Die DFB-Männer greifen am Samstag im Finale gegen Gastgeber Brasilien nach Gold. ARD-Fußballkommentator Steffen Simon hat die voraussichtliche Startformation unter die Lupe genommen.
Timo Horn, Tor: Er hat unterschiedliche Leistungen gezeigt. Insbesondere gegen Südkorea (3:3) hatte er ein paar Schwierigkeiten und im Halbfinale gegen Nigeria (2:0) hat er sich einmal beinahe selbst ausgetrickst, als er den Ball nicht richtig getroffen und so dem Gegner zu einer absoluten Großchance aufgelegt hat. Im Nachhinein eine Szene zum Schmunzeln, bei der nichts passiert ist. Ansonsten ist er bisher ein starker Rückhalt, der seit den ersten beiden Gruppenspielen keinen Gegentreffer mehr kassiert hat, also seit drei Begegnungen unbezwungen ist.
Jeremy Toljan, Rechtsverteidiger: Er ist mit sehr, sehr viel Offensivdrang unterwegs. DFB-Trainer Horst Hrubesch beordert ihn so weit nach vorne, dass er in der Regel mehr den Flügelstürmer als einen Außenverteidiger gibt. Spielt sehr solide, ist immer in der Startelf dabei und sorgt in der Defensive dafür, dass auf seiner Seite nicht viel anbrennt.
Matthias Ginter (r.), Innenverteidigung: Agiert sehr umsichtig und ist im Turnierverlauf immer besser geworden. Er hat auch schon zwei Tore erzielt. Insbesondere im Halbfinale gegen Nigeria wartete er mit spektakulären Abwehraktionen wie mit einer eingeflogenen Grätsche auf, die à la bonne heure waren.
Niklas Süle (r.), Innenverteidigung: Er hatte dann Schwierigkeiten, wenn er auf sehr kleine, wendige Gegner stieß. Insbesondere gegen die Südkoreaner gab es ein, zwei Situationen, in denen er das Nachsehen hatte. Ansonsten bärenstark im Abwehrzentrum der Deutschen. Ein Spieler mit tollen Zweikampfwerten, der auch zu genialen Pässen in der Lage ist. Beim 2:2 gegen Mexiko bereitete er ein Tor vor.
Lukas Klostermann (l.), Linksverteidiger: Er gibt eine sehr starke Vorstellung im olympischen Fußball-Turnier. Gegen die Fidschi-Inseln (10:0) bereitete er zum ersten Mal ein Tor vor, im Halbfinale gegen Nigeria hatte er seinen großen Moment, als er die deutsche Mannschaft mit 1:0 in Führung brachte.
Lars (M.) und Sven Bender (r.), defensives Mittelfeld: Die Zwillingsbrüder sind der Sockel für das deutsche Spiel. Auf ihrer Leistung ruht alles, sie räumen im defensiven Mittelfeld unglaublich viel weg. Sven ist der etwas zweikampfstärkere, Lars derjenige, der noch mehr für den Spielaufbau tut. Beide kämpfen bis zum Letzten, sind auch zuletzt gegen Nigeria extrem viel gelaufen. Die beiden sind echt super!
Serge Gnabry (vorne), links offensiv: Er ist in der ersten Partie gegen Mexiko für Leon Goretzka eingewechselt worden und seitdem aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Gemeinsam mit Nils Petersen ist er bei Olympia Führender der Torschützenliste mit inzwischen sechs Toren. Das Halbfinale gegen Nigeria war das erste Spiel, in dem er nicht getroffen hat.
Max Meyer (r.), Offensivzentrum: Seit der Verletzung seines Schalker Vereinskollegen Leon Goretzka trägt er die Kapitänsbinde. Er hat sich im olympischen Turnier regelrecht freigespielt. Er ist ein genialer Individualist, der technisch stark ist und tolle Pässe spielt. Gegen die Fidschi-Inseln hat er einen Dreierpack erzielt - und auch noch einen Elfer vergeben. Er ist aber vor allem als Vorbereiter gefragt.
Julian Brandt (Mitte), rechts offensiv: Der Leverkusener stand schon im vorläufigen EM-Kader von Joachim Löw, schaffte es dann nicht nach Frankreich. Er zeigt aber in Rio, dass ihm auch die Zukunft in der A-Nationalmannschaft gehört. Im olympischen Turnier bereitete er bisher sage und schreibe neun Tore vor.
Davie Selke, Sturm: Wann immer man gegen Gegner spielt, wo es Räume gibt und ein schneller, laufstarker Mann gebraucht wird, steht der Leipziger und nicht Nils Petersen in der Startformation. Er ist ein technisch starker Zentrumsstürmer, der sehr laufstark ist und unheimlich viel für die Mannschaft arbeitet, auch in der Defensive. Ihm haftete - insbesondere im Spiel gegen Portugal - ein bisschen das Schusspech an. Aber da hat Horst Hrubesch zu ihm gehalten, ihn nicht ausgewechselt und wurde am Ende dafür belohnt: Nach vielen vergebenen Chancen hat Selke beim 4:0-Viertelfinalsieg gegen die Portugiesen zum zwischenzeitlichen 3:0 getroffen.