![Wasserspringer Patrick Hausding (l.) und Beachvolleyball-Spielerin Laura Ludwig begrüßen sich vor der Vorstellung des Fahnenträger-Duos. Wasserspringer Patrick Hausding (l.) und Beachvolleyball-Spielerin Laura Ludwig begrüßen sich vor der Vorstellung des Fahnenträger-Duos. © dpa-Bildfunk Foto: Michael Kappeler/dpa](/tokio2020/olympiatokio838_v-ardteaserwidescreen.jpg)
Deutsches Team
Hausding und Ludwig tragen deutsche Fahne bei Olympia-Eröffnungsfeier
Beachvolleyballerin Laura Ludwig und Wasserspringer Patrick Hausding werden bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele die deutsche Fahne ins Nationalstadion in Tokio tragen. Das gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Donnerstag (22.07.2021) bekannt. Erstmals gibt es bei einer Eröffnungsfeier sowohl eine Fahnenträgerin als auch einen Fahnenträger.
Ludwig und Hausding setzten sich in einer Wahl, die je zur Hälfte von den Athletinnen und Athleten sowie den Fans getroffen wurde, unter anderem gegen Dressurreiterin Isabell Werth, den Turner Andreas Toba oder den Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov durch. "Du musst die Fahne tragen, du hast den größeren Bizeps", scherzte die Beachvolleyball-Olympiasiegerin von Rio 2016 und deutete auf ihren Sitznachbarn. Sie hoffe, "Patrick ist der Gentleman und übernimmt die schwere Arbeit". Der Wasserspringer hat dabei ganz andere Sorgen: "Sie darf nur nicht kaputtgehen oder runterfallen. Und wir dürfen nicht über unsere Füße stolpern."
Die Eröffnungsfeier am Freitag (23.07.2021/ab 12.50 Uhr im Livecenter bei sportschau.de) dürfte für beide bei der jeweils vierten Olympia-Teilnahme ein Höhepunkt ihrer Karriere werden - und gilt schon jetzt als ein großer Tag für die Gleichberechtigung.
Hauke: "Starkes Zeichen für die Gleichberechtigung"
"Das ist super und total zeitgemäß, genau das richtige, starke Zeichen für die Gleichberechtigung mit großer medialer Präsenz", hatte der zweimalige Hockey-Olympiasieger Tobias Hauke im Vorfeld der Bekanntgabe gesagt. Der 33 Jahre alte Hamburger stand ebenfalls zur Wahl.
"In Tokio starten erstmals genauso viele Frauen wie Männer", sagte DOSB-Vorstandschefin Veronika Rücker. "Die Athletinnen haben sich lange dafür eingesetzt und gekämpft. Das Fahnenträger-Duo ist eine großartige Chance, diesen Erfolg sichtbar zu machen." Weil die Ungleichheit kein rein deutsches Problem war, hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Delegationen ermutigt, von der erstmals erlaubten Doppelspitze Gebrauch zu machen.
Neuer Abschnitt
Geschichte
Die deutschen Fahnenträger bei Olympia
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Den Einmarsch der Athleten im Rahmen einer Eröffnungsfeier gibt es erstmals bei den Olympischen Spielen 1908 in London. Seitdem ist der Einmarsch der Nationen hinter ihrem Fahnenträger ein festes Olympia-Ritual. Eine Übersicht der deutschen Fahnenträger bei Sommerspielen seit 1960.
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1960 in Rom startet zum vorletzten Mal eine gesamtdeutsche Mannschaft. Reiter Fritz Thiedemann trägt die schwarz-rot-goldene Fahne mit den olympischen Ringen.
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Vier Jahre später in Tokio laufen die Athleten aus Ost und West zum letzten Mal gemeinsam ins Olympiastadion ein - angeführt werden sie von Wasserspringerin Ingrid Engel-Krämer.
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Ringer-Legende Wilfried Dietrich steht 1968 in Mexiko-Stadt an der Spitze des westdeutschen Teams. Fahnenträgerin der DDR ist Leichtathletin Karin Balzer.
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Olympische Spiele 1972 in München: Bei der Eröffnungsfeier der ersten Sommerspiele auf deutschem Boden seit Berlin 1936 wird dem Kanuten Detlef Lewe die Ehre des Fahnenträgers zuteil.
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Boxer Manfred Wolke führt die Mannschaft der DDR an.
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Vier Jahre später: Mit eleganter Noblesse führt Springreit-Legende Hans Günter Winkler die Mannschaft der Bundesrepublik im kanadischen Montreal an.
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Dagegen gibt sich der Fahnenträger der DDR, Hans Georg Reimann (l.), nach seiner Silbermedaille über 20 km Gehen betont locker - auch in landesuntypischer Tracht.
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Die Spiele 1980 in Moskau werden vom Westen boykottiert. Während die Sportler aus der Bundesrepublik einen langen Urlaub genießen können, kämpfen jene aus der DDR um olympisches Edelmetall. Handballerin Kristina Richter trägt die Fahne.
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Vier Jahre später das umgekehrte Bild. Die Sommerspiele in Los Angeles finden ohne Beteiligung der DDR und anderer Ostblock-Staaten statt. Segler Wilhelm Kuhweide führt die Mannschaft der Bundesrepublik an.
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1988 im südkoreanischen Seoul sind wieder beide deutsche Staaten vertreten. Die Fahne der Bundesrepublik trägt Dressurreiter Dr. Rainer Klimke.
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Für Ulf Timmermann erweist sich das Tragen der DDR-Fahne später als gutes Omen: Der Kugelstoßer gewinnt die Goldmedaille.
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Der Steuermann des Deutschland-Achters, Manfred Klein, darf 1992 die Fahne der ersten gesamtdeutschen Mannschaft nach der Wiedervereinigung in Barcelona tragen.
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Fechter Arnd Schmitt führt die deutsche Auswahl 1996 durchs Stadion von Atlanta.
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2000 Sydney darf Kanutin Birgit Fischer vorneweg marschieren - als vierte deutsche Frau überhaupt.
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2004 in Athen ist wieder ein Springreiter dran: Ludger Beerbaum.
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Basketball-Star Dirk Nowitzki erfüllt sich 2008 den Traum von der Olympia-Teilnahme - und darf in Peking die deutsche Fahne tragen.
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Vier Jahre später in London ist Natascha Keller die Auserwählte. Die Hockey-Rekordnationalspielerin (425 Einsätze) nimmt zum fünften Mal an Olympischen Spielen teil und beendet nach dem Ende des Turniers ihre aktive Karriere.
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2016 in Rio führt Timo Boll das deutsche Team an. Der Tischtennisspieler setzt sich in einer gemeinsamen Wahl von Sportlern und Fans durch.
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2021 in Tokio trägt erstmals ein Duo die deutsche Fahne: Wasserspringer Patrick Hausding und Beachvolleyball-Spielerin Laura Ludwig.
Bisher nur fünf Fahnenträgerinnen
In der Geschichte der Sommerspiele gab es in deutschen Teams nur fünf Fahnenträgerinnen bei Eröffnungsfeiern: Die erste war 1964 - ebenfalls in Tokio - Wasserspringerin Ingrid Krämer-Engel (DDR) für das gesamtdeutsche Team, ihr folgten Hürdensprinterin Karin Balzer (DDR/1968), Handballerin Kristina Richter (DDR/1980) sowie Kanutin Birgit Fischer (2000) und Hockeyspielerin Natascha Keller (2012).
Bereits vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses verspürte Ludwig beim Gedanken ans Fahnetragen "Gänsehaut. Es sind meine vierten Olympischen Spiele, und das kann es noch einmal ein bisschen toppen." Sie sei "begeistert und stolz". Ihre Goldmedaille gemeinsam mit Kira Walkenhorst im Sand von Rio de Janeiro 2016 war einer der Höhepunkte. Die 35-Jährige ist das deutsche Gesicht ihrer Sportart. In Japan startet die Ex-Weltmeisterin mit der ehemaligen Hallen-Nationalspielerin Margareta Kozuch. Beide wollen im Shiokaze Park von Tokio "unser bestes Beachvolleyball" bieten.
Hausding: "Fahnenträger wird man nur einmal"
Fahnenträger bei Olympia? Für Hausding erfüllt sich definitiv ein Traum. "Medaillen kann ich viele gewinnen, aber Fahnenträger wird man nur einmal", hatte auch er schon vorher gesagt. Der Berliner, der seit Peking 2008 regelmäßig zur deutschen Olympia-Mannschaft gehört und das neunköpfige Wassersprung-Team ein letztes Mal bei Sommerspielen anführt, hat in Tokio aber noch mehr vor. Nach Silber mit seinem langjährigen Partner Sascha Klein vom Turm 2008 und Bronze im Einzel vom Drei-Meter-Brett 2016 will Hausding noch einmal Edelmetall gewinnen.
Einziger Wermutstropfen: Ohne Zuschauer werde sich Olympia "anfühlen wie eine Kreismeisterschaft", so der 17-malige Europameister. Mit Blick auf das Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett mit Lars Rüdiger am 28. Juli sieht er dennoch gute Chancen. Nach 13 Jahren Wasserspringen auf höchstem Niveau mit vielen Verletzungen und Schmerzen fühlt sich Hausding im Spätherbst seiner Karriere "voll in Schuss". Das Einzel am 3. August wird trotzdem sein letzter olympischer Wettkampf sein.
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Stand: 22.07.21 07:07 Uhr
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Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
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1. |
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39 | 41 | 33 |
2. |
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38 | 32 | 18 |
3. |
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27 | 14 | 17 |
4. |
|
22 | 21 | 22 |
5. |
|
20 | 28 | 23 |
6. |
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17 | 7 | 22 |
7. |
|
10 | 12 | 14 |
8. |
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10 | 12 | 11 |
9. |
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10 | 11 | 16 |
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