Blick auf das Olympische Dorf in Tokio. © dpa bildfunk/Kyodo

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Erste Corona-Fälle im Olympischen Dorf in Tokio sorgen für Unruhe

Fünf Tage vor dem Start der Olympischen Spiele in Tokio am kommenden Freitag (23.07.2021) ist die Corona-Debatte im vollem Gange: Zwei Spieler aus dem südafrikanischen Fußball-Team sind als erste Teilnehmer der Spiele direkt im Olympischen Dorf positiv getestet worden - wenig später auch ein tschechischer Beachvolleyballer. Das Internationale Olympischen Komitee (IOC) und das deutsche Team reagieren gelassen, Kritik ist aber ebenfalls zu vernehmen.

Corona erreicht die Athletinnen und Athleten im Olympischen Dorf schon vor dem Beginn der Spiele: Nachdem die Organisatoren am Samstag (17.07.2021) zunächst einen positiven Test im Olympischen Dorf bei einem Offiziellen aus dem Ausland bestätigt hatten, wurden am Tag danach die ersten beiden Fälle bei Sportlern gemeldet: "Wir haben drei Fälle in unserem Camp, zwei Spieler und ein Betreuer", sagte Südafrikas Fußball-Teammanager Mxolisi Sibam in einem Statement.

Für alle wurden umgehend 14 Tage Quarantäne angeordnet. Es handele sich um Rechtsverteidiger Thabiso Monyane (Orlando Pirates), Mittelfeldspieler Kamohelo Mahlatsi (Moroka Swallows) sowie einen Video-Analysten, der allerdings nicht im Dorf wohne. Die Spieler befänden sich auf ihren Zimmern und würden mit Mahlzeiten versorgt, so Masa Takaya, der Sprecher der Spiele in Tokio. Während der Spiele sollen Tausende Menschen im Athletendorf wohnen.

Einen Tag später wurde auch der tschechische Beachvolleyballer Ondrej Perusic positiv auf Covid-19 getestet.

61 Fälle im Zusammenhang mit den Spielen

Zudem wurden vom Organisationskomitee bis Montag zehn weitere Fälle außerhalb des Dorfes bestätigt, darunter fünf lokale Mitarbeiter und zwei Journalisten. Das IOC teilte mit, dass sein Mitglied Ryu Seung-min, südkoreanischer Tischtennis-Olympiasieger von 2004, bei der Ankunft ebenfalls ein positives Ergebnis abgeliefert hat.

Die Zahl der seit 1. Juli im Olympia-Umfeld offiziell von den Olympia-Machern registrierten Corona-Infektionen stieg damit auf 61. Das britische Olympia-Team teilte am Sonntag mit, dass sich sechs Sportler und zwei Mitarbeiter als Kontaktpersonen vorsorglich in Selbstisolation begeben haben. Auf ihrem Flug nach Tokio hatte es einen Corona-Infizierten gegeben. Auch wenn die Sportler inzwischen mehrfach negativ getestet worden sein sollen, ist noch unklar, ob sie an ihren Wettkämpfen teilnehmen können.

Schimmelpfennig: Bisher nur gute Erfahrungen gemacht

Die Reaktionen auf die im Olympischen Dorf festgestellten Infektionen sind sehr unterschiedlich. So verkündete IOC-Olympiadirektor Christophe Dubi: "Wir halten das Risiko minimal, aber es ist unvermeidlich, dass wir einige Fälle haben." Aus dem Organisationskomitee hieß es: "Das IOC ist erleichtert, dass alle Protokollpunkte befolgt wurden und die Erkrankung aufgefallen ist." IOC-Sprecher Christian Klaue betonte die Wirksamkeit der Sicherheitsmaßnahmen: "Im Olympischen Dorf kann man sagen: Mein Nachbar wird jeden Tag getestet. Damit sind die Bewohner des Dorfes die derzeit am besten getestete Gruppe weltweit."

Der Chef de Mission des deutschen Teams, Dirk Schimmelpfennig, sieht keinen Anlass zur Panik: "Wir wussten von vornherein, dass wir stets sehr achtsam sein müssen und Kontakte so gut es geht vermeiden oder zumindest sehr stark reduzieren müssen." Rund 95 Prozent der Mitglieder des deutschen Teams seien geimpft, dazu kämen die täglichen Tests und sonstigen Maßnahmen. Die Erfahrungen im Olympischen Dorf seien bisher "nur gut". 

Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sieht ebenfalls keinen Grund zur Aufregung. "Zwei solche Fälle, die sofort bekannt und isoliert werden, sind eher ermutigend. Das zeigt, dass dort streng getestet wird", erklärte er vor dem Abflug eines Teils der deutschen Mannschaft in Frankfurt/Main. "Wir haben Corona. Weltweit", sagte Speerwurf-Goldfavorit Johannes Vetter. "Es ist also eine logische Schlussfolgerung, dass es auch bei Olympia ein paar Fälle geben darf. Sorgen mache ich mir bisher keine, obwohl ich das Virus natürlich nicht unterschätze." 

Freitag: "IOC hält an Mär von sichersten Spielen fest"

Für Dagmar Freitag (SPD), die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, sind die am Wochenende bekannt gewordenen Corona-Fälle eine Bestätigung, dass die Durchführung der Olympischen Spiele während der Pandemie eine Misere mit Ansage ist: "Es kommt, wie es kommen musste. Mit Aussagen wie "Wir halten das Risiko auf dem absoluten Minimum" halte das IOC "in geradezu unverantwortlicher Art und Weise an der Mär von den sichersten Spielen fest", sagte Freitag. Laut IOC-Chef Thomas Bach gibt es "null Risiko", dass das Virus von Teilnehmerinnen und Teilnehmern in die Bevölkerung getragen werden könne.

Shigeru Omi, Covid-19-Chefberater der japanischen Regierung, sieht dagegen die Gefahr, dass die Olympischen Spiele in Tokio ein Superspreader-Event werden könnten.

Wegen der ansteigenden Infektionszahlen im Großraum Tokio gilt dort für die Zeit der Sommerspiele (23. Juli bis 8. August) der Notstand. Die Infektionszahlen in der Metropole stiegen zuletzt auf den höchsten Tagesstand seit einem halben Jahr. Zuschauer sind mit wenigen Ausnahmen bei den Wettkämpfen nicht zugelassen. Die japanische Bevölkerung steht den um ein Jahr verschobenen Sommerspielen inmitten der Pandemie zum Großteil skeptisch gegenüber.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 22.07.2021 | 09:05 Uhr

Stand: 19.07.21 12:55 Uhr

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Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
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