Die olympische und russische Flagge im Stadion von Sotschi © picture alliance / dpa Foto: Hannibal Hanschke

Doping

IOC: Entscheidung über Russland-Ausschluss bis 26. Juli

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird bis zum 26. Juli über den Komplett-Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen entscheiden. Das teilte das IOC am Mittwoch (20.07.16) mit. Damit hat das Komitee genug Zeit, um über die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS zu beraten, die für Donnerstag erwartet wird.

Ob Olympia 2016 in Rio de Janeiro ohne russische Athleten stattfindet? Diese Frage will das Internationale Olympische Komitee bis zum 26. Juli beantworten. Das bestätigte ein IOC-Sprecher am Mittwoch. Tags zuvor hatte die 15-köpfige Exekutive bei einer Telefonkonferenz nur einige Sofort-Maßnahmen beschlossen und entschieden, die Entscheidung des CAS abzuwarten. Den Internationalen Sportgerichtshof hatten 68 russische Athleten und das Nationale Olympische Komitee (NOK) angerufen, nachdem der Leichtathletik-Weltverband IAAF die russischen Sportler von den Olympischen Spielen ausgeschlossen hatte. Der CAS wird sein Urteil am Donnerstag sprechen.

Russlands NOK-Präsident Alexander Schukow geht davon aus, dass das IOC dann "endgültig bis Ende der Woche, vielleicht am Sonntag" seine Entscheidung trifft. Das NOK hat derweil bereits 387 russische Sportler - inklusive der Leichtathleten - für Olympia nominiert. Offen ist nur noch die Besetzung des Ringer-Teams.

Report: Sportministerium und Geheimdienst involviert

Grund für die Sitzung des IOC war der McLaren-Bericht. Die Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatten unter der Leitung von Rechtsprofessor Richard McLaren am Montag Belege für staatlich gesteuertes Doping in Russland vorgelegt. IOC-Präsident Thomas Bach sprach daraufhin von einem "erschreckenden und beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports". Dass das IOC diesen Worten bisher keine Taten folgen ließ, dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein, die dem Deutschen einen Russland-freundlichen Kurs vorwerfen. Mindestens 643 positive Dopingproben von russischen Athleten seien zwischen 2012 und 2015 in den Analyselabors in Moskau und Sotschi "verschwunden" - und dann negativ gewesen, heißt es im McLaren-Report. In die Vorgänge sollen das russische Sportministerium und auch der Geheimdienst involviert gewesen sein. Weil den Ermittlern der Zugang zu allen einschlägigen Berichten unmöglich gewesen sei, dürften die bisherigen Ergebnisse nur die Spitze des Eisbergs sein.

Nachanalyse aller russischen Dopingproben von 2014

Zu den vom IOC beschlossenen Maßnahmen gehört ein Verbot für Offizielle des russischen Sportministeriums sowie andere im Report der WADA erwähnten Personen, zu den Olympischen Spielen zu reisen. Das Komitee werde zudem keine Sportveranstaltungen in Russland organisieren - auch die geplante Ausrichtung der Europa-Spiele 2019 ist zunächst kein Thema mehr. Zudem sollen sämtliche Dopingproben russischer Athleten von den Winterspielen 2014 noch einmal analysiert werden. Eine fünfköpfige spezielle Disziplinarkommission soll sich mit der weiteren Aufklärung des Falles befassen.

Auch DOSB-Athletenkommission für Komplett-Ausschluss

Schon vor dem McLaren-Bericht hatten verschiedene Sportlergruppierungen einen Komplett-Ausschluss Russlands gefordert. Auch die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur NADA hatte dahingehend Stellung bezogen und sah sich durch den Report bestätigt. WADA-Sprecher Ben Nichols rief die Sportbewegung dazu auf, "russischen Sportlern die Teilnahme an internationalen Sportereignissen inklusive Rio zu verwehren, bis sich ein Kulturwandel vollzogen hat". Mittlerweile hat sich zudem die Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für einen vollständigen Ausschluss ausgesprochen. "Das kann eigentlich nur zu einem kompletten Ausschluss führen", sagte der Kommissionsvorsitzende Christian Schreiber. "Wir schließen uns der Forderung der WADA und der IOC-Athletenkommission an, nachdem wir gestern ein bisschen falsch verstanden wurden." Zunächst schien es, als würde die DOSB-Athletenkommission an ihrer Forderung nach einen Startrecht für "nachweislich saubere Athleten" festhalten.

"Mitwisser" Multko bleibt im Amt - FIFA ermittelt

Russlands Sportminister Witali Mutko, der im 97-seitigen Report explizit als Mitwisser genannt wird, soll trotz allem im Amt bleiben. "Mutko wurde im WADA-Report nicht als Hintermann hinter den Verfehlungen erwähnt, er wird dessen nicht wie andere Personen verdächtigt. Mutko wurde nicht als eigentlicher Täter erwähnt", erklärte ein Sprecher von Staatspräsident Wladimir Putin. Nach der Suspendierung von Mutkos Stellvertreter Juri Nagornich entließ der Sportminister am Dienstag vier Mitarbeiter. Weil der Report auch elf positive Doping-Proben im Fußball erwähnt, hat zudem die FIFA Ermittlungen aufgenommen: "Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission nimmt die Veröffentlichung des WADA-Berichtes zur Kenntnis und wird diesen eingehend prüfen." Der 57-jährige Mutko ist in seiner Funktion als Sportminister auch Chef des Organisationskomitees für die WM 2018, die an Russland vergeben worden ist. Nach Informationen der Dopingredaktion der ARD hat Mutko einen Fall selbst mit verschleiert.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 20.07.16 15:57 Uhr