Busemanns Kolumne
Die Vielfalt der Spiele
Olympische Spiele bedeuten große sportliche Vielfalt. ARD-Kolumnist Frank Busemann verbrachte in Rio einen Tag vor dem Fernseher - und erhielt interessante Einblicke.
Heute war ich ganz offiziell als Tourist unterwegs – seit gestern wissen wir, dass man das nicht sein sollte – also ich war in Sachen Olympiafortbildung unterwegs. Schau Dir alles an, was dich interessiert, war die Ansage. Aber wo fange ich da an? Ich schaute in den Himmel und konnte mich nicht entscheiden, vielleicht konnten da Heike Drechsler und Britta Steffen Abhilfe schaffen. Heike wollte zum Tennis, aber ich wollte nicht nass werden. Zudem merkte ich an, dass die Reiselogistik wohldurchdacht sein sollte. Bis zum Olympic Park ist es weit. Britta empfahl, dass ich mich auch entspannen könne. Recht hatte sie. Als Schönwettersportler beherzigte ich ihre Worte. Zudem würde das gemütliche Couchsporteln nicht meine aufwendig hergerichtete Frisur ruinieren (als Sportler ist man um keine Ausrede verlegen).
Für jede Sportart eine Übertragung
Nicht nur in Deutschland gibt es für jede Sportart eine Übertragung. Findet die bei uns im Livestream statt, gibt es das in Brasilien auf den einzelnen Kanälen. Erstens bekam ich so die ganz Vielfalt der Spiele präsentiert, zudem konnte ich mein portugiesisch verbessern. Weil ich dieser Sprache in keinster Weise mächtig bin, war das eher suboptimal.
Judo, Volleyball, Gewichtheben, Bogenschießen: Was soll es sein?
Doch dann kam das nächste Problem. Was sollte ich mir anschauen? Es ist Olympia. Ich konnte zum Beispiel zwischen Judo, Volleyball, Gewichtheben, Basketball, Bogenschießen, Tischtennis oder Radfahren wählen. Alles hatte seinen Reiz, begleitet es mich in meinem Alltag doch nicht so häufig. Nun gut, ein Rad habe ich, aber da ist ein Kindersitz hinten drauf und meistens noch ein Anhänger dran. Gegen Jörg Roßkopf habe ich mal versucht Tischtennis zu spielen, er konnte nicht so locker spielen, dass ich einen Ball zurückbringen konnte. Unglaublich dieser Sport. Gewichtheben? Meine ganze Jugend hörte ich meine Eltern sagen: Heb nicht so schwer, als Kind hattest du einen Leistenbruch. Ich bin also eher der Schwächling unter den Athleten. Ich blieb bei den Robin Hoods des Sports hängen. Beeindruckend mit welcher Präzision sie über diese Distanzen die Pfeile ins Ziel brachten. Mit Heike und Britta habe ich im letzten Jahr auch mal zusammen Pfeil und Bogen geschossen - und was soll ich sagen? Die in Rio sind besser als wir drei! Okay, die haben natürlich auch bessere Bögen. (Sportler haben für eigene Unzulänglichkeiten immer eine Antwort).
Die Gier ist gestillt
Nach dem Tag vor der Glotze muss ich sagen, dass ich viel mitbekommen habe und es schade finde, dass so viele Sportarten immer nur alle vier Jahre die Bühne der breiten Öffentlichkeit erklimmen. Meine Gier nach sportlicher Vielfalt konnte ich eindrucksvoll stillen, aber wenn ich schon vor Ort bin, ist es Frevel nicht in die Stadien zu gehen.
Stand: 11.08.16 01:47 Uhr