Blick ins Olympic Aquatics Stadium in Rio. © imago/Bildbyran Foto: Bildbyran

Schwimmen

Phelps überragt alle - deutsches Trio hofft

Späte Finalzeiten, Superstars aus den USA, ein paar wenige deutsche Medaillenchancen und russische Wackelkandidaten - unter diesen Vorzeichen beginnen am Samstag (06.08.16) um 18:02 Uhr (MESZ) die olympischen Schwimmwettbewerbe im Aquatics Stadium von Rio.

Gleich am ersten Tag stehen im Schwimmstadio in Rio vier Entscheidungen an, die Medaillen in der 4x100 Meter Freistilstaffel der Frauen werden dabei recht ungewöhnlich erst gegen 23:30 Uhr Ortszeit (4:30 Uhr MESZ) vergeben. Hintergrund der späten Startzeiten: Der US-Fernsehsender NBC hat dem IOC das meiste Geld dafür bezahlt, die US-Superstars Michael Phelps, Ryan Lochte und Katie Ledecky zur US-Primetime zeigen zu dürfen. Die Finals beginnen so in der Regel erst ab 22:00 Uhr Ortszeit (3:00 Uhr MESZ). Heißt für alle Sportler: den Biorhythmus umstellen, spät aufstehen und ganz früh am Morgen gegen 1:00 Uhr noch mal zum Abendessen gehen. Die deutschen Athleten helfen sich zudem mit Tageslichtlampen, um auch nach Sonnenuntergang munter zu bleiben.

19. Goldmedaille für Phelps?

Der US-amerikanische Schwimmer Michael Phelps © picture alliance / dpa Foto: Patrick B. Kraemer

US-Schwimmer Michael Phelps will auch in Rio olympische Geschichte schreiben.

Stichwort Michael Phelps: Der 31-jährige Olympia-Dauerbrenner erlebt seine fünften Spiele und sammelte bisher 18 Mal Gold. In Rio will der frischgebackene Papa eines drei Monate alten Sohnes noch einmal Geschichte schreiben und zu seinen bisher 22 Olympia-Medaillen eine weitere hinzufügen. Chancen hat der Fahnenträger der US-Mannschaft dazu vor allem am Donnerstag, 11. August. Dann geht es über 200 Meter Lagen um die Podestplätze - und hier kam der 26-fache Weltmeister im vergangenen Jahr bis auf eine halbe Sekunde an seine persönliche Bestleistung und 0,75 Sekunden an den Weltrekord heran. Zusätzlich motivieren dürfte Phelps das Duell mit seinem Dauerrivalen und Weltrekordler Ryan Lochte.

Bundestrainer Henning Lambert empfahl seinen Sportlern übrigens, sich von der Aura des US-Superstars nicht einschüchtern zu lassen: "Ich habe ihnen gesagt: Michael Phelps ist ein Mensch, wenn du ihn piekst, dann blutet er. Da ist kein Stahl drunter, auch er ist schlagbar", erklärte der 45-jährige Essener.

Biedermann einer von drei deutschen Hoffnungsträgern

Schwimmer Paul Biedermann © picture alliance / dpa / Patrick B. Kraemer Foto: Patrick B. Kraemer

Paul Biedermann: Hoffnung über 200 Meter Freistil.

Stichwort deutsche Starter: Neben einem entspannten Blick auf Phelps erwartet der Bundestrainer von seinen Athleten Bestzeiten, Medaillen verspricht Lambertz aber nicht: "Selbst bei Topleistungen unserer Besten könnten wir auch nur vierte Plätze erringen", sagt der Coach. Dennoch ist die Hoffnung groß, dass es nach dem Debakel von London keine zweite Edelmetall-Nullnummer geben wird.

Die deutschen Hoffnungsträger sind Paul Biedermann, Marco Koch und Franziska Hentke. 400-Meter-Weltrekordler Biedermann, der am Sonntag (07.08.16) seinen 30. Geburtstag feiert, konzentriert sich in Rio ganz auf die halbe Distanz. Medaillenchancen gibt es über 200 Meter Freistil am Montag und mit der 4x200-Meter-Staffel am Dienstag.

Auch Koch und Hentke mit Medaillenchancen

Franziska Hentke © imago/Insidefoto

Schmettlings-Zweitbeste in diesem Jahr: Franziska Hentke.

Weltmeister Koch kann über 200 Meter Brust am Mittwoch (10.08.16) das historische erste deutsche Olympiagold seit 1912 holen. Nach seinem bitteren Halbfinal-Aus von London hat der 26-Jährige vor allem an seiner mentalen Stärke gearbeitet, wirkt so cool wie noch nie. Europameisterin Hentke hat über 200 Meter Schmetterling ebenfalls am Mittwoch gute Chancen auf eine Medaille. Die Magdeburgerin war auf dieser Strecke in diesem Jahr immerhin zweitschnellste Schwimmerin der Welt. Die anderen deutschen Starter gehen zumeist als Außenseiter in die Rennen.

DSV-Nachwuchs mit Außenseiterhoffnungen

Stichwort Außenseiter: Bundestrainer Lambertz weiß, dass persönliche Bestzeiten für die meisten der 27 deutschen Starter in Rio manchmal auch nur für den Einzug ins Halbfinale oder den Endlauf reichen dürften. Hoffnung macht aber unter anderem der 20-jährige Damian Wierling, der über 50 Meter Freistil deutschen Rekord schwamm und mittlerweile zur erweiterten Weltspitze zählt. Auch der 21-jährige WM-Fünfte Jacob Heidtmann über 400 Meter Lagen oder die 21-jährige Lagen-Spezialistin Alexandra Wenk können für gute Finalauftritte sorgen.

Außenseiter auf den Spuren von Moussambani

Eric Moussambani aus Äquatorial-Guinea beim Frreistil-Vorlauf in Sydney 2000.

Der Inbegriff der Außenseiter: Eric Moussambani in Sydney 2000.

Stichwort Außenseiter II: Unvergessen der Auftritt von Eric Moussambani, dem Freistilschwimmer aus Äquatorial-Guinea, der 2000 in Sydney im 100-Meter-Freistil-Vorlauf fast ertrunken wäre. Auch in Rio wird es sie wieder geben, die Sportler, die die letzte Wende noch vor sich haben, während der Vorlaufsieger bereits angeschlagen hat. Zu ihnen zählen wird unter anderem Nooran Ahmed Ali Ba Matraf, jemenitische Schmetterlings-Schwimmerin, die über 100 Meter rund 20 Sekunden langsamer ist als Weltrekordlerin Sarah Sjostrom aus Schweden. Oder Haris Bandey aus Pakistan, der für 400 Meter Freistil fast eine Minute länger braucht als die Top-Schwimmer.

Hoffnung durch Mardini und Anis

Yusra Mardini aus Syrien beim Training im Aquatics Stadium Rio.

Yusra Mardini ist eines von zehn Mitgliedern des Flüchtlingsteam bei Olympia in Rio.

Zu den Außenseitern gehört auch Yusra Mardini aus dem zehnköpfigen Flüchtlingsteam. Die junge Frau aus Syrien ist gleich am Samstag (06.08.16) über 100 Meter Schmetterling an der Reihe. Die 18-Jährige fand beim Berliner Verein Wasserfreunde Spandau eine neue sportliche Heimat. Sie war vor rund einem Jahr aus Damaskus geflüchtet und hatte gemeinsam mit ihrer Schwester ein gekentertes Boot mehrere Stunden lang bis an das rettende Ufer gezogen. Neben Mardini startet ein zweiter syrischer Schwimmer im Flüchtlingsteam: Rami Anis geht über 100 Meter Freistil und 100 Meter Schmetterling an den Start.

Und die Russen?

Julia Jefimowa nach dem WM-Sieg 2015 © imago/ITAR-TASS

Noch unklar: Darf Julia Jefimowa starten oder nicht?

Wer aus dem russischen Team genau starten darf, ist auch am Tag vor den ersten Wettkämpfen noch nicht ganz klar. Am Donnerstag (04.08.16) bekamen die zunächst gesperrten Nikita Lobinzew und Wladimir Morosow grünes Licht vom Welt-Schwimmverband. Nach einem Entscheid des Internationalen Sportgerichtshofes CAS ebenfalls von Donnerstag können nun auch andere Sportler wie die bereits früher des Dopings überführte Brust-Weltmeisterin Julia Jefimowa auf einen Start hoffen.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 05.08.16 18:11 Uhr