Sportler

Paralympics: Mein Weg - Thomas Schmidberger

Ich bin Tom Schmidberger, Tischtennisspieler, und im deutschen Team für die Paralympics in Tokio. Losgegangen ist es dadurch, dass meine Eltern für mich eine Sportart gesucht haben, die ich ausüben kann. Dann bin ich durch den größten Zufall der Welt auf Tischtennis gekommen. 

In der Schule stand eine Tischtennisplatte und wir haben in der Pause mit Schulheften als Schläger Rundlauf gespielt. Und ich war wirklich der Schlechteste. Aber irgendetwas hat mich gereizt. Als ich nach Hause kam, habe ich zu meinem Vater gesagt: Papa, ich brauche eine Tischtennisplatte. Ich muss trainieren. Ich bin in der Schule der Schlechteste. Und so wurde bei mir zuhause aus einem Partykeller ein Trainingsraum.

Ein absoluter Familienmensch

Im Alter von vier Jahren hatte ich auf dem Heimweg vom Kindergarten einen Autounfall. Ich wurde angefahren, bin dann durch die Luft geschleudert worden und auf die Wirbelsäule gefallen. Dabei habe ich mir den 1. und 2. Brustwirbel gequetscht, was zu einer Querschnittslähmung geführt hat.

Die Zeit in der Reha haben mir meine Eltern sehr positiv gestaltet. Ich glaube, so positiv, wie es geht in so einer Situation. Weil sie mir trotzdem versucht haben, so gut es geht, ein normales Leben zu ermöglichen. Ich bin in einen normalen Kindergarten gegangen. Ich bin in eine normale Schule gegangen, in ein ganz normales Gymnasium und habe auch an einer ganz normalen Universität studiert.

Dafür bin ihnen unendlich dankbar. Ohne sie wäre ich mit Sicherheit nicht da, wo ich jetzt bin. Ich bin ein absoluter Familienmensch und ohne meine Familie geht's nicht. Ich habe ganz engen Kontakt zu meinen Eltern, meine komplette Familie steht hinter mir. Sie unterstützt mich perfekt.

Am liebsten in der Halle übernachten

Ich bin gebürtig aus dem Bayerischen Wald, aus einer kleinen Stadt in Niederbayern. 600 km weg von meinem aktuellen Wohnort Düsseldorf. Heimat hat für mich eine riesige Bedeutung. Zusammen mit meiner Lebensgefährtin und meinem Hund lebe ich jetzt an meinem Trainingsort, um nicht mehr so viel Zeit auf der Autobahn zu verbringen.

Ich war nicht einmal an Weihnachten zu Hause. Ich habe Weihnachten wegen Corona allein in Düsseldorf verbracht. Meine Eltern waren Corona-positiv über die Feiertage, was eine sehr, sehr bittere Nachricht für mich war. Natürlich aus gesundheitlicher Sicht, aber auch aus emotionaler Sicht. War keine leichte Zeit für mich. Dann hier allein in Düsseldorf zu sein, beim Fest der Familie, war tatsächlich schwierig.

Tischtennis ist sehr, sehr schnell. Es ist extrem abwechslungsreich. Das heißt, es ist immer etwas Anderes, es ist immer etwas Neues, es wird nie langweilig. Tischtennis ist einfach extrem facettenreich und hat deswegen, glaube ich, diesen hohen Reiz. Eine meiner großen Stärken ist der extreme Ehrgeiz. Mich muss man wirklich bremsen, nach Hause schicken und zu Pausen zwingen. Sonst würde ich am liebsten in der Halle übernachten.

Nach zweimal Silber jetzt zweimal Gold?

Als Sportler versucht man, sich immer zu verbessern. Und wenn ich in Rio zweimal Silber geholt habe und mich verbessern will, fahre ich jetzt nach Tokio, um zweimal Gold zu holen.

Meine Mutter hat mir mal eine Geburtstagskarte geschrieben, auf der stand: Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. Und das hat für mich eine tiefere Bedeutung, weil eines meiner größten Hobbys die Lego-Technik ist. Und das sind ganz, ganz, viele kleine Steine, aus denen man wirklich ganz, ganz, viele schöne große Sachen bauen kann. Das hat sich nicht nur in meinem Hobby, sondern in meinem Leben schon ganz oft gezeigt.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Paralympics 2020 | 24.08.2021 | 09:05 Uhr

Stand: 16.08.21 09:56 Uhr