Das Trainingszentrum Kienbaum bei Berlin. © picture alliance Foto: Soeren Stache

Coronavirus

Kienbaum als Sportler-Kaserne: Chancen und Risiken

Der deutsche Spitzensport prüft die Möglichkeit, Olympia-Kandidaten in Kienbaum bei Berlin abzuschotten und trainieren zu lassen. Doch wie realistisch ist das?

Team Deutschland freiwillig in Quarantäne? Die Corona-Pandemie und die noch immer nicht erfolgte Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele in Tokio zwingt die Sportfunktionäre zu einem Plan B für die Athleten. Angesichts der bundesweit stark eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten kursiert der Plan, das Bundesleistungszentrum in Kienbaum bei Berlin zur Sportler-Kaserne umzufunktionieren.

DOSB prüft Vorschlag Kienbaum

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestätigte am Dienstag (17.3.2020), dass man zumindest die Möglichkeit prüfe, inwieweit sich Top-Athleten in Kienbaum unter professionellen Bedingungen weiter auf Olympia vorbereiten könnten. Das bestätigte DOSB-Sprecherin Ulrike Spitz. Auch Kienbaum-Geschäftsführer Klaus-Peter Nowack berichtete von "Sondierungsgesprächen". Eine finale Entscheidung sei angesichts offener Fragen noch nicht gefallen.

Gesundheit der Sportler hat Priorität

"Wir sehen uns immer als Dienstleister von 'Team-D', aber die größte Priorität hat jetzt die Gesundheit der Sportler und auch der Mitarbeiter", sagte Nowack. Aufgrund der möglichen Ansteckungsgefahr und auch aufgrund des Aufwandes würden einige Athleten die Einladung ohnehin ablehnen. "Im Vorfeld müssten alle Sportler und auch Trainer getestet werden. Da ist es besser, am jeweiligen Stützpunkt zu bleiben", sagte der dreimalige Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel.

01:29 min | 15.03.2020 | Das Erste

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Säbelfechter Max Hartung kritisiert die Informationspolitik der Sportverbände in der Corona-Krise. Der Athletensprecher fordert, dass jetzt alle Szenarien für Olympia durchgespielt werden müssten.

Embacher strikt dagegen - Häner sieht Chancen

Schwimmtrainer Frank Embacher aus Leipzig hatte sich bereits strikt gegen die Konzentration der Sportler in Kienbaum ausgesprochen: "Sollte dort ein Corona-Fall auftreten, "wäre das komplette deutsche Olympiateam lahmgelegt", sagte der frühere Erfolgscoach von Weltrekordler Paul Biedermann der "Leipziger Volkszeitung": "Wir sollten uns lieber in kleinen Gruppen vorbereiten." Hockey-Olympiasieger Martin Häner, der als Assistenzarzt in der Berliner Martin-Luther-Klinik arbeitet, hält "gemeinsamen Sport auf engstem Raum" in diesen Tagen für "sehr kritisch". Er gab aber auch zu bedenken: "Kienbaum ist riesig. Wenn man sich dort beim Training und auch danach aus dem Weg geht, wäre es vielleicht vertretbar".

Belegung derzeit auf Null

Genügend Unterkünfte und Trainingsmöglichkeiten sind in Kienbaum für den DOSB-Plan vorhanden, dort ist die Belegung seit Sonntag "auf Null runtergefahren", wie Geschäftsführer Nowack sagte. Eigentlich hätten sich dort diese Woche die deutschen Gewichtheber einquartieren sollen, doch sie haben von sich aus darauf verzichtet.

Kienbaum mit 70 Jahren Sportgeschichte

Das Olympische und Paralympische Trainingszentrum für Deutschland in Kienbaum liegt 35 Kilometer östlich von Berlin am Liebenberger See. Die Anlage wird häufig von Leichtathleten, Turnern, Kanuten, Volleyballern, Judoka, Bogenschützen, Triathleten, Behindertensportlern, Bob- und Skeletonfahrern, Eisschnellläufern, Handballern, Basketballern und Fußballern genutzt. Die Anlagen blieben im Zweiten Weltkrieg unversehrt und wurden bereits 1949 von Sportlern als Erholungsheim genutzt. Am 24. Juli 1952 wurde die Liegenschaft dem Leistungssport als Trainingsstätte übergeben. Berühmtheit erlangte die zu DDR-Zeiten errichtete Unterdruckkammer, in der Höhentraining bis über 3.000 Meter simuliert werden konnte. Das Sportzentrum Kienbaum erhielt 1997 den Status Bundesleistungszentrum.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 23.07.2020 | 09:05 Uhr

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1. Flagge USA USA 39 41 33
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3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
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