Sportler

Paralympics: Mein Weg - Valeska Knoblauch

Ich bin Valeska Knoblauch, Badminton-Spielerin, und im deutschen Team für die Paralympics in Tokio. Ich bin 30 Jahre alt und habe zwei große Erfolge gefeiert: Der erste war 2018 in Irland, da habe ich meine erste EM-Goldmedaille im Einzel gewonnen und konnte die dann auch ein paar Monate später verteidigen.

Das sind auf jeden Fall zwei Ereignisse, so Schlüssel-Momente, an die ich mich sehr, sehr gerne zurückerinnere und die mir einen Boost gegeben haben.

Für mich ist es wichtig, dass die Paralympics stattfinden, weil wir als Menschen mit Behinderung einmal in vier Jahren diese riesengroße Bühne bekommen. Diese Aufmerksamkeit weltweit, diese Verbindung zwischen Menschen mit Behinderung und dieses positive Event. Ein großes Sportfest. Ich finde es enorm wichtig, dass das trotz der schwierigen Situation stattfindet.

Eine größere Plattform für den Sport

Ich bin eher schüchtern. Vor der Kamera zu stehen, ist eigentlich gar nicht mein Ding. Aber ich mache das eben auch, damit wir eine größere Plattform bekommen für den Sport. Ganz ehrlich: Wenn ich dafür herhalten muss, dann mache ich das natürlich sehr gerne.

Ich habe eine Querschnittlähmung, eine komplette Querschnittlähmung. Mit 14 hatte ich einen Unfall in der Schule. Ich habe mich so wie alle und wie immer in der Fünf-Minuten-Pause zwischen zwei Stunden auf die Fensterbank gesetzt, wollte mich anlehnen und habe dabei nicht bemerkt, dass das Fenster an der Stelle einen Spalt weit geöffnet war. Dann bin ich nach hinten rausgefallen, direkt auf die Wirbelsäule und sitze seitdem im Rollstuhl.

Anfangs wollte ich nie so richtig Kontakt haben zu anderen Menschen, die auch im Rollstuhl sitzen und habe das immer abgeblockt. Ich kannte keine jungen Rollstuhlfahrer, es gab keine Vorbilder, keine, an denen ich mich irgendwie orientieren konnte. Und ich hatte eben auch noch ein sehr stereotypes, negatives Bild - tatsächlich.

Deswegen habe ich das, glaube ich, immer so ein bisschen abgeblockt. Ich war jung, da will man natürlich einfach nur mit seinen Freunden zusammen etwas unternehmen und sich vielleicht auch nicht damit auseinandersetzen, dass man selbst im Rollstuhl sitzt. Mit der Zeit kam das dann allerdings. Ich habe durch den Sport andere Leute kennengelernt und konnte mich mit denen austauschen.

Para-Badminton ist anspruchsvoll

Ich würde sagen, technisch ist Para-Badminton gar nicht so unterschiedlich, was die Schlagbewegung angeht. Aber bei uns ist halt die Schwierigkeit, dass wir mit dem Arm, mit dem wir schlagen, auch fahren müssen. Das heißt, der Badminton-Spieler hat im Prinzip die ganze Zeit seinen Arm oben und kann den Schlag vorbereiten. Wir müssen fahren und dann, wenn wir das Gefühl haben, wir sind jetzt am Ball, erst dann können wir unseren Arm lösen und zuschlagen. Ich finde, das ist schwieriger.

Meine Schwäche ist, dass ich immer sehr nervös und sehr kritisch mit mir selbst bin. Und ja, das ist manchmal vielleicht ein bisschen schwierig, das zu verdrängen oder mal auszuschalten. Meine Stärke ist, dass ich viel Kraft im Schlag habe - im Vergleich zu anderen Frauen. Ich kann meine Gegnerinnen gut unter Druck setzen.

Sport ist einfach eine gute Sache fürs Selbstbewusstsein, fürs Selbstwertgefühl und um unabhängiger zu werden. Und ich finde es einfach wichtig, dass Para-Sport zunehmend öffentlich stattfindet. Damit es eben nicht mehr etwas total Besonderes ist, sondern einfach Sport. Am Ende ist es Sport.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Paralympics 2020 | 24.08.2021 | 09:05 Uhr

Stand: 16.08.21 09:56 Uhr