Lamont Marcell Jacobs © IMAGO / Xinhua

Leichtathletik

Wegen Ex-Ernährungscoach: Sprint-Olympiasieger Jacobs im Zwielicht

Der italienische Sprinter Lamont Marcell Jacobs ist nach seinem sensationellen olympischen Doppel-Gold von Tokio wegen zweifelhafter Kontakte ins Zwielicht geraten. Wie die "Times" am Samstag (07.08.2021) berichtet, musste sich der 26-Jährige im März von seinem Ernährungsberater trennen, weil gegen diesen in Italien wegen des betrügerischen illegalen Handels mit Steroiden ermittelt wird.

Giacomo Spazzini, ein Profi-Bodybuilder und Fitnesstrainer, hatte nach Jacobs' Olympiasieg die Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg gerühmt. "Es war sein Ziel, unter zehn Sekunden zu laufen", sagte der 26-Jährige der Zeitung "Libero Quotidiano": "In einem Jahr gemeinsamer Arbeit haben wir seine Muskelmasse um vier Kilogramm gesteigert und sein Körperfett um vier Prozentpunkte gesenkt. Nur mit angepasster Ernährung."

Schwunghafter Handel mit gefälschten Rezepten?

Die Behörden in Mailand ermitteln gegen jenen Spazzini, weil er zu einer Gruppe gehören soll, die mit gefälschten Rezepten schwunghaften Handel mit leistungssteigernden Präparaten betrieben haben soll. Jacobs' Manager Marcello Magnani sagte gegenüber der "Times", dass der Sprinter die Zusammenarbeit mit Spazzini beendet habe, nachdem er über die Ermittlungen informiert worden war. "Die Untersuchungen haben Marcell nie berührt, deshalb haben wir auch keine weiteren Informationen dazu", sagte Magnani.

Der Manager nannte die Frage, ob Jacobs selbst leistungssteigernde Mittel benutzt habe, "verrückt". Der Sensations-Olympiasieger habe "offensichtlich und kategorisch" nie verbotene Substanzen benutzt.

Jacobs schneller als Usain Bolt

Jacobs' Leistungssteigerung hat in Tokio nichtsdestotrotz für Erstaunen gesorgt. Bis Jahresanfang hatte seine Bestzeit über 100 Meter bei 10,03 Sekunden gelegen, im Vorjahr war er nicht über eine 10,10 Sekunden hinausgekommen. Im olympischen Finale lief er nun Europarekord von 9,80 Sekunden und damit eine Hundertstel schneller als der Jamaikaner Usain Bolt 2016 beim Olympiasieg in Rio.

Jacobs, der am Freitag (06.08.2021) auch die italienische 4x100-Meter-Staffel zu einer nicht minder überraschenden Goldmedaille geführt hatte, war im Vorjahr nur die Nummer 22 der Welt und erst im Mai erstmals unter 10 Sekunden gelaufen. Deshalb gehörte er als einziger 100-Meter-Finalstarter von Tokio nicht zum Doping-Testpool der Athletics Integrity Unit (AIU), der auf die weltbesten Athleten abzielt.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 07.08.2021 | 23:50 Uhr

Stand: 07.08.21 03:33 Uhr