Kommentar

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) © picture alliance / Flashpic Foto: Jens Krick

Radsport

Kommentar: Der Fall Patrick Moster ist auch ein Fall Alfons Hörmann

von Hajo Seppelt

Am Mittwoch (28.07.2021) sorgte Radsport-Direktor Patrick Moster am Rande des Olympia-Zeitfahrens der Männer für einen Rassismus-Eklat. Seine Äußerungen und die folgende Bitte um Entschuldigung wurden genauso kritisiert wie die erste Reaktion des Deutschen Olympischen Sportbundes. Am Tag danach schickte der DOSB den Funktionär nun doch aus Tokio zurück nach Hause. Einsicht oder Druck - was steckt hinter dieser Entscheidung?

Der Fall Patrick Moster ist ein Debakel für den Deutschen Olympischen Sportbund und die Personen, die ihn in Tokio repräsentieren. Einerseits ist die rassistische Entgleisung des BDR-Sportdirektors in der Welt. Sie ist mit nichts zu rechtfertigen. Wer, wenn auch nur im Eifer des Gefechts, zu rassistischen, diskriminierenden und beleidigenden Ausdrücken gegen Menschen anderer Herkunft greift, offenbart damit eine geistige Grundhaltung. Patrick Moster tat dies auch noch auf der Weltbühne des Sports. Da hilft auch keine Entschuldigung mehr.

Suspendierung wäre das Mindeste gewesen

Hajo Seppelt

Hajo Seppelt meint, dass Alfons Hörmann als DOSB-Präsident eine Fehlbesetzung ist.

Andererseits lässt dieser Fall auch in Richtung des Deutschen Olympischen Sportbundes in Abgründe blicken. Der ohnehin hochumstrittene DOSB-Präsident Alfons Hörmann brachte es noch Stunden nach dem Vorfall nicht fertig, diesen unmissverständlich als rassistisches und menschenverachtendes Verhalten zu verurteilen. Dem obersten Repräsentanten des deutschen Sports schien die nötige Sensibilität für dieses Thema zu fehlen. Weder DOSB noch der Bund Deutscher Radfahrer hielten es trotz der enormen politischen Sprengkraft für nötig, den Sportdirektor zumindest zu suspendieren.

Statt Einsicht nur ein peinliches Hin und Her

Die Sonntagsreden von Spitzenfunktionären des DOSB über die Werte des Sports klingen nur allzu hohl, wenn nicht einmal in solchen Augenblicken erkannt wird, dass unmissverständliche Konsequenzen vonnöten sind. Einen Tag später vollzieht der DOSB plötzlich die Rolle rückwärts und schickt Moster doch nach Hause. Das Hin und Her mutet in der Gesamtschau der Ereignisse nur noch peinlich an. Wer will glauben, dass diese Entscheidung auf Einsicht beruhte? Der Druck in den sozialen Medien, aus dem politischen Berlin und womöglich auch vom IOC dürfte zu groß geworden sein.

Hörmann hat mit dem misslungenen Krisenmanagement erneut gezeigt, dass er weder für das Amt des DOSB-Präsidenten noch für das des Delegationsleiters in Tokio der richtige Mann ist.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 29.07.2021 | 00:50 Uhr

Stand: 29.07.21 12:00 Uhr