IOC verschickt neue Russland-Verfahrensleitlinien
Das IOC hat im Fall der gesperrten und noch auf einen Olympia-Start hoffenden russischen Athleten neue Verfahrensleitlinien an die Fachverbände verschickt. Das bestätigte IOC-Vizepräsident John Coates. Damit wird das Nominierungs-Chaos zwei Tage vor der Eröffnungsfeier in Rio immer größer. Der Internationale Sportgerichtshof CAS wies derweil Einsprüche des Gewichtheber-Teams sowie von 17 Ruderern gegen ihre Sperre ab.
Das Nominierungs-Chaos um die russischen Athleten wird kurz vor Beginn der Olympischen Spiele immer größer. Am Dienstag (02.08.2016), nur drei Tage vor der Eröffnungsfeier im Maracana-Stadion, hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) neue Verfahrensleitlinien an die internationalen Sommersportverbände verschickt. Das bestätigte IOC-Vizepräsident John Cates, der auch Präsident des Internationalen Sportgerichtshofs CAS ist, der über Einsprüche russischer Athleten gegen ihre Olympia-Sperre entscheiden muss. Man habe eine "klare Definition" gegeben, wann ein Athlet tatsächlich betroffen ist und gesperrt werden müsse, "weil die Verbände erklärten, dass bei einigen Athleten, die in dem Bericht genannt werden, keine verbotenen Substanzen nachgewiesen wurden", sagte Coates. Russische Sportler sollen nur gesperrt werden, wenn ihnen der Bericht des Ermittlers Richard McLaren expliziten Doping-Missbrauch nachweist. Zuvor hatte es geheißen, dass sämtliche Sportler, die in dem Bericht namentlich erwähnt worden waren, für Olympia gesperrt werden müssten.
Vor diesem Hintergrund ist auch die jüngste Entscheidung des Segel-Weltverbands ISAF zu bewerten: Er erteilte dem zuvor gesperrten Pawel Sozykin nun eine Startfreigabe für die Regatten in Rio - vorbehaltlich der Zustimmung einer dreiköpfigen IOC-Kommission, die das letzte Wort über eine Olympia-Teilnahme hat. Der WM-Dritte in der 470er-Klasse war zwar positiv getestet worden, allerdings ist noch unklar, ob die Probe zum Wettkampf gehörte. Im Trainingsbetrieb ist das nicht näher genannte Mittel nicht verboten.
CAS bestätigt Olympia-Aus für Gewichtheber
In Rio wird kein russischer Gewichtheber an den Start gehen.
Unabhängig von der neuen Verfahrensleitlinie des IOC ist die Entscheidung des CAS vom Mittwochabend (03.08.2016) zu den Einsprüchen der russischen Gewichtheber zu sehen: Der Sportgerichtshof wies den Einspruch des russischen Gewichtheberteams gegen die vom Weltverband IWF ausgesprochene Sperre zurück. Von der Sanktion sind drei Frauen und fünf Männer betroffen. Die IWF hatte am Freitag mitgeteilt, keinem nominierten russischen Gewichtheber eine Startberechtigung für die Rio-Spiele zu erteilen. Dagegen waren die acht Gewichtheber vorgegangen. "Ich habe dieses Urteil erwartet. Wir fühlen uns als Gewichtheberverband bestätigt", sagte der deutsche Verbandspräsident und IWF-Exekutivmitglied Christian Baumgartner am Mittwochabend. Der CAS argumentierte mit Paragraf 12.4 der IWF-Richtlinien, der dem Weltverband die Chance gibt, ein Land zu sperren, wenn es die Sportart in Misskredit gebracht hat.
Ruderer bleiben wegen zu wenig Dopingtests außen vor
Einspruch abgelehnt: 17 russische Ruderer bleiben von den Spielen ausgeschlossen.
Zuvor hatte die Ad-hoc-Kammer des Schiedsgerichts beim CAS bereits entschieden, dass auch 17 russische Ruderer von den Spielen ausgeschlossen bleiben. "Als Ergebnis der Sitzung hat das Gericht entschieden, die Klage von Daniel Andrijenko und anderer Sportler abzulehnen und sie in Folge der ungenügenden Zahl der Dopingtests in zertifizierten und sicheren ausländischen Labors nicht zuzulassen", teilte der russische Ruderverband mit.
Noch offen sind laut Verbandspräsident Weniamin Bout die Urteile über Iwan Balandin (Männer-Achter), Anastassija Karabelschtschikowa (Frauen-Achter) und Iwan Podschiwalow (Vierer ohne Steuermann), die ebenfalls Klagen gegen ihre Sperre für die Olympischen Spiele in Rio beim CAS eingereicht hätten. "Wir unternehmen alles, um das Recht unserer Sportler auf eine Olympia-Teilnahme zu schützen", betonte Bout. Der Ruder-Weltverband FISA hatte zuvor hart durchgegriffen und nur sechs der insgesamt 28 Ruderer das Startrecht für die Spiele erteilt.
CAS hat bis Freitag noch viel zu tun
Bis zur Eröffnungsfeier am Freitag muss der CAS noch zahlreiche weitere Einsprüche russischer Athleten behandeln. Die Schwimmerin Julia Jefimowa, der Ringer Viktor Lebedew, der Kanute Andrej Kraitor sowie die Schwimmer Wladimir Morosow, Nikita Lobinsew und Daria Ustinowa haben ebenfalls gegen ihre Sperren geklagt. Den Fall Morosow/Lobinsew hat der CAS an das entscheidende dreiköpfige IOC-Gremium um Claudia Bokel weitergeleitet, das das letzte Wort über eine Olympia-Startfreigabe haben wird. Beide waren im McLaren-Report erwähnt und vom Schwimm-Weltverband FINA gesperrt worden. Dagegen legte das Duo Einspruch beim CAS ein, der nun zumindest zu einem vorläufigen Teilerfolg führte. Der neue IOC-Brief mit den präzisen Verfahrensleitlinien soll die anderen Verbände wohl vor dem juristischen Fallstrick bewahren, über den die FINA gestolpert ist.
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Stand: 04.08.16 04:29 Uhr