Tongas Fahnenträger Pita Taufatofua © IMAGO / UPI Photo

Taekwondo

Tongas Taufatofua: Viel Glanz auch bei den dritten Olympischen Spielen

von Bettina Lenner

Die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro machte ihn vor fünf Jahren über Nacht berühmt. Nun hat es Pita Taufatofua wieder getan - und in Tokio zum dritten Mal in Folge als Fahnenträger von Tonga die gut geölten Muskeln spielen lassen.

Der durchtrainierte Oberkörper glänzt, sein Gesicht strahlt, als er an der Seite von Teamkollegin Malia Pasek die insgesamt sechsköpfige tongaische Delegation in traditioneller Kluft und barfuß ins Olympiastadion von Tokio führt. Bei dem unter Athleten begehrten Job hat Pita Taufatofua schon eine gewisse Routine: Bereits bei den Eröffnungsfeiern 2016 in Rio de Janeiro und zwei Jahre später bei den Winterspielen in Pyeongchang war der 37-Jährige der Fahnenträger des Inselstaats im Südpazifik.

Auch bei Minustemperaturen mit blanker Brust

In Südkorea war er im Skilanglauf angetreten, obwohl er nur ein Jahr zuvor erstmals auf den Brettern gestanden hatte. Eine Herausforderung. Er liebt das. Die Olympia-Qualifikation bei der WM gerade einmal vier Wochen nach seinen ersten Gehversuchen in der Loipe scheiterte noch. Kurz vor den Spielen kratzte er dann sein letztes Geld zusammen und flog nach Island, wo er den Sprung nach Pyeongchang perfekt machte. Am Ende sprang dort über 15 km Freistil Platz 114 im Feld der 119 Starter heraus. Was kaum eine Rolle spielte. Denn im Gedächtnis blieb haften, dass Taufatofua während der Eröffnungs- und Schlussfeier auch bei Temperaturen von drei Grad unter Null im Sommer-Outfit viel Haut gezeigt hatte.

Der Versuch im Kanu scheitert

In Tokio startet der "Coconut Fighter" nun wie schon in Rio im Taekwondo. Eigentlich wollte er in Japan zusätzlich als Kanute antreten - er wäre der erste Athlet gewesen, der bei drei verschiedenen Olympischen Spielen in drei unterschiedliche Sportarten antritt. Doch daraus wurde nichts, weil die Qualifikation misslang. Von ihm gepostete Videos zeugen davon, wie sich der 1,92-m-Mann vergebens mit den leichten Booten abmüht und immer wieder umkippt. Er nimmt es mit Humor. Und hat sein Paddel trotzdem mit nach Japan gebracht.

Das Königreich Tonga bekannt gemacht

Teakwando-Kämpfer Pita Taufatofua aus Tonga leitet sein Team ins Stadion. © EPA Foto: Tatyana Zenkovich

Ganz viel Glanz: Taufatofua 2016 in Rio.

Taufatofua gibt niemals auf, das hat er hinlänglich bewiesen. In den sozialen Netzwerken ist er längst ein Star. 2016 kannte ihn niemand. Nicht seinen Namen, nicht sein Land. Das hat er geändert. Seine eigene Delegation wollte ihn in Brasilien daran hindern, im traditionellen Outfit aufzulaufen. Doch Taufatofua blieb eisern: "Ich habe 1.000 Jahre Geschichte vertreten. Meine Vorfahren haben nicht Anzüge und Krawatten getragen, als sie den Pazifischen Ozean überquert haben." Sein Auftritt wurde zum Internet-Hit, in Pyeongchang füllte er den größten Pressesaal. Auch bei der Eröffnungsfeier in Tokio begeisterte er die Fans im Netz. Auf Instagram folgen ihm 213.000 Menschen.

Es steckt mehr hinter der gut geölten Fassade

Jede Menge Aufmerksamkeit. Die Taufatofua nutzt, um sie auf wichtigere Dinge zu lenken. Nach den Spielen in Südkorea hielt er eine Rede vor den Vereinten Nationen und im Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er wurde Unicef-Botschafter, verschrieb sich dem Umweltschutz und hält Motivations-Vorträge - es steckt mehr hinter der gut geölten Fassade.

"Ich will die Menschen zum Träumen ermuntern, zum Scheitern und Wiederaufstehen." Pita Taufatofua

Selbst in armen Verhältnissen aufgewachsen, arbeitete Taufatofua 15 Jahre als Sozialarbeiter und mit obdachlosen Kindern. Ermutigte sie, an ihren Träumen festzuhalten. So wie er selbst. Verletzungen bremsten ihn jahrelang aus, das Geld war immer knapp. Doch er schaffte es zu Olympia, ein Lebensziel, seit er die Parade bei der Rückkehr von Paea Wolfgramm 1996 verfolgt hatte. Der tongaische Boxer hatte in Atlanta die Silbermedaille gewonnen.

Sportlich sind keine großen Sprünge zu erwarten

"Seit ich zwölf Jahre alt war, wollte ich unbedingt zu Olympia. Und ich wollte als erster Athlet olympisches Gold für Tonga gewinnen", sagte Taufatofua einmal. Den ersten Teil seines Plans hat er mit viel Durchhaltevermögen erfüllt. Aus dem zweiten dürfte allerdings nichts werden. Denn sportlich sind von Taufatofua, der ab Dienstag (27.7.2021) in der Taekwondo-Gewichtsklasse über 80 Kilogramm antritt, keine großen Sprünge zu erwarten. Bei Weltmeisterschaften kam er nie über die erste Runde hinaus, seinen einzigen Kampf in Rio verlor er mit 1:16 Punkten. Egal. "Ich habe es zu den Olympischen Spielen geschafft. Es waren 20 Jahre Kampf und Schmerz, aber das war es wert", sagte er 2016 bei seinen ersten Olympia-Teilnahme. Nun ist es sogar schon die dritte.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 25.07.2021 | 01:05 Uhr

Stand: 24.07.21 11:35 Uhr