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Olympische Eröffnungsfeier: Dabei sein war nicht alles
von Matthias Heidrich
Ein leeres Olympiastadion, eine durchwachsene Show und Athleten nur auf Stippvisite: Die Eröffnungsfeier für Olympia in Tokio unter Corona-Bedingungen war eine denkwürdige.
Die Umstände sind mies, machen wir das Beste daraus: So lautete das gefühlte Motto der deutschen Mannschaft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Tokio. Mit dem Fahnenträger-Duo Laura Ludwig und Patrick Hausding vorweg marschierten rund 100 der 430 deutschen Teilnehmer am Freitag (23.07.2021) ins Olympiastadion ein. Damit stellte Deutschland immer noch eine der größten der insgesamt 206 Delegationen, die teilweise arg gerupft den Weg zum großen Auftakt angetreten hatten. Ludwig, Hausding und Co. winkten fleißig, schwenkten große und kleine schwarz-rot-goldene Fahnen, sorgten für ein bisschen Stimmung. Doch letztlich standen sie auf verlorenem Posten.
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Kritik an den Spielen hält an
Die Spiele in Japan, die eigentlich schon 2020 hätten stattfinden sollen, sind Corona-bedingt 364 Tage später eröffnet worden. Die immer noch grassierende Pandemie und zahlreiche Corona-Fälle - auch im Athletendorf - hatten das bis zuletzt noch fraglich erscheinen lassen. Die Kritik, die Spiele unter diesen Bedingungen überhaupt stattfinden zu lassen, hält an und wird auch bis zur Schlussfeier am 8. August nicht verstummen.
Nur die "Olympic Family" klatscht
Unter diesen Umständen war der Abend im Kasumigaoka National Stadium schön und traurig zugleich. Schön, dass er für die Sportler überhaupt stattfinden konnte. Traurig, weil im weiten Rund des 68.000 Fans fassenden Nationalstadions ihnen lediglich knapp 1.000 Zuschauer zujubeln durften - Ehrengäste aus der sogenannten "Olympic Family". Für vieles verdächtig, aber nicht gerade als große Stimmungsmacher.

IOC-Präsident Thomas Bach (l.) und Kaiser Naruhito bei der Eröffnungsfeier.
Die Organisatoren hatten zwar zahlreiche klatschende und hüpfende "Gute-Laune-Einweiser" im Stadion verteilt, die sich alle Mühe gaben, den einlaufenden Sportlern zwei Stunden lang einen herzlichen Empfang zu bereiten. Aber der Funke sprang nicht über. Wie sollte er auch. Der Einlauf der Nationen lebt von Emotionen, vom Wechselspiel feiernder Menschen - auf den Rängen und dem Feld. Das alles war an diesem Abend nicht möglich.
So bitter es klingt: Im Olympiastadion von Tokio wirkte die Eröffnungsfeier wie eine Probe mit ganz, ganz vielen Statisten. Auch den Athleten war anzumerken, dass alles anders war. Sie winkten und schwenkten zwar fleißig Fähnchen - aber letztlich nur für die Fernsehkameras.
Deutsches Team geht wie viele früher
Als das deutsche Team einmarschierte, nach dem japanischen Alphabet an Position 115 einsortiert, hätte das weite Stadionrund unter normalen Umständen schon proppenvoll sein müssen. Stattdessen klafften große Lücken auf dem Feld. Der Großteil der Delegationen und auch einzelne Athleten nutzten die Möglichkeit des "Early-Depart", steuerten nach der ersten Bahn also direkt den Ausgang an, um zurück ins olympische Dorf zu fahren. So auch Beachvolleyballerin Ludwig. Für die deutsche Fahnenträgerin steht mit Partnerin Margareta Kozuch am Samstag (24.07.2021) das erste Spiel im heißen Sand von Tokio an. Der Rest der deutschen Mannschaft begab sich kurze Zeit später ebenfalls auf den Heimweg.
Tennis-Star Naomi Osaka entzündet die Flamme
Als IOC-Präsident Thomas Bach seine Rede hielt und Kaiser Naruhito anschließend die Spiele offiziell eröffnete, blickten beide in ein spärlich besetztes Stadion. Und auch der Schlussakkord, als Tennis-Star Naomi Osaka das Olympische Feuer entzünden durfte, bekamen nicht mehr viele Athleten live mit. Dabei sein war an diesem Abend im Olympiastadion irgendwie doch nicht alles.
Neuer Abschnitt
Eröffnungsfeier
Die schönsten Bilder der Olympia-Eröffnungsfeier in Tokio
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Feuerwerk mit einem Jahr Verspätung: In Tokio werden die Olympischen Spiele feierlich eröffnet.
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Bunte Stühle lassen das Olympiastadion wie eine ausverkaufte Arena anmuten - pandemiebedingt dürfen aber nur rund 1.000 offiziell geladene Gäste dabei sein.
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Das deutsche Olympia-Team - angeführt vom Fahnenträger-Duo Laura Ludwig und Patrick Hausding - kommt gemäß japanischem Alphabet an Position 116 in die Arena.
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Bis zuletzt war nicht klar, ob es die Zeremonie wirklich geben würde.
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Die Choreografie inszeniert Athletinnen und Athleten, die scheinbar ohne Unterbrechung trainieren - für den großen Traum von einer Olympia-Teilnahme.
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Illuminationen faszinieren während der Feier ebenso wie ...
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... die Einbindung japanischer Kultur und Traditionen.
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Rote Fäden symbolisieren Adern, Muskeln und Nerven - stellvertretend für Ängste, Verzweiflung und Trauer während der Pandemie.
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In einem beeindruckenden Kleid singt die Künstlerin Misia die japanische Nationalhymne.
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Bis zum 8. August ist Japan Gastgeberland der Olympischen Spiele.
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Japans Tennis-Star Naomi Osaka entzündet das olympische Feuer.
Stand: 23.07.21 18:13 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
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1. |
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39 | 41 | 33 |
2. |
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38 | 32 | 18 |
3. |
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27 | 14 | 17 |
4. |
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22 | 21 | 22 |
5. |
|
20 | 28 | 23 |
6. |
|
17 | 7 | 22 |
7. |
|
10 | 12 | 14 |
8. |
|
10 | 12 | 11 |
9. |
|
10 | 11 | 16 |
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