
Der Japan-Reiseblog von Julia Linn
Kondome und Olympia - Langjährige Beziehung in der Krise
Die japanische Kondom-Industrie hatte auf einen Mega-Boom zu den Olympischen Spielen gesetzt - aber wegen Corona bleibt der aus. Keine Touristen, keine Kondome. Und auch die Gratis-Kondome für Sportler laufen nicht wie geplant.
Kondome und Olympische Spiele - diese Beziehung hat eigentlich Tradition. Massenhaft Kondome wurden in Japan hergestellt, seit klar war, dass die Spiele ins Land kommen, sogar neue Fabriken gebaut. Alles gedacht für Sportler und Touristen, aber jetzt ist tote Hose. Darüber will ich heute mit einem Betroffenen sprechen. Koji Negishi führt mehrere Kondom-Geschäfte in Tokio. Er wollte während Olympia Japans Premium-Kondome weltbekannt machen.

Kondom auf dem Kondom, Kraniche, Drache oder japanische Maske - welcher Look darf‘s sein?
Koji Negishis Geschäft ist einzigartig, es steht sogar als Attraktion in mehreren Reiseführern. Wären Touristen in Japan erlaubt, der Laden wäre jetzt garantiert bumsvoll. Hier gibt es Kondome in allen Formen und Farben. Mit Teddybären, als Lollis getarnt oder mit kunstvollen Designs. "Die Kondom-Hersteller haben extra typisch japanische Designs gemacht - für die Menschen aus dem Ausland", erzählt mir Koji Negishi. Jetzt sind sie zwar Hingucker, aber eben auch Ladenhüter. Denn der japanische Konsument steht offenbar eher nicht auf Kraniche untenrum.
Nicht weit von hier ist das Nationalstadion. Koji Negishi hatte gehofft, dass Olympia-Fans vor oder nach dem Stadion-Besuch bei ihm Halt machen und die Umsätze nach oben treiben. Jetzt sind nicht nur die Fans nicht da, es ist auch noch Notstand in Tokio. Der macht gerade vielen Geschäftsleuten Kummer, sagt Koji Negishi, denn dadurch sind deutlich weniger Menschen hier in Shoppinglaune.
"Jedes Kondom ist ein gutes Kondom"

Koji Negishis Kondom-Geschäft ist eigentlich ein Touristen-Magnet.
Ich frage Koji Negishi, was denn aktuell sein Topseller sei. Sichtlich stolz zeigt er mir die wohl dünnsten Kondome der Welt. Darauf haben sich die Kondom-Hersteller hier spezialisiert - ultradünne Kondome aus Polyurethan. Aber weltbekannt sind sie noch nicht.
Das sollte sich mit Olympia ändern. Die Kondom-Hersteller wollten mit ihren Hightech-Modellen auch die Athletinnen und Athleten ausstatten, doch daraus wird nichts, das Olympische Komitee erlaubt nur Latex. Aber: "Jedes Kondom ist ein gutes Kondom", sagt Koji Negishi.
Sexverbot im Olympischen Dorf
Gratis Kondome für Sportler - das hat seit mehr als 30 Jahren Tradition. Offiziell als Teil der Anti-Aids-Kampagne, inoffiziell aber auch … naja. Bei Tokyo 2020 bröckelt die Beziehung. Nicht nur, dass Japans Premium-Kondome tabu sind, im Olympischen Dorf ist wegen Corona Abstand halten angesagt. 160.000 Kondome werden zwar verteilt - pro Sportler 14 Stück -, aber erst bei der Abreise. Klartext: Sexverbot während der Spiele.
Besser so, als wenn die Kondome gar nicht verteilt würden, findet Koji Negishi, der übrigens selbst nicht von den Gratis-Sportler-Kondomen profitiert. Dass sie verteilt werden müssen, steht für ihn aber außer Frage, denn: "Kondome sind genau so wichtig wie Essen."

Julia Linn
Zur Person: Julia Linn arbeitet für den WDR und im ARD-Studio Tokio und berichtet hier täglich von ihren Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in Tokio.
Der Japan-Reiseblog von Julia Linn
Stand: 18.07.21 09:00 Uhr
Weitere Informationen
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Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
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1. |
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39 | 41 | 33 |
2. |
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38 | 32 | 18 |
3. |
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27 | 14 | 17 |
4. |
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22 | 21 | 22 |
5. |
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20 | 28 | 23 |
6. |
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17 | 7 | 22 |
7. |
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10 | 12 | 14 |
8. |
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10 | 12 | 11 |
9. |
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10 | 11 | 16 |
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