etimoni Timuani aus Tuvalu bei den Olympischen Spielen in Rio. © dpa picture alliance Foto: Michael Kappeler

Sprinter Etimoni Timuani aus Tuvalu (l.) lief in Rio nur hinterher.

Bedrückt wirkt der 24-Jährige hinterher allerdings nicht. "Es ist toll hier zu sein. Das ist eine große Sache", sagt der schüchterne junge Mann. Ob ganz Tuvalu mitgefiebert hätte, möchte der Reporter wissen. "Ich denke nicht, das ist nur ein ganz kleines Land." In der Tat. Der Inselstaat im Pazifischen Ozean, östlich von Papua-Neuguinea und nördlich von Neuseeland gelegen, hat lediglich eine Fläche von 25,66 Quadratkilometern. Damit ist Tuvalu nach dem Vatikan, Monaco und Nauru der viertkleinste Staat der Welt. Die Strecke asphaltierter Straßen in dem Zwergstaat? Acht Kilometer. Kein Land der Welt hat weniger. Mehr als 11.000 Athleten kämpfen in Rio um Gold, Silber oder Bronze. Die insgesamt neun Inseln und Atolle Tuvalus zählen gut 10.000 Einwohner.

Bis vor Kurzem noch Fußballer

Einer von ihnen ist Etimoni Timuani, der noch gar nicht lange auf der Sprintstrecke zu Hause ist. 2011 repräsentierte er sein Land noch als Fußball-Nationalspieler. Nach einem Abstecher zum Futsal in die Halle landete der einstige Verteidiger bei der Leichtathletik. Bei der WM in Peking im vergangenen Jahr war er schon mit von der Partie, kam aber auch dort nicht über die Vorläufe hinaus und konnte Bolt nur aus der Ferne bewundern.

"Hab Spaß" hat Bolt gesagt

In Rio haben sich der schnellste und langsamste Sprinter hingegen schon getroffen. Nicht auf der Bahn, dafür aber im Olympischen Dorf. "Er hat mir viel Glück gewünscht. 'Hab Spaß' hat er gesagt", erzählt Timuani mit einem Lächeln. Den hat er gehabt, auch wenn er der Langsamste war. Der tuvaluanische Sprinter will auch 2020 in Tokio wieder dabei sein. Dann gerne mit ein oder zwei Teamkameraden.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 14.08.16 11:00 Uhr

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1. Flagge USA USA 46 37 38
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