
Tokio
Athletendorf: Deutsche Sportler fühlen Olympia-Flair trotz Corona
von Matthias Heidrich
Das olympische Dorf ist ein Sehnsuchtsort für Athletinnen und Athleten aus aller Welt. Wer es bis dahin geschafft hat, ist nicht nur dabei, sondern mittendrin. In Tokio ist durch Corona zwar einiges anders, viele deutsche Sportler spüren trotzdem das Olympia-Flair im Dorf.
"Das war ein magischer Moment, auf einmal hier zu sein und das gesamte Olympia-Feeling zu erleben", sagte Ruderer Tim Ole Naske der ARD. Der Hamburger startet am Freitag (23.07.2021) mit dem Doppelvierer und hat zusammen mit seinen Teamkollegen bereits vor einigen Tagen das Apartment im olympischen Dorf an der Harumi-Uferpromenade bezogen.
Siegemund: "Fast ein bisschen Rohbau-Atmosphäre"
"Die Wohnung ist spartanisch gehalten, alles sehr rustikal", so Naske. "Ich habe mir sagen lassen, dass das alles normal ist." Tennisspielerin Laura Siegemund nahm die Bedingungen vor Ort etwas reservierter auf. "Spartanisch ist es immer. Es ist aber ja fast ein bisschen Rohbau-Atmosphäre. Ich bin überrascht, mit wie wenig Liebe es hergerichtet ist", sagte die 33-Jährige.
"Man muss es so nehmen, wie es ist. Wir spielen Olympia, wie geil ist das eigentlich in dieser Zeit?" Fed-Cup-Trainer Rainer Schüttler
Hände desinfizieren, Abstand halten, Maske tragen, dazu viele Schutzwände und weitere Maßnahmen - die strengen Corona-Regeln der Organisatoren gelten auch im Athletendorf. Der 23-jährige Schwimm-Goldkandidat Florian Wellbrock fühlt sich zwar wohl im Dorf, ist aber auch etwas skeptisch: "Ich habe ein bisschen ein mulmiges Gefühl bei den Treffpunkten, wo viele zusammenkommen und die Abstände nicht immer gewahrt werden können."
Nach dem eigenen Wettkampf noch in Tokio bleiben und die Spiele genießen, geht für die Athleten auch nicht. Sie dürfen fünf bis maximal sieben Tage vor ihrem Wettkampf einziehen und müssen spätestens zwei Tage nach dem letzten Auftritt ihre Zimmer wieder räumen. Rund 17.000 Athleten und Offizielle werden in den 21 Gebäuden innerhalb des 44 Hektar großen Areals in der Bucht von Tokio wohnen, gleichzeitig werden es aber immer nur maximal 6.000 sein.
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sportschau.de/olympia
Das olympische Dorf in Tokio: Pappbetten und Holz aus ganz Japan
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Rund 17.000 Athleten und Offizielle wohnen während der Olympischen Spiele in den 21 Gebäuden innerhalb des 44 Hektar großen Areals an der Harumi-Uferpromenade in Tokio.
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Wegen Corona dürfen die Athleten allerdings erst fünf bis maximal sieben Tage vor ihrem Wettkampf einziehen und müssen spätestens zwei Tage nach dem letzten Auftritt ihre Zimmer wieder räumen. Gleichzeitig werden so nur maximal 6.000 Sportlerinnen und Sportler im Dorf wohnen.
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Beliebtes Fotomotiv am Eingang des Athletendorfs: die olympischen Ringe aus Holz.
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Für den Bau der Plaza wurde Holz aus 63 Gemeinden in ganz Japan verwendet.
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Die genaue Herkunft des Baumaterials ist in die Holzpfosten eingebrannt.
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Gleich am Eingang befindet sich auch die Mixed Zone, in der die Athleten auf Anfrage der Presse für Interviews zur Verfügung stehen.
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Natürlich Corona-konform auf Abstand. Wie hier der schwedische Handballer Jim Gottfridsson von der SG Flensburg-Handewitt.
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Die 3.600 Wohnungen der Sportler sind als Apartments angelegt, in denen mehrere Athleten untergebracht sind.
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Eine Besonderheit sind die Betten, die umweltfreundlich aus Pappe hergestellt sind.
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18.000 Betten wurden produziert, 8.000 davon sollen für die Paralympics bleiben. Was nach den Spielen übrig ist, wird gespendet.
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Von A nach B im olympischen Dorf geht es futuristisch zu: Selbstfahrende Shuttle-Busse transportieren die Sportler.
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Ein großer Treffpunkt im Dorf ist die Mensa, die rund um die Uhr geöffnet ist und in der rund 700 verschiedene Gerichte angeboten werden.
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Nach Olympia und den Paralympics sollen die Unterkünfte des olympischen Dorfs in mehr als 41.000 Wohnungen umgewandelt werden.
Positive Corona-Fälle hat es im Dorf trotzdem schon einige gegeben. Insgesamt stieg die offizielle Zahl der positiven Tests, die seit dem 1. Juli im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen ermittelt wurden, auf 87. Die US-Turnerinnen, die mit Kara Eaker im Trainingslager einen positiven Fall hatten, entschieden sich gegen den Einzug ins olympische Dorf.
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Clemens Wickler und Julius Thole sind da. Doch die deutschen Beachvolleyball-Vizeweltmeister waren auch wegen der Corona-Situation unsicher, "wie das hier aussehen wird", so Thole. Nach ihrem Einzug hat sich das relativiert. "Klar geht man nicht so in den Austausch mit den anderen, weil wir das Risiko so gering wie möglich halten wollen. Aber das olympische Flair ist zumindest bei uns beiden trotzdem angekommen", sagte Wickler.
Auch bei Leonie Ebert. "Man merkt, dass alle total froh sind, nach diesem einen Jahr Verzögerung endlich im Dorf zu sein und endlich diese Spiele wahrnehmen zu können", berichtete die Florettfechterin, die gleichzeitig das Gefühl hat, "dass alle respektvoll Abstand halten, aber Olympia trotzdem total feiern."
"Wir schlafen tatsächlich auf Pappbetten, was sehr interessant ist. Mein Bett habe ich beim Versuch, es umzustellen, zum Teil schon zerrissen. Aber noch hält es." Tim Ole Naske
Wenn es nach den Organisatoren geht aber bitte nicht zu sehr. Die Athleten wurden wegen der Pandemie ermahnt, "unnötige Formen von Körperkontakt zu vermeiden". Sex, im olympischen Dorf immer ein Thema, ist also tabu in den Pappbetten.
Die von den Organisatoren verteilten 160.000 Kondome seien "nicht dazu gedacht, im olympischen Dorf benutzt zu werden", teilte das Organisationskomitee mit. Stattdessen sollen sie "mitgenommen werden und helfen, die Kampagne zur Bewusstseinsbildung über Aids zu unterstützen".
Der Japan-Reise-Blog von Julia Linn
Stand: 22.07.21 14:21 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
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1. |
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39 | 41 | 33 |
2. |
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38 | 32 | 18 |
3. |
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27 | 14 | 17 |
4. |
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22 | 21 | 22 |
5. |
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20 | 28 | 23 |
6. |
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17 | 7 | 22 |
7. |
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10 | 12 | 14 |
8. |
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10 | 12 | 11 |
9. |
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10 | 11 | 16 |
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